Die 110-Millionen-Euro-Saga Real jagt Tottenhams Gareth Bale
01.08.2013, 10:23 Uhr
Der talentierte Mr. Bale würde gern von Tottenham zu Real Madrid wechseln - aber er darf bisher nicht.
(Foto: AP)
Ein junger Waliser von den Tottenham Hotspurs soll der Stareinkauf von Real Madrid werden. Für Gareth Bale sind die Königlichen bereit, eine Rekordablöse zu zahlen. Bis zu 145 Millionen Euro. Bale hat Real damit schon überzeugt, nur Tottenham stellt sich quer - wieder einmal.
Am Montag hatten Debbie und Frank Bale einen Termin bei den Tottenham Hotspurs. Es ging um ihren Sohn, Gareth, 24 Jahre alt, Fußballprofi bei den Spurs - und unglücklich damit, weil er lieber Profi bei Real Madrid wäre. Die Wertschätzung ist gegenseitig. Die Königlichen haben den "Prince of Wales" zu ihrem Wunschtransfer für den Sommer 2013 erklärt - und bieten nun die Weltrekordsumme von 110 Millionen Euro, um den walisischen Nationalspieler unter Vertrag nehmen zu können. Familie Bale haben die 110 Millionen Argumente überzeugt. Also sprachen sie bei Tottenhams Besitzer Daniel Levy mit der Bitte vor, er möge doch endlich mit Real verhandeln.
Geholfen hat es nicht. Real-Präsident Florentino Perez mag zwar der Spezialist für sündhaft teure Fußball-Transfers sein. Aber Levy ist der Experte für unendliche Wechselsagas. In Transferfragen sagt er zunächst mal kategorisch "No". Das weiß jetzt auch Familie Bale. Am Mittwoch musste der torgefährliche Flügelspieler widerwillig zum Training bei Tottenham erscheinen und wurde dabei von einer Horde Paparazzi empfangen. So unglücklich Bale ist, so glücklich ist die Presse in Spanien und England über das Wechseltheater.
Das neuerliche Pokerspiel ist für die Sporttageszeitungen ein Segen und treibt wilde Blüten, auch eine Ablöse von 145 Millionen Euro kursierte schon. Jüngstes Gerücht aus Spanien: Real ist bereit, 80 Millionen Euro plus den Portugiesen Fabio Coentrao nach England zu schicken. Jüngstes Gerücht aus England: Die Spurs, die seit Wochen jede Offerte mit einem kalten "No" abschmettern, sollen einverstanden sein, wenn Real an die 100 Millionen Euro herangeht und noch Luka Modric zurück nach London schickt. Der Kroate wechselte 2012 für 30 Millionen Euro von der White Hart Lane zu Real - ebenfalls nach einem waschechten Transferdrama.
König der Nein-Sager, König der Zocker
Tröstlich für Bale: Levy ist zwar als Nein-Sager bekannt, aber auch als Zocker - der bis zur letzten Sekunde pokert und damit den Gewinn maximiert. Zumal Real fest entschlossen scheint, vier Jahre nach dem Rekordtransfer von Cristiano Ronaldo für 94 Millionen Euro in neue Dimensionen vorzustoßen und damit dem Mantra von Klubboss Perez zu folgen. "Die teuersten Spieler sind normalerweise die billigsten", sagt der milliardenschwere Bauunternehmer gerne mit Blick auf die Einnahmen, die ihm seine Weltstars über Merchandising und Werbung einbringen. Kleines Problem: Gareth Bale ist (noch) kein Weltstar, was die Königlichen allerdings nicht weiter zu stören scheint.
Denn Bale hat alle Anlagen, um ein Fußball-Weltstar zu werden. Das behauptet kein Geringerer als Zinedine Zidane. "Er steht auf einer Stufe mit Ronaldo und Messi", schwärmt der dreimalige Weltfußballer. Was sie von gewöhnlichen Stars unterscheidet: "Die größten Spieler können auch mal nicht so große Spiele machen, aber sie können in einem einzigen brillanten Moment alles verändern."
Als Sportdirektor von Real muss Zidane dafür sorgen, dass Bale und Ronaldo künftig bei Real zusammenspielen und die Madrilenen zum zehnten Champions-League-Titel schießen. Es wäre im Sinne der Real-Fans. Die hatten bei der Präsentation des neuen Trainers Carlo Ancelotti schon lautstark gefordert: "Hol Bale." Wohl auch deshalb hat Zidane dem Real-Anhang versprochen: "Wir werden bei Gareth Bale nicht locker lassen. Auf keinen Fall."
"Titelkandidat oder Nobody?"
Real-Keeper Iker Casillas hat den Umworbenen bereits in den Kreis der "drei, vier besten Spieler Europas erhoben". In Englands Premier League ist der Waliser, der vom linken Verteidiger zum Linksaußen umgeschult wurde, einer der größten Stars. Sein Abschied wäre ein immenser Rückschlag für die Champions-League-Ambitionen des Tabellenfünften der vergangenen Saison. "Mit oder ohne Bale - Titelkandidat oder Nobody?", schrieb der "Daily Mirror".
Der 110-Millionen-Euro-Mann selbst hat sich öffentlich noch nicht geäußert. Sein Kontrakt in London läuft noch bis 2016. Eine Ausstiegsklausel gibt es nicht, wohl aber ein Versprechen von Levy, dass Bale bei einem Angebot von Real wechseln dürfe. Vieles spricht daher dafür, dass es in den Verhandlungen zu heftigen Diskussionen kommen wird. Die englischen Zeitungen sind sicher: Bale wird kämpfen, um seinen Real-Traum zu verwirklichen.
In seiner sechsten Saison bei den Spurs hatte der Profi zuletzt in 33 Partien 21 Tore erzielt, fünf davon per direktem Freistoß. Bale räumte fast alle Auszeichnungen ab, die es zu gewinnen gab, und wurde gleich mehrfach zum Spieler der Saison gewählt. Bale sei ein Champions-League-Spieler bei einem Europa-League-Teilnehmer, glaubt die "Daily Mail". Ein Wechsel sei deswegen der richtige Schritt. Dazu muss Daniel Levy aber noch Ja sagen - wofür er noch bis zum 2. September Zeit hat.
Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa