England staunt nach Chelsea-Blamage Rösler begeistert in Brentford
28.01.2013, 15:25 Uhr
Drittligist Brentford gegen Champions-League-Sieger FC Chelsea, Endstand: 2:2.
(Foto: REUTERS)
Das Achtelfinale im englischen Pokal wird für viele Favoriten zum Stolpernstein. Einer der Größten beim Aufstand der Kleinen ist Trainer Uwe Rösler. Er blamiert mit Drittligist FC Brentford den großen FC Chelsea und zwingt den Champions-League-Sieger zum Nachsitzen.
Gewonnen hat Uwe Rösler im Achtelfinale des englischen Pokals nicht, trotzdem durfte er sich wie ein Gewinner fühlen: Englands Medien feierten den deutschen Trainer nach dem 2:2-Remis mit dem Drittligisten FC Brentford im FA-Cup gegen den Champions-League-Sieger und Pokalverteidiger FC Chelsea mehr als so manchen der zahlreichen Viertrunden-Überraschungssieger. "Der Fußball-Gott war auf unserer Seite, aber meine Mannschaft hat sich das Wiederholungsspiel durch ihren enormen Einsatz auch ehrlich verdient", gab der fünfmalige DDR-Auswahlspieler alle Komplimente für seine Arbeit an seine Spieler weiter.
Allem Understatement zum Trotz bedeutet Brentfords Achtungserfolg für Rösler im Fußball-Mutterland 15 Jahre nach seinem Profi-Abschied von Manchester City die Rückkehr ins Rampenlicht. Mit 65 Toren in 177 Pflichtspielen erwarb sich Rösler in seinen vier Jahren bei den Citizens so große Popularität, dass die Fans den Thüringer sogar in die "Hall of fame" des Traditionsklubs wählten. Seine Beliebtheit kam dem 44-Jährigen auch bei seiner zweiten Karriere zugute.
"Es war nicht leicht, eine Position im englischen Fußball zu finden. Meine sechs Jahre als Trainer in Norwegen haben in England nichts gegolten. Aber meine Spieler-Karriere war vielen noch in Erinnerung und hat mir schließlich geholfen, dass ich das große Glück hatte, den Posten in Brentford zu bekommen", erinnert sich Rösler an seinen Einstieg vor zwei Jahren.
Schnörkellose Besonnenheit
Mit schnörkelloser Besonnenheit verfolgt der frühere Bundesliga-Angreifer seitdem im Westen von London das Ziel Zweitliga-Aufstieg. 20 Jahre nach dem Abschied aus dem Unterhaus und 65 Jahre nach seiner bislang letzten Erstliga-Saison ist Brentford den Vorgaben der Vereinsführung dabei momentan so nahe wie schon lange nicht mehr. Auf Platz drei hat Röslers Team nur sechs Punkte weniger auf dem Konto als der Spitzenreiter Tranmere Rovers - und noch ein Nachholspiel in der Hinterhand.
Wie überzeugt die Klubspitze von ihrem deutschen Coach ist, verdeutlichte zu Jahresbeginn die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2015. Die Pokal-Überraschung gegen Chelsea, bei der nur fünf Minuten zur Sensation fehlten, soll nur ein vorläufiger Höhepunkt der Entwicklung sein. Rösler: "Wir sind zurzeit die Mannschaft, die sich in unserer Liga die meisten Chancen erarbeitet und bekommen dafür viel Anerkennung. Was wir aber noch mehr brauchen, sind Punkte, damit wir unser Ziel erreichen können."
Große Sache für Verein und Mannschaft
Natürlich weiß der gebürtige Altenburger aber auch um den Stellenwert des Wiederholungsspiels (16. Februar) an Chelseas Stamford Bridge um den Einzug ins Achtelfinale: "Für die Mannschaft und den ganzen Verein ist das eine große Sache - auch finanziell." Steigende Erwartungen an sein Team fürchtet Rösler nicht. "Wir können völlig unbeschwert aufspielen: Wir können nur gewinnen", meinte Rösler und erläuterte seine Sichtweise: "Chelsea steht unter Druck, denn sie haben nur noch im Pokal eine realistische Titelchance und deswegen viel zu verlieren."
Schon viel gewonnen, aber seinen Posten noch längst nicht gerettet hat unterdessen Röslers Kollege Paul Dickov bei Brentfords abstiegsbedrohtem Ligarivalen Oldham Athletic. Trotz des 3:2-Triumphes gegen den früheren Rekordmeister und siebenmaligen FA-Cup-Gewinner FC Liverpool wollte Vereinschef Simon Corney seinem Coach nach zuvor sieben Niederlagen in acht Punktspielen keine Beschäftigungsgarantie für das nächste Match geben: "Siege wie dieser gegen Liverpool sind großartig, aber wichtiger ist für uns der Klassenerhalt. Wir müssen uns einfach nochmal unterhalten."
Quelle: ntv.de, sid