Fußball

Ballack spielt auf Zeit Rauball attackiert Löw

Zwischen Bundesliga und Nationalelf knirscht es im Gebälk. Liga-Boss Reinhard Rauball bezeichnet die Kritik von Bundestrainer Joachim Löw an der Bundesliga als undifferenziert. Derweil scheint sich Michael Ballack mit dem Ende seiner Nationalmannschaftskarriere zu beschäftigen.

"Es ist eine unstrittige Tatsache, dass uns England und Spanien international noch einen Tick voraus sind": Joachim Löw.

"Es ist eine unstrittige Tatsache, dass uns England und Spanien international noch einen Tick voraus sind": Joachim Löw.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Hängepartie um Michael Ballack steht offenbar kurz vor dem Ende, dafür droht Joachim Löw nun die Zerreißprobe mit der Deutschen Fußball Liga. Liga-Boss Reinhard Rauball fuhr dem Bundestrainer jedenfalls in die Parade, nachdem Löw die internationale Leistungsstärke der Bundesliga in Zweifel gezogen hatte. "Schalke 04 hat mit dem Triumph gegen Inter Mailand die passende Antwort auf die Kritik von Joachim Löw gegeben. Die Aussagen des Bundestrainers waren undifferenziert und tun der Bundesliga unrecht", sagte der Präsident von Borussia Dortmund im Gespräch mit der "WAZ".

Löw hatte die Bundesliga kritisiert und gesagt, dass das Oberhaus im direkten Vergleich mit Spanien und England noch lange nicht an der europäischen Spitze angekommen sei. Nun erklärte der 51-Jährige, dass "die sportliche Entwicklung der Bundesliga in den vergangenen Jahren" auch durch die Rückeroberung des dritten Champions-League-Startplatzes zwar positiv, aber vor allem international weiterhin ausbaufähig sei.

"England und Spanien einen Tick voraus"

"Es ist eine unstrittige Tatsache, dass uns England und Spanien international noch einen Tick voraus sind. Das belegt das Uefa-Ranking. Oder eben ein Blick auf die aktuelle Champions League-Saison - da stehen drei englische Klubs und zwei spanische Vereine im Viertelfinale. Die Engländer sind zudem seit 2007 immer mit mindestens zwei und zweimal sogar mit vier Mannschaften im Champions League-Viertelfinale vertreten gewesen. Real Madrid und der FC Barcelona haben seit 1998 insgesamt fünfmal die Champions League gewonnen", sagte Löw.

"Der letzte Titelgewinn der A-Nationalmannschaft liegt schließlich anderthalb Jahrzehnte zurück": Reinhard Rauball.

"Der letzte Titelgewinn der A-Nationalmannschaft liegt schließlich anderthalb Jahrzehnte zurück": Reinhard Rauball.

(Foto: picture alliance / dpa)

Rauball ist völlig anderer Meinung. "Die laufende Saison ist nur eine Momentaufnahme, der Trend zeigt ungebrochen nach oben. Darüber hinaus sind die internationalen Erfolge anderer Ligen oftmals durch Schuldenmacherei und zu Lasten des nationalen Wettbewerbs teuer erkauft", entgegnete Rauball und schrieb Löw ins Stammbuch: "Und im Übrigen wundert es mich, wenn über mangelnde internationale Erfolge der Vereinsmannschaften geklagt wird: Der letzte Titelgewinn der A-Nationalmannschaft liegt schließlich anderthalb Jahrzehnte zurück." Das war der EM-Triumph 1996 in England unter dem damaligen Bundestrainer Berti Vogts. Bereits während der WM in Südafrika hatte Rauball moniert, dass die Erfolge der Nationalmannschaft von den DFB-Verantwortlichen nicht auch der DFL und deren Leistungszentren zugeschrieben wurden.

 Auch DFL-Chef Christian Seifert machte deutlich, dass die Erfolge der DFB-Auswahl ohne die Bundesliga so nicht möglich gewesen wären. "Ohne die Arbeit und Unterstützung der Liga wären die Erfolge der Nationalmannschaft nicht denkbar. Im Wesentlichen dank der Leistungszentren gibt es heute mehr und besser ausgebildete junge Spieler als je zuvor. Aus diesem Reservoir schöpft der DFB. Deshalb hat die Nationalmannschaft künftig auch wieder eine echte Chance, Titel zu gewinnen", betonte Seifert.

Kapitän Michael Ballack spielt auf Zeit

Während es zwischen DFL und DFB weiter heftig knirscht, scheint sich das Verhältnis zwischen Nationalmannschaftskapitän Ballack und Löw zunehmend zu entspannen. Nach einigen Telefonaten zuletzt soll es noch im April zu einem Treffen zwischen dem Capitano und dem Bundestrainer kommen.

Ballack will dabei noch ein wenig auf Zeit spielen, da er sich offenbar noch längst nicht in Nationalmannschafts-Form sieht. "Ich brauche noch Zeit und den Rhythmus, um dann eine Entscheidung zu treffen, ob ich es noch einmal packe", sagte der DFB-Kapitän als Experte des TV-Senders Sky beim Champions-League-Viertelfinale zwischen seinem Ex-Klub FC Chelsea und Manchester United (0:1).

Der 2010 von schweren Verletzungen geplagte Ballack, der vor über einem Jahr sein 98. und bislang letztes Länderspiel für das DFB-Team bestritt, hofft aber weiterhin auf sein DFB-Jubiläum. Löw könnte Ballack für die Länderspiele gegen Uruguay (29. Mai) und Brasilien (10. August) einladen, um Ballack mit seinem 100. Länderspiel einen würdigen Abgang zu bescheren. Löw hat sich allerdings bislang nicht klar geäußert und immer wieder darauf hingewiesen, dass der Routinier erst einmal wieder hundertprozentig fit werden und seine alte Frische erlangen müsse.

Quelle: ntv.de, Marc Schmidt, sid

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