Konspirative Immobiliengeschäfte Real Madrid droht EU-Strafe
03.04.2013, 19:28 UhrReal Madrid ist ins Visier der EU-Kommission geraten. Geprüft werden sollen Immobiliengeschäfte und der Verdacht, der spanische Rekordchampion könnte von unlauteren Vorteilen profitiert haben. Die Strafe könnte drastisch ausfallen, theoretisch.
Die EU-Kommission nimmt Real Madrid wegen Grundstücksgeschäften unter die Lupe. Es geht um den Vorwurf, Spaniens Fußball-Meister habe in konspirativer Absicht mit der Stadtverwaltung den Preis des Landes rund um das Bernabeu-Stadion hochgetrieben. "Ich kann bestätigen, dass die EU-Kommission solche Informationen erhalten hat und wir das analysieren", sagte der Sprecher von EU-Wettbewerbskommissar Joaquín Almunia in Brüssel. Möglicherweise handele es sich dabei um unerlaubte staatliche Beihilfen.
Allerdings habe die EU-Kommission noch nicht entschieden, ob sie eine formale Untersuchung des Falls eröffne, betonte der Sprecher. Sollten die obersten EU-Wettbewerbshüter zu dem Schluss kommen, dass Real von unlauteren Vorteilen profitiert hat und dies gegen die EU-Regeln verstößt, müsste der Verein Gelder zurückzahlen.
Nach einem Bericht der britischen Zeitung " Independent" haben Real und der Stadtrat von Madrid eine vorteilhafte Abmachung über Grundstücke rund um das Bernabeu-Stadium abgeschlossen, auf dem ein lukratives neues Einkaufszentrum und ein Hotelkomplex entstehen sollen.
Kaufpreis deutlich unter Wert
Real steht unter Verdacht, bei einem Immobilienkauf 1996 einen Preis deutlich unter dem eigentlichen Wert gezahlt zu haben. Für das staatliche Grundstück in der Nähe des Bernabeu-Stadions hatte Madrid vor 17 Jahren umgerechnet 421.000 Euro investiert, der aktuelle Wert liegt bei 22,7 Millionen Euro. Die Statuten der Europäischen Fußball-Union (UEFA) untersagen jegliche Form von staatlicher Hilfe für Klubs. Die Verantwortlichen von Real bestreiten jede Art von Bevorzugung.
Die Entscheidung der Stadt, dem Verein das Land zur Neugestaltung zu überlassen, könnte daher gegen EU-Recht verstoßen. Real Madrid könnte nach diesem Handel leichter Kredite aufnehmen und auf dem Transfermarkt stärker auftreten.
Bereits Mitte März hatte die EU-Kommission bekanntgegeben, dass sie Zweifel an der Zulässigkeit staatlicher Unterstützung für mehrere spanische Fußballvereine hat. Dabei geht es um Vergünstigungen bei Sozialabgaben, Sozialversicherungsschulden und Steuerschuld. Nach Medienberichten handelt es sich dabei um drei Fußballvereine aus Valencia, die ihre Schulden nicht zurückzahlen konnten.
Verdachtsfälle auch in Holland
Anfang März waren bereits fünf niederländische Städte und die dort ansässigen Fußball-Profiklubs wegen ihrer Geschäfte mit den Stadien vor Ort ins Visier der Wettbewerbskommission geraten, darunter auch die PSV Eindhoven. Die Klubs hatten wegen finanzieller Engpässe ihre Stadien an die jeweiligen Gemeinden verkauft und zurückgeleast.
Die EU-Wettbewerbskommission ist zuständig für kommerziellen Wettbewerb, Unternehmensfusionen und Anti-Kartell-Gesetzgebung. In der Vergangenheit verhängte die Kommission wegen verschiedener Vergehen bereits drastische Strafen gegen weltweit operierende Unternehmen, beispielsweise ein Bußgeld von 1,7 Milliarden Euro gegen Microsoft.
Quelle: ntv.de, dpa/sid