"Wir sind eine Klasse besser" Rückkehr der Bayern-Arroganz
05.04.2010, 15:22 UhrNiemand beim deutschen Fußball-Rekordmeister sprach zu Beginn der Saison von einem möglichen Triple. Doch jetzt sieht alles anders aus: Finale im DFB-Pokal, möglicher Einzug ins Champions-League-Halbfinale, Sieg im Spitzenspiel auf Schalke. Während Trainer van Gaal noch staunt, tönt Präsident Uli Hoeneß schon mit neuem Selbstbewusstsein.

(Foto: REUTERS)
Die alte Bayern-Arroganz war mit einem Schlag wieder da. "Der FC Bayern ist mit großem Abstand die beste deutsche Mannschaft. Das tut mir leid für alle anderen. Aber eine richtig gute Mannschaft zeichnet eben aus, dass sie auch im Duell der Giganten besteht", sagte der prächtig gelaunte Präsident Uli Hoeneß nach dem 2:1 (2:1) im Topspiel bei Schalke 04. Die Rückkehr an die Tabellenspitze ließ Hoeneß geradezu euphorisch werden: "Dass wir bestehen, zeigen wir Woche für Woche."
Die viel zitierte Abteilung Attacke war nach dem dritten Big Point in zehn Tagen eher die Abteilung Eigenlob. Glaubt man Hoeneß, muss sich Manchester United für das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League am Mittwoch warm anziehen: "Immer, wenn es darauf ankommt, sind wir eine Klasse besser als die anderen. Wenn man eine Schlacht mit zehn Mann gewinnt, gibt das nochmal Luft."
Träume vom Triple
Die Siege gegen Manchester (2:1) sowie auf Schalke im Pokal-Halbfinale (1:0 n.V.) und in der Bundesliga haben den Rekordmeister in allen drei Wettbewerben in eine hervorragende Ausgangsposition gebracht. Die Bayern dürfen auf das Triple und ihre erfolgreichste Saison hoffen. "Wir sind oben - wie es sich gehört", sagte Kapitän Mark van Bommel.
Sein Trainer Louis van Gaal gab dagegen Rätsel auf. "Es ist unglaublich, was wir derzeit leisten", sagte der Niederländer nach dem "Tod oder Gladiolen"-Spiel noch ganz richtig, ehe seine kuriose Wortwahl für erhebliche Verwirrung sorgte: "Wir müssen schauen, wo wir den Tod finden." Van Gaal meinte, so wird vermutet, dass selbst die Bayern nicht ewig auf der Erfolgswelle schwimmen werden. Obwohl: "Der Geist ist wichtiger als der Körper."
Siege kommen nicht vom Robben allein

Thomas Müller, links, sorgte nach Vorlage von Ivica Olic für den zweiten Treffer auf Schalke.
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Das gilt nicht zwingend für Arjen Robben, dessen Körper zuletzt immer mal wieder zwickte. Rechtzeitig vor dem Trip auf die Insel hat er seine Wadenverletzung aber auskuriert. Am Sonntag übte Robben auf dem Platz, den freien Ostermontag nutzte er zur Regeneration. Robben wird an Bord der Maschine sein, die die Bayern nach Manchester bringt. Über seinen Einsatz soll vor Ort entschieden werden.
Doch auch ohne Robben läuft es für die Münchner richtig rund. Selbst die 50-minütige Unterzahl, verursacht durch eine Dummheit von Hamit Altintop (41.), brachte die Bayern auf Schalke nicht aus dem Konzept. Ein Doppelschlag von Franck Ribery (25.) und Thomas Müller (26.) innerhalb von 70 Sekunden war der Schlüssel zum Sieg. Schalke hatte lediglich das 18. Saisontor von Kevin Kuranyi (31.) zu bieten - und später in Überzahl nicht eine einzige Torchance.
Schlüsselspiel gegen Leverkusen
Für die Bayern war das nur ein Grund mehr, nach den erfolgreichen Störmanövern der vergangenen Wochen wie dem recht sinnfreien Rasenstreit und der Diskussion über die Spielweise der Schalker mit extrem breiter Brust aufzutreten. Und dem Gegner, der seine spielerische Limitierung schonungslos aufgezeigt bekam, wurde noch kräftig eins ausgewischt. "Schalke hat einsehen müssen, dass sie eigentlich nicht deutscher Meister werden dürfen", sagte Hoeneß.
Van Gaal sprach gelassen von einem "sehr schönen Tag" und kündigte an, sich ein Gläschen Rotwein zu gönnen. Der Champagner soll nach dem Bundesliga-Finale am 8. Mai fließen: "Wenn wir nun auch noch bei Bayer Leverkusen gewinnen, können wir damit rechnen, dass wir Meister werden."
Dass van Bommel den Sieg auf Schalke frech als "Pflicht" bezeichnete ("Das war ja wohl das Mindeste"), war ein weiterer Schlag in die Magengrube aller Königsblauen. Und die Bayern sind obenauf. "Wenn wir klug bleiben, kann es eine gute Saison werden", sagte Hoeneß und stieg mit einem seligen Lächeln in den Bus.
Quelle: ntv.de, sid