Fußball

Perplexer Löw verteidigt die DFB-Elf Romantische Verlierer? Niemals!

Bundestrainer Joachim Löw übt mit dem Ball.

Bundestrainer Joachim Löw übt mit dem Ball.

(Foto: dapd)

Zunächst ist alles prima in Paris, doch als dann ein Journalist den Finger in die Wunde legt, ist Schluss mit lustig. Fußballbundestrainer Joachim Löw holt tief Luft und setzt zu einer Verteidigungsrede an. Auch in eigener Sache. Und verspricht vor dem Testspiel gegen Frankreich: Das Beste kommt noch.

Frankreich - Deutschland, 21 Uhr
voraussichtliche Aufstellungen
Team: Lloris - Debuchy, Koscielny, Sakho, Evra - Cabaye, Matuidi, Sissoko - Valbuena, Benzema, Ribery
Trainer: Deschamps
Team: Adler - Lahm, Mertesacker, Hummels, Boateng - Khedira, Gündogan - T. Müller, Özil, Kroos - Gomez
Trainer: Löw

ab 20.45 Uhr im n-tv.de Liveticker

Eigentlich war Joachim Löw ganz guter Dinge. Schließlich ist die deutsche Fußballnational­mannschaft an diesem Mittwoch (ab 21 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in aller Freund­schaft zu Gast im Stade de France. 75.000 Zuschauer werden da sein, auch Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Francois Hollande. Die Partie ist der sportliche Teil der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Elysée-Vertrags.

Und obwohl sich mit Bastian Schweinsteiger, Marco Reus, Mario Götze, Marcel Schmelzer und Miroslav Klose fünf Akteure just vor diesem Testspiel gegen die "wahnsinnig gut organisierten" Franzosen krank gemeldet hatten, zeigte sich der Bundestrainer nach der Landung in Paris gelassen. Er referierte auf Nachfrage im Concorde La Fayette, einem 70er-Jahre-Hoch­haushotel mit vier Sternen und Autobahnanschluss unweit des Arc de Triomphe, munter darüber, dass es in Deutschland schließlich mehr als elf gute Spieler gebe und dass das mit den Ausfällen zwar ärgerlich, aber keine Katastrophe sei. "Diese Problematik gibt es, seit es Länderspiele gibt." Er werde eine Lösung finden. Nur welche genau, das verriet er wie meist nicht, lächelte aber dabei. Bis ein französischer Journalist die allerletzte Frage stellte.

Schluss mit guter Laune

Frankreichs romantische Verlierer bei der WM 1986.

Frankreichs romantische Verlierer bei der WM 1986.

Ob die deutsche Mannschaft nicht auf gutem Wege sei, sich den Beinamen "romantische Verlierer" zu verdienen, fragte der Reporter. Und spielte damit auf die legendäre französische Mannschaft an, die in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts mit Ausnahmespielern wie Michel Platini, Alain Giresse, Jean Tigana und Luis Fernandez Fußball zelebrierte, aber nie Weltmeister wurde - und seitdem so genannt wird.

Da war aber Schluss mit guter Laune. Dass jemand den Finger so rücksichtslos und doch charmant in die Wunde legt, schien den Bundestrainer, gerade 53 Jahre alt geworden und seit 2006 im Amt, dann doch leicht aus dem Konzept zu bringen. Er blickte zunächst in die Runde, als habe jemand vorgeschlagen, Michael Ballack aus dem Ruhestand zurück in die Nationalmannschaft zu holen. Zweimal vergewisserte er sich, ob er richtig gehört habe. Und schien zu überlegen, wie perfide die Frage gemeint war. Dann setzte er ein leicht gequältes Grinsen auf und zu etwas an, das die Bezeichnung Verteidigungsrede verdient.

"Schwächen erkannt, die wir abstellen müssen"

"Wir sind aktuell die Nummer zwei der Welt", legte er los. "Auch wenn wir nicht den ganz großen Coup gelandet haben, weil die Spanier alles dominieren, waren wir bei den letzten vier Turnieren immer mindestens im Halbfinale. Und in Sachen Spielkultur haben wir wahnsinnig große Fortschritte gemacht. Wir haben allen, auch den Fans, viel Spaß bereitet." Und vielleicht, weil auch Joachim Löw weiß, dass Platini und Kollegen immerhin 1984 Europameister wurden, kündigte er an: "Ich glaube, dass die Mannschaft ihre beste Zeit noch vor sich hat." Daran, dass sich das auch in Titeln auszahlt, will er "hartnäckig arbeiten". Auf dass "wir noch durchschlagskräftiger werden".

Es gehe darum, hatte Joachim Löw zuvor gesagt, den Konkurrenzkampf um die Plätze im Team zu forcieren. Und kreierte das schöne Wort Nicht-Turnier-Jahr. Priorität habe, klar, die Startberechtigung für die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien zu erwerben. Da niemand daran zweifelt, dass das klappt, darf es aber noch ein bisschen mehr sein. "Es ist ein Jahr der Weiterentwicklung. Und es ist ein Jahr der Konzentration, um sich vorzubereiten auf ein großes Turnier." Dabei gelte es vor allem, als Grundstein für ein erfolgreiches Abschneiden im Wettkampf mit den Besten, die Balance zwischen Offensive und Defensive zu finden.

"Wir haben Fehler und Schwächen erkannt, die wir abstellen müssen." Das 4:4 in der WM-Qualifikation gegen Schweden, als die deutsche Mannschaft Mitte Oktober im Berliner Olympiastadion eine Stunde lang Weltklassefußball zelebrierte, vier Tore vorlegte und dann völlig die Orientierung verlor, dürfte da als mahnendes Beispiel wirken. Nicht dass demnächst wieder einer mit der Geschichte von den romantischen Verlierern um die Ecke kommt.

Quelle: ntv.de

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