"Robben enteignet und dann demoliert" Rummenigge will Entschädigung
05.08.2010, 14:05 UhrDem Schock folgt beim FC Bayern wie gewohnt die blanke Wut. Im Streit um die Verletzung von Arjen Robben fordert Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummenigge vom niederländischen Fußball-Verband (KNVB) Schadensersatz und erhebt schwere Vorwürfe gegen die Holländer. Eine Mitschuld beim Spieler mag er nicht erkennen.
Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat im Streit um die Muskelverletzung von Arien Robben nachgelegt und sowohl den niederländischen Verband (KNVB) als auch die Fifa heftig attackiert. "Mit dieser Verletzung hätte er nicht nach Südafrika reisen dürfen. Er hätte nicht spielen dürfen", stellte der Bayern-Boss in der "Süddeutschen Zeitung" klar. Rummenigges Vorwurf lautet: "Man hat uns Arjen Robben enteignet und dann demoliert wieder in die Garage gestellt".
Deshalb will Rummenigge den KNVB zur Kasse bitten, da Robbens Ausfall den Verein viel Geld koste. "Es wäre nur fair, wenn diese Kosten vom holländischen Verband getragen werden", sagte er in der Münchner "Abendzeitung", "schließlich hat es nicht der FC Bayern zu verantworten, dass Arjen Robben verletzt ist, sondern - aus unserer Sicht - exklusiv der Verband beziehungsweise der Arzt des Verbandes".
Verletzung unter der Decke gehalten?
Robben hatte sich im Testspiel gegen Ungarn Mitte Juni am linken Oberschenkel verletzt und war anschließend vom Mannschaftsarzt der "Elftal", Gert-Jan Goudswaard, und dem holländischen Physiotherapeuten Dick von Toorn behandelt worden. Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dessen Hilfsangebot vom KNVB abgelehnt wurde, hatte am Dienstag einen Muskelriss diagnostiziert und diesen auf die alte Verletzung zurückgeführt.
Er habe damals kein gutes Gefühl gehabt, sagte Rummenigge nun in der "SZ": "Mir war klar, dass das vielleicht eine Verletzung ist, die man unter der Decke halten will." Fraglich ist angesichts von Rummenigges vermeintlicher Vorahnung jedoch, warum der Verein nach dem WM-Finale und vor Robbens Abreise in den dreiwöchigen Urlaub nicht auf eine Untersuchung in München bestanden hat. Zeit, in der man die Verletzung bereits hätte behandeln können – sofern sich Robben nicht erst im Urlaub verletzt hat.
Niederländer wehren sich
Der niederländische Teamdoktor Goudswaard legt diese Interpretation nahe. Er betonte, es sei "alles korrekt verlaufen" und der FC Bayern sei informiert worden. Auch Bondscoach Bert van Marwijk wies im "Kicker" die Vorwürfe aus München zurück. "Wir haben nichts forciert während der WM. Dazu kommt, dass er komplett fit aus dem Endspiel gegangen ist. Dieser Muskelriss kommt nicht durch Oranje", stellte der niederländische Nationaltrainer klar, "wie sonst hätte er am Ende der Verlängerung gegen Spanien die Sprints machen können, die er gemacht hat?"

Wunderheiler aus Holland: Dick von Toorn machte Robben fit für die WM. Die Frage ist, wie genau.
(Foto: dpa)
Ähnlich hatte sich auch der nun als dubioser Wunderheiler geschmähte von Toorn geäußert, er behauptet gar: "Meiner Meinung nach ist der Muskelfaserriss, den die Ärzte von Bayern München gefunden haben, eine alte Verletzung oder eine Narbe. Ich bin der Meinung, dass Robben spielen kann."
Fifa-Reformen dringend nötig
An rechtliche Schritte zur Durchsetzung der Bayern-Forderung denkt Rummenigge nicht, zunächst wolle man sich auch in Gesprächen mit der KNVB-Führung unter Einbeziehung der Mediziner um eine "faire, gütliche Lösung" bemühen. Bei einem juristischen Vorgehen müsse man gegen den Weltverband (FIFA) klagen, "und ich glaube nicht, dass die sich gegen einen Verband aussprechen würde, der im WM-Finale war".
Für die Fifa ist der Fall mit der vereinbarten Kompensationszahlung von 58.500 Euro für die Abstellung von Robben für die Weltmeisterschaft erledigt. Zusätzlich versichert war der Holländer in Südafrika aus Kostengründen nicht, teilte Rummenigge mit. UEFA-Chef Michel Platini habe jedoch angedeutet, dass man in Zukunft Spieler für ein Turnier zusätzlich versichern wolle.
Eine Reform der bestehenden Statuten hält Rummenigge trotz gestiegener Ausgleichszahlungen für unabdinglich. Der Weltverband nehme bei einer WM Milliardenbeträge ein, "und alle Clubs zusammen kriegen ein paar Millionen Dollar, bei einem Eurokurs von vielleicht 1,30. Das ist nicht fair". Hier müsse auch die Fifa aktiv werden, sonst drohe beim gemeinsamen Protest aller Spitzenklubs eine "sportpolitische Bombe" zu platzen. Das Thema sei auf dem Tisch. Rummenigge: "Ich hoffe, dass wir bis Weihnachten eine Lösung finden."
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid