Rassistische Angriffe von 1992 Rostock-Fans provozieren mit Lichtenhagen-Anspielung
26.11.2023, 10:33 Uhr
Unter dem riesigen Banner mit dem Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen strömt schwarzer Rauch hervor.
(Foto: IMAGO/Fotostand)
Lichtenhagen ist nicht nur ein Stadtteil von Rostock, sondern im August 1992 auch tagelang Schauplatz massiver rassistischer Übergriffe durch Rechtsextreme. Im Zweitliga-Spiel gegen den FC St. Pauli zeigen Hansa-Fans ein riesiges Banner, das auf die Angriffe vor 30 Jahren anspielt.
Wenn Hansa Rostock gegen den FC St. Pauli spielt, treffen zwei Fanlager aufeinander, die sich gegenseitig zu großen Teilen ablehnen. Entsprechend aufgeheizt war die Stimmung auch am Samstagmittag im und um das Ostseestadion, wo nach umkämpften 90 Minuten ein knapper 3:2-Sieg für den Kiezklub feststand. Für Aufsehen sorgte allerdings weniger das sportliche Geschehen, sondern vor allem die großflächige Choreografie des Hansa-Anhangs vor dem Anpfiff. "Was spektakulär aussah, entpuppte sich als Rassismus-Eklat", schreibt die WAZ dazu, der "Kicker" machte "mindestens eine Verharmlosung fremdenfeindlicher Taten" aus - wie sie bei diesem Nordduell aber immer wieder vorkommt.
Über den kompletten Block war ein Plakat ausgebreitet, davor der Schriftzug "Plattenbau Rostock". Das ist einerseits der Name einer Fangruppierung. Und andererseits, gerade in Verbindung mit dem abgebildeten Sonnenblumenhaus in Rostock-Lichtenhagen, eine Anspielung auf die rassistisch motivierten Angriffe auf eben jenes Haus im August 1992.
Hunderte Randalierer, darunter zahlreiche Rechtsextreme und Neonazis, hatten damals tagelang die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber sowie ein Wohnheim für ehemalige vietnamesische Vertragsarbeiter im sogenannten Sonnenblumenhaus attackiert. Die Angriffe unter anderem mit Molotowcocktails wurden von über 1000 Schaulustigen laut NDR mit Applaus und Anfeuerung begleitet.
Schon in der Vergangenheit hatten die Hansa-Fans mit Anspielungen auf den Pogrom kokettiert, beispielsweise im August 2022, am fünften Spieltag der vergangenen Saison und kurz vor dem 30. Jahrestag der Übergriffe. "Weshalb ihnen Sympathien, mindestens aber Verharmlosung der fremdenfeindlichen Taten vorgeworfen wird", wie der "Kicker" schreibt. Während St.-Pauli-Präsident Oke Göttlich sich damals öffentlich dagegen positionierte und das Rostocker Banner kritisiert, war eine Distanzierung des FC Hansa Rostock ausgeblieben.
Entsprechend eindeutig erscheint die nun im November 2023 gewählte Symbolik. Zumal außerdem noch dunkler Rauch unter der Blockfahne hervorströmte, wie auf Fotos aus dem Stadion zu sehen ist. Für das im Vorjahr gezeigte Banner war der Verein anschließend vom Deutschen Fußball-Bund zu einer Geldstrafe verurteilt worden. Ob dieses ähnlich gelagerte Verhalten auch diesmal Konsequenzen hat, bleibt abzuwarten.
Quelle: ntv.de, tsi