Fußball

Real-Star beleidigt Rassistischer Ausfall sorgt für "traurigen Tag" in Spaniens Fußball

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Vinicius Jr. wurde zum wiederholten Male Ziel rassistischer Beleidigungen.

(Foto: picture alliance / AA)

Real Madrid verliert in 90 Minuten ein Fußballspiel, einen Tabellenplatz und einen Stürmerstar. Zu einem "traurigen Tag" machen das Spiel für den Champions-League-Sieger aber rassistische Beleidigungen gegen Vinicius. Der Brasilianer ist nicht zum ersten Mal das Ziel.

Real Madrid hat nach dem schmerzvollen Aus in der Champions League auch in der Liga einen Rückschlag kassiert. Spaniens Fußball-Rekordmeister verlor am Sonntag das hitzige Duell beim abstiegsbedrohten FC Valencia mit 0:1 (0:1) und damit auch Platz zwei an den Stadtrivalen Atlético. Überschattet wurde die Partie aber von erneuten rassistischen Beleidigungen gegen Reals Vinicius Junior. Das Tor des Abends für die Gastgeber erzielte Diego Lopez (33.).

In der zweiten Halbzeit kam es zu einer mehrminütigen Unterbrechung, nachdem der Brasilianer von einem Anhänger der Gastgeber rassistisch beschimpft worden war. Vinicius stellte sich anschließend vor die Fankurve und deutete auf den Übeltäter. Das Spiel wurde erst fortgesetzt, als der Stadionsprecher eine Ansage machte, Respekt zu zeigen und rassistische Äußerungen zu unterlassen.

"Tut mir leid für die Spanier"

"Es war weder das erste noch das zweite noch das dritte Mal. Rassismus ist in La Liga normal. Die Konkurrenz hält es für normal, der Verband auch und die Gegner ermutigen es. Es tut mir leid", schrieb Vinicius nach dem Spiel. "Die Meisterschaft, die einst Ronaldinho, Ronaldo, Cristiano und Messi gehörte, gehört heute den Rassisten. Eine wunderschöne Nation, die mich willkommen geheißen hat und die ich liebe, die sich aber bereit erklärt hat, das Bild eines rassistischen Landes in die Welt zu exportieren."

Die Unterbrechung hatte eine 15-minütige Nachspielzeit zufolge, in der Vinicius aufgrund einer Tätlichkeit die Rote Karte (90.+7) sah. "Es tut mir leid für die Spanier, die anderer Meinung sind, aber heute gilt Spanien in Brasilien als Land der Rassisten. Und leider habe ich für alles, was jede Woche passiert, keine Verteidigung. Aber ich bin stark und werde bis zum Ende gegen Rassisten vorgehen", ergänzte der Stürmer, der den Liga-Verantwortlichen wiederholt Untätigkeit vorwarf. "Anstatt Rassisten zu kritisieren, erscheint der Liga-Präsident wieder einmal in den sozialen Medien, um mich anzugreifen", schrieb der 22-Jährige auf Twitter. Tebas stelle sich "mit den Rassisten auf eine Stufe". "Ich will Taten und Strafen", forderte er. Die Antwort von Tebas ließ nicht auf sich warten. Weder Spanien noch LaLiga seien rassistisch, betonte er. Rassismus-Vorfälle würden "mit aller Härte verfolgt". Diese Saison habe man neun rassistische Vorfälle bei der Justiz angezeigt, acht davon gegen Vinicius.

Dem von Medien veröffentlichten Spielbericht zufolge war Vinicius in der 73. Minute von einem Fan beleidigt worden. Daraufhin sei das dreistufige Rassismus-Protokoll eingeleitet worden, das in letzter Instanz zum Spielabbruch hätte führen können. Kurz vor Abpfiff sah Vinicius nach einer Rudelbildung auch noch die Rote Karte. In den vergangenen Monaten ist es immer wieder zu rassistischen Beleidigungen gegen Vinicius gekommen.

"Heute war ein trauriger Tag im Mestalla, an dem eine Gruppe von Fans ihre schlimmste Version gezeigt hat. Es ist an der Zeit, mit dem Reden aufzuhören und energisch zu handeln. Rassismus hat weder im Fußball noch in der Gesellschaft einen Platz. Nein zu Rassismus", schrieb Real-Trainer Carlo Ancelotti auf Instagram. Direkt nach dem Spiel hatte Ancelotti, der auch schon in England und Deutschland gearbeitet hat, gesagt: "Ich habe noch nie erlebt, dass ein ganzes Stadion einen Spieler rassistisch beleidigt." Teile des Publikums im Mestalla hatten Vinicius nach seinem Platzverweis mit "Mono, Mono"-Rufen verabschiedet - dem spanischen Wort für "Affe".

Unterstützung erhielt Vinicius Junior aus seiner Heimat. So begann Präsident Luiz Inácio Lula seine Pressekonferenz zum Abschluss des G7-Gipfels in Hiroshima mit einer Aussage zum Nationalspieler. Er drückte dem Offensivspieler seine Solidarität aus. "Es kann nicht sein, dass in der Mitte des 21. Jahrhunderts rassistische Vorurteile in mehreren Fußballstadien in Europa an Stärke gewinnen", sagte Lula.

Quelle: ntv.de, ter/sid/dpa

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