Dortmunds Gala gegen Gladbach Reus explodiert gegen Ex-Klub
30.09.2012, 12:21 Uhr
Marco Reus, zurückhaltend.
(Foto: REUTERS)
Borussia Mönchengladbach spülte der Transfer Millionen in die Kasse. Aber die Leichtigkeit, mit der Marco Reus im Dortmunder Trikot die Reihen seiner Ex-Kollegen durcheinander wirbelt, wird die Verantwortlichen wehmütig machen. Und im Ruhrgebiet ist klar: Diese Saison hat noch viel zu bieten, in der Liga und hoffentlich auch in der Champions League.
Marco Reus verkniff sich großen Jubel. Nach seinen beiden spektakulären Toren verzog er keine Miene, er presste demonstrativ die Arme an seinen Körper und ließ die Feierlichkeiten der Mannschaftskollegen von Borussia Dortmund über sich ergehen. "Ich wollte nicht jubeln, aus Respekt vor Gladbach. Ich hatte dort drei wunderschöne Jahre, die mich geprägt haben", erklärte der Nationalspieler nach dem 5:0 (2:0) des Deutschen Meisters gegen seinen Ex-Klub Borussia Mönchengladbach.
Im nächsten Moment wechselte der 23-Jährige nicht minder auffällig das Thema. "Sicherlich, es war ein besonderes Spiel für mich. Wichtig war nur, dass wir heute gewonnen haben", sagte Reus. Mit seinen Saisontreffern Nummer drei und vier (35. und 70.) hatte er die Selbstzweifel beim BVB nach zuvor zwei Begegungen ohne Dreier mit sechs Gegentoren (2:3 in Hamburg und 3:3 in Frankfurt) beseitigt - und das rechtzeitig vor dem zweiten Gruppenspiel in der Champions League am Mittwoch (20.45 Uhr/n-tv.de-Liveticker) beim englischen Meister Manchester City.
Keine Zweifel
Zu keinem Zeitpunkt herrschten jedoch in Dortmund die geringsten Zweifel an der Investition von 17 Millionen Euro in den Ausnahme-Fußballer. Bei seinen Toren schnalzten die 80.645 Fans in beiden Lagern mit der Zunge, und Trainer Jürgen Klopp fasste die Aktion mit dem gefühlvollen Heber aus spitzem Winkel zum zwischenzeitlichen 3:0 mit einem Wort zusammen: "Weltklasse!" Die BVB-Fans waren sich nach der Reus-Show gegen seine alten Kollegen, dem wohl bisher besten Auftritt des Neuzugangs in schwarz-gelb, einig: Marco Reus ist endgültig in seiner Geburtsstadt Dortmund angekommen. Denn in den vorherigen insgesamt sieben Auftritten hatte der Torjäger oft noch wie ein Fremdkörper in der Power-Maschinerie der Double-Siegers gewirkt. "Irgendwann wird er unseren Fußball gefressen haben, dann wird er noch stärker. Er ist ein toller Fußballer", sagte Klopp.
Reus, der nie zuvor in seiner Karriere nach sechs Spieltagen vier Tore erzielt hatte - nicht einmal in der Vorsaison in Gladbach (18 Treffer), - fügt sich immer besser in das BVB-Kollektiv ein und scheint in seinem Freund Mario Götze den idealen "Spielkameraden" gefunden zu haben. Die beiden Techniker ergänzen sich ideal, wobei die Schnelligkeit Reus besonders torgefährlich macht. So wie beim 1:0, als er zunächst Roel Brouwers tunnelte, anschließend unaufhaltsam durch die Vierer-Abwehrkette sprintete und Gladbachs Torhüter Marc-André ter Stegen keine Chance ließ. Wie wichtig dieser Treffer nach den unnötigen Punktverlusten in der englischen Woche war, sollte sich anschließend zeigen.
Kämpfen und dominieren
Die Leichtigkeit, die spätestens am vergangenen Dienstag in Frankfurt verloren schien, kehrte beim BVB zurück. Letzte Anflüge von Skepsis nach dem 2:0 durch Neven Subotic (40.) beseitigte Klopp in der Halbzeitpause. Denn "vor vier Tagen haben wir zur Halbzeit auch 2:0 geführt. Folglich erwartete uns eine spezielle Herausforderung." Und die hat der BVB exzellent gemeistert. "Wir mussten uns heute erst ins Spiel hineinkämpfen. Wir haben dann bis zum Schluss dominiert", resümierte Mittelfeldstratege Ilkay Gündogan, der zum 4:0 (75.) traf. Jakub Blaszczykowski (85.) blieb der Schlussakkord einer gelungenen Aufführung vorbehalten.
Für Gladbacher war es ein schwarzer Samstag. "Das war eine Klatsche. Das darf nicht passieren. Wir spielen manchmal wie Junioren", fluchte Trainer Lucien Favre, Stürmer Mike Hanke hatte indes "Schüler-Fußball" ausgemacht. Favre wollte die Talfahrt nach dem grandiosen Höhenflug in der letzten Saison bis auf Platz vier jedoch nicht mit dem Verlust von Reus in Verbindung bringen. "Wir vergessen zu verteidigen", sagte der Schweizer angesichts von bereits zwölf Gegentoren in der Liga sowie sieben Pflichtspielen ohne Sieg und kündigte seinen Profis "harte Arbeit" an. Denn in dieser Verfassung befindet sich der fünfmalige Meister auf dem Weg zurück zum Abstiegskandidaten.
Quelle: ntv.de, sid