"Ein Vorbild für die Basis" Referee-Chef nervt "Wildwestatmosphäre"
04.01.2020, 10:34 Uhr
Lutz Michael Fröhlich wünscht sich ein besseres Miteinander von Spielern und Unparteiischen.
(Foto: imago images / Martin Hoffmann)
Viele Fußballer lamentieren und diskutieren, wenn der Unparteiische sie verwarnt. Bei den Amateuren kommt es gar mehrfach zu Gewaltexzessen. Schiedsrichter-Chef Lutz Michael Fröhlich appelliert nun an den Fair-Play-Gedanken. "Das Thema ist in der Gesellschaft angekommen."
Lutz Michael Fröhlich sieht angesichts der Gewalt gegen Unparteiische im Amateurfußball auch das Verhalten der Profis kritisch. Diese seien "nun mal ein Vorbild für die Basis", sagte der 62 Jahre alte Schiedsrichter-Chef -der Tageszeitung "Die Welt": "Und wenn bei den Profis Wildwestatmosphäre herrscht, dann herrscht die oftmals auch an der Basis."
Daher seien Klubs und Spieler in den oberen Ligen gefordert, an der Lösung des Problems mitzuarbeiten. "Es ist leicht, über Respekt und Fairness zu reden, aber wir sollten das dann auch alle leben und den Fair-Play-Gedanken nicht mit Füßen treten lassen. Wir würden uns wünschen, dass die Klubs oder Vereine ihre Spieler noch mehr in die Pflicht nehmen."
Aggressive Grundeinstellung fast schon normal
Bei den Amateuren bestreikten die Schiedsrichter zuletzt ganze Spieltage, um auf die steigende Gewaltbereitschaft auf deutschen Fußballplätzen hinzuweisen. Die Profis, so Fröhlich, vermittelten zumindest, dass eine aggressive Grundeinstellung gegenüber den Referees in Ordnung sei: "Schauen wir doch nur mal, wie Spieler bei Entscheidungen im Spiel oft reagieren", kritisierte Fröhlich. "Das hat zwar nichts mit körperlicher Gewalt gegen Schiedsrichter zu tun, aber es ist aggressives Gebärden mit verbaler Gewalt."
Fröhlich, Vorsitzender der Schiedsrichter-Kommission Elite beim DFB, sieht allerdings Bewegung in der Angelegenheit, da mittlerweile öffentlich über das Problem diskutiert werde. "Wir versuchen zu diesem Thema schon seit Jahren zu sensibilisieren", sagte er: "Jetzt sind wir einen Schritt weiter. Denn das Thema ist in der Gesellschaft angekommen."
Quelle: ntv.de, ara/sid