Klage eingereicht Rubiales muss Haftstrafe nach Kuss fürchten
08.09.2023, 16:30 Uhr
Der Druck auf Rubiales wächst weiter.
(Foto: picture alliance/dpa/EUROPA PRESS)
Er ist suspendiert, er steht im Abseits, nun droht ihm das nächste Ermittlungsverfahren: Luis Rubiales, der Präsident des spanischen Fußballverbandes muss juristische Schritte gegen sich fürchten. Nach dem Kuss bei der WM-Siegerehrung droht ihm sogar eine Haftstrafe.
Im Skandal um den inzwischen suspendierten Fußballverbands-Präsidenten Luis Rubiales hat die Staatsanwaltschaft wie angekündigt die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens beantragt. Der Strafantrag gegen Rubiales sei beim Staatsgerichtshof in Madrid eingereicht worden, berichteten die Nachrichtenagentur Europa Press und andere spanische Medien unter Berufung auf die Staatsanwaltschaft. Ein Justizsprecher bestätigte diese Informationen.
"Die Staatsanwaltschaft beantragt, dass Luis Rubiales als Beschuldigter und Jenni Hermoso als Opfer angehört werden", teilte die Behörde laut Nachrichtenagentur AFP mit. Auch der Druck, den die Nationalspielerin und ihr Umfeld nach dem Vorfall erlebt hatten, wird in der Erklärung der Behörde berücksichtigt. Hermoso hatte in dieser Woche offiziell Anzeige gestellt.
Nun muss ein Untersuchungsrichter an der "Audiencia Nacional" in Madrid entscheiden, ob dem Strafantrag stattgegeben wird und Ermittlungen eingeleitet werden, die zu einem Prozess führen können. Nach Schätzungen von Experten könnte der 46 Jahre alte frühere Profi Rubiales zu einer Haftstrafe zwischen einem und vier Jahren verurteilt werden, wenn er tatsächlich auf die Anklagebank kommen und im Prozess schuldig gesprochen werden sollte. Als Alternative könnte das Verfahren eingestellt werden.
Rubiales hatte bei der Siegerehrung nach dem von Spanien gewonnenen WM-Finale in Sydney am 20. August die Spielerin Jennifer Hermoso auf den Mund geküsst. Dies sei in beiderseitigem Einvernehmen erfolgt, beteuert er. Hermoso erklärte aber, sie habe sich "als Opfer einer impulsiven, sexistischen und unangebrachten Handlung gefühlt, der ich nicht zugestimmt habe". Die 33-Jährige erstattete am Dienstag Anzeige. Diese ermöglichte wiederum den Strafantrag der Staatsanwaltschaft wegen sexueller Belästigung und Nötigung. Als eine solche kann ein nicht einvernehmlicher Kuss seit der jüngsten Reform des spanischen Strafgesetzbuches betrachtet werden.
Der Weltverband FIFA hat Rubiales bereits für 90 Tage suspendiert und ein Disziplinarverfahren eingeleitet. Rubiales weigert sich aber weiterhin, als Verbandschef zurückzutreten, obwohl das unter anderem auch von den Regionalverbänden des RFEF gefordert wurde. Die Möglichkeit eines Misstrauensvotums gegen den suspendierten Präsidenten lehnte der Nationalverband jedoch ab. Auch das spanische Sportverwaltungsgericht TAD beschäftigt sich mit dem Vorfall.
Quelle: ntv.de, ara/dpa/sid