Millionen-Defizit in der 2. Liga Rücktritte stürzen KSC ins Chaos
21.09.2010, 16:04 UhrBei der Mitgliederversammlung des Fußball-Zweitligisten Karlsruher SC geht es hoch her. Die Mitglieder wollen den Präsidenten Paul Metzger offenbar abwählen, der kommt ihnen zuvor und tritt zurück, sein Vize folgt ihm. Jetzt sucht der Verein einen Notpräsidenten - ohne den kann der Klub nicht gegen das drohende Millionendefizit ankämpfen.
Beim Karlsruher SC ist der umstrittene Vereinschef Paul Metzger zurückgetreten, und Fußball-Zweitligist Karlsruher SC sucht fieberhaft nach einem Notpräsidenten. Heißer Kandidat ist offenbar der ehemalige Karlsruher Finanz-Bürgermeister Manfred Groh. Der 61 Jahre alte Diplom-Finanzwirt würde genau ins Profil passen. Denn der angeschlagene KSC benötigt jemanden, der gegen das Millionen-Loch im Etat ankämpft und die tiefen Gräben innerhalb des Clubs schließt. Als weiterer Kandidat werden der ehemalige Sport-Bürgermeister Harald Denecken sowie der Metzger-Vorgänger Hubert H. Raase gehandelt.
Der Notvorstand muss mindestens zwei Monate im Amt bleiben. So lange wird es auf jeden Fall dauern, um eine außerdordentliche Mitgliederversammlung einzuberufen.gehandelt. Die Beantragung eines Notpräsidenten beim Amtsgericht wurde notwendig, weil sowohl Metzger als auch der ebenfalls von einer Abwahl bedrohte Vizepräsident Arno Glesius bei der turbulenten Mitgliederversammlung am Montagabend ihren Hut nahmen. Nur der zweite Vizepräsident Rolf Hauer blieb im Amt, ist laut Satzung aber alleine nicht handlungsfähig. "Ich werde mit Rolf Hauer ein Gespräch führen und den weiteren Zeitrahmen abstecken", kündigte der Vorsitzende des Verwaltungsrats Peter Mayer an.
Neuwahl in mehreren Wochen
Laut Hauer wird es "vier bis sechs Wochen dauern, bis eine Nachwahl erfolgt". Es tue ihm für seine bisherigen Vorstands-Kollegen leid. "So schlecht war die Arbeit, die wir geleistet haben, nicht", sagte Hauer. "Was mir Sorgen macht, ist die Spaltung des Vereins. Es wird eine schwierige Aufgabe, die Gräben zuzuschütten." Als dauerhafte Lösung für den Chefposten beim KSC gelten der Verwaltungsrats-Vorsitzende Peter Mayer und Rolf Kahn. Der Vater des früheren Nationaltorwarts Oliver Kahn war bei der Wahl im vergangenen Jahr an Metzger gescheitert.
Metzger war bis zuletzt bei vielen Fans populär, stand aber aufgrund der schlechten Außendarstellung des Vereins, dessen finanzieller Probleme und mehrerer Alleingänge am Verwaltungsrat vorbei immer stärker in der Kritik. Kurz vor der Versammlung hatte Mayer bekanntgegeben, dass dem Verein zurzeit 3,64 Millionen Euro fehlen, um einen ausgeglichenen Haushalt präsentieren zu können.
"Die zweite Liga drückt uns runter"
"Es sind nicht die handelnden Personen, sondern es ist die zweite Liga, die uns runterdrückt", sagte Hauer dazu. "Schauen sie Bielefeld an, schauen sie Aachen an. Bei allen Vereinen, die abgestiegen sind, sind die finanziellen Probleme da." Er hoffe nun, "dass Leute aus dem Sponsorenkreis kommen, die uns kurzfristig helfen". Nach Angaben des 64-Jährigen war es von vornherein geplant gewesen, dass sich keines der Präsidiums-Mitglieder einem Abwahlantrag aussetzt. "Das Szenario hatten wir durchgespielt. Ich bin nicht überrascht, aber doch enttäuscht", erklärte Hauer.
Gegen Metzger, Glesius und auch ihn waren vorab Abwahlanträge eingereicht worden. Ein KSC-Sponsor wollte die mit einem Gegenantrag verhindern, so dass die Mitglieder zunächst darüber abstimmten, ob überhaupt ein Abwahlverfahren durchgeführt werden soll. Bei Metzger entschieden sich 935 von weit über 1500 Stimmberechtigten dafür. "Ich wünsche meinem Nachfolger, dass er Leute um sich hat, die das Ehrenamt tragen können und die vor allem getragen werden", sagte Metzger.
Quelle: ntv.de, dpa/sid