Fußball

Ex-Bayer mit Paraguay gegen DFB-Elf Roque Santa Cruz - genial und phlegmatisch

Er, Roque.

Er, Roque.

(Foto: imago sportfotodienst)

Er galt als das größte Versprechen der Fußball-Bundesliga, spielte acht Jahre für den FC Bayern, die Sportfreunde Stiller schenkten ihm ein Lied. Und doch war Roque Santa Cruz stets eher dabei statt mittendrin. Nun spielt er mit Paraguay gegen die deutsche Nationalelf.

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Mittwoch ab 20.45 Uhr (im Liveticker bei n-tv.de und bei Twitter) in Kaiserslautern gegen Paraguay spielt, dann geht es um - ja worum eigentlich? Nun, erst einmal um den Start in die Saison. Und weil im kommenden Jahr in Brasilien die Weltmeisterschaft stattfindet, ist es nicht der Start in irgendeine, sondern in die WM-Saison. Das klingt doch prima. Aber warum gegen Paraguay?

Bundestrainer Joachim Löw sagt: Weil Brasilien in Südamerika liegt un der mal testen will, wie es sich so gegen südamerikanische Mannschaften spielt. Gegen ein Team, das vor den beiden mutmaßlich entscheidenden Qualifikationsspielen des DFB-Teams gegen Österreich und auf den Färöern Anfang September mutmaßlich nicht allzu grandios aufspielt. Also Paraguay, das in der Qualifikation auf dem letzten Platz liegt und die WM verpasst. Wir aber sagen: Weil Roque Santa Cruz kommt. Der Mann ist in Deutschland aus zwei Gründen bekannt. Er hat zwischen 1999 und 2007 für den FC Bayern in der Bundesliga gespielt. Und, fast noch wichtiger: Die Münchener Band "Sportfreunde Stiller" hat ihm einst ein Lied geschenkt. Zu dem der Fußballprofi die sprachspielverdächtigen zwei Worte "Ich, Roque!" beisteuerte. Besonders Sportjournalisten nehmen diese Sache gerne auf, wir verzichten daher auf die rhetorische Frage, ob Santa Cruz am Mittwochabend den Betzenberg rockt.

"So viele großartige Erlebnisse und Spiele"

Ein interessanter Fußballspieler ist er auch ohne Kalauer, eher sanft als ein Rocker. Und der Paraguayer, der am Freitag seinen 32. Geburtstag feiert, galt zu Beginn des Jahrtausends als eines der größten Talente auf diesem Planeten. Glaubte zumindest Uli Hoeneß. Der jetzige Präsident und damalige Manager des FC Bayern hatte den 17 Jahre alten Angreifer im Juli 1999 für zehn Millionen Mark vom Erstligisten Olimpia Asuncion verpflichtet - und ihn mit dem niederländischen Weltklassestürmer Marko van Basten verglichen. 2002 sagte Hoeneß: "Er ist in fünf Jahren wahrscheinlich der Beste, den wir weltweit haben."

Am Ball für den FC Bayern: Roque Santa Cruz im Jahr 2007.

Am Ball für den FC Bayern: Roque Santa Cruz im Jahr 2007.

Als er 2007 nach 155 Spielen und 31 Toren zu den Rovers nach Black burn ging, hatte sich Roque Santa Cruz nie richtig als Stammspieler durchgesetzt. Auch, weil ihn Verletzungen immer wieder zurückwarfen. Dennoch bezeichnet er die Zeit in München immer noch als die schönste seiner Karriere. "Natürlich habe ich in Deutschland auch schwierige Zeiten erlebt, gerade mit meinen Verletzungen. Aber ich hatte so viele großartige Erlebnisse und Spiele: das Champions-League-Finale 2001, fünf Meisterschaften. Diese Erinnerungen sind stärker als alles andere." Er sagte aber auch: "Da habe ich nie eine echte Chance bekommen."

Vielleicht war die Last zu schwer, die sie ihm als jungen Spieler aufbürdeten. Dass sie zu viel von ihm erwartet haben, dem grandios veranlagten, eleganten Athleten. Ihn als ewiges Talent zu bezeichnen, trifft den Kern aber nicht. Es ist ja nicht so, als habe er nichts erreicht. Es ist nur so, dass er meist eher mitlief. Aber noch immer ist es so, dass er an guten Tagen nahezu schwerelos über den Platz zu schweben scheint, schnell, wendig. Und Tore schießt er dann auch. An schlechten Tagen wirkt er teilnahmslos, lethargisch, vom Phlegma befallen, wie einer, den das Ganze nichts angeht.

Beinahe wäre er wieder in der Bundesliga gelandet

Immerhin hat er 93 Mal für Paraguay gespielt, dreimal an einer Weltmeisterschaft teilgenommen, zum ersten Mal 2002 in Japan und Südkorea. Dort war erst im Achtelfinale Schluss - nach einem 0:1 gegen die DFB-Elf. Es war das bisher einzige Aufeinandertreffen beider Teams, Oliver Neuville schoss zwei Minuten vor dem Ende der Partie das Tor. Da war Roque Santa Cruz schon nicht mehr auf dem Rasen, eine Verletzung am Oberschenkel hatte ihn nach einer knappen halben Stunde zum Aufgeben gezwungen. 2006 in Deutschland schied Paraguay nach der Vorrunde aus, 2010 in Südafrika aber erreichte die Mannschaft als Gruppenerster und einem Sieg im Elfmeterschießen gegen Japan das Viertelfinale. Und verlor dort mit 0:1 gegen Weltmeister Spanien.

Auch in Blackburn hatte Roque Santa Cruz durchaus Erfolg, 19 Tore erzielte er in seiner ersten Saison, verpasste nur ein einziges Ligaspiel. Schon in München hatte er Mehmet Scholl als Tennie-Idol abgelöst, auch in England war er der Liebling des Publikums. In der Spielzeit 2008/2009 traf er allerdings nur noch viermal. Im Sommer wechselte er für 21 Millionen Euro zu Manchester City. Im Nachhinein keine gute Entscheidung. Anfang 2011 verlieh ihn der Verein zurück an die Blackburn Rovers, im Jahr drauf nach Spanien an den FC Sevilla. Im September vergangenen Jahres ging er schließlich, immer noch bei ManCity unter Vertrag, zum FC Malaga. Und schied mit seiner Mannschaft nach einem epischen Rückspiel in der Champions League gegen Borussia Dortmund aus. Das Viertelfinale hatte Malaga nur erreicht, weil Roque Santa Cruz im Achtelfinale gegen den FC Porto das entscheidende Tor geschossen hatte.

Beinahe wäre er wieder in der Bundesliga gelandet. Der Hamburger SV und sein Trainer Torsten Fink, der in München noch gemeinsam mit Roque Santa Cruz gespielt hatte, meldeten im Sommer, nachdem sein Kontrakt mit Manchester ausgelaufen war, massives Interesse an. Doch es wurde nichts draus, schließlich unterschrieb er für drei Jahre beim FC Malaga. Doch morgen Abend - da spielt er auf dem Betzenberg. Er, Roque.

Quelle: ntv.de

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