Fangewalt bedroht Turnier-Freude Russland droht Hooligans mit harten Strafen
15.06.2017, 19:34 Uhr
Die Fans von ZSKA Moskau gehören zu den radikalsten Hooligans in Russland.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Der Confed Cup und die Fußball-WM 2018 sollen nicht von prügelnden Fans gestört werden. Um die Fangewalt zu verhindern, hat die russische Regierung extra die Gesetze verschärft. Gleichzeitig spielt der Organisationschef das Problem herunter.
Prügelnde Fußballfans in den Innenstädten, Massenschlägereien im Stadion: Russland will beim Confederations Cup und der Fußball-Weltmeisterschaft 2018 solche Bilder wie zuletzt bei der Europameisterschaft im vergangenen Jahr in Frankreich unbedingt vermeiden. Damals hatten russische Hooligans in der Hafenstadt Marseille auf englische Fans eingeprügelt.

Alexander Schprygin wurde aus Frankreich abgeschoben und in Russland verhaftet.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Nun hat Russlands WM-Organisationschef Alexej Sorokin angekündigt, beim Confed Cup und der WM hart gegen Krawallmacher vorzugehen. "Hooligans werden - sofern sie auffällig werden - sofort nach dem russischen Gesetz bestraft", sagte er der "Sport Bild". Die Gesetzgebung sei dafür angepasst worden. Russischen Hooligans, die auffällig geworden sind, ist es verboten, zu den Confed-Cup-Spielen und zur WM zu reisen, so Sorokin weiter. Medienberichten zufolge stehen knapp 200 bekannte Gewalttäter auf einer schwarzen Liste.
Die meisten Problemfans kommen aus Moskau
Das Gewaltproblem ist in Russlands Stadien schon lange bekannt. Russische Hooligans sind berüchtigt: Als radikalste Gruppen gelten Hooligans der Hauptstadtvereine Spartak und ZSKA Moskau, zwischen denen es immer wieder zu organisierten Straßenschlachten mit Dutzenden oder gar Hunderten Beteiligten kommt. Aber auch kleinere Clubs wie Ural Jekaterinburg oder FK Arsenal Tula haben gewaltbereite, rechtsextreme Anhänger.
Eine zentrale Figur war Alexander Schprygin, der seit 2007 den von ihm gegründeten Allrussischen Fanverband (WOB) leitete. Ihm werden auch enge Beziehungen zur rechten Szene vorgeworfen. Er war aus Frankreich abgeschoben worden und wurde in Moskau festgenommen, weil er in eine Massenschlägerei verwickelt gewesen sein soll.
Politiker will Hooligan-Kämpfe zum Sport machen
Dennoch schaut die russische Polizei oft weg - solange die Krawalle außerhalb der Stadien ablaufen. DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte zuletzt gefordert, dem russischen Hooliganismus "klar die Rote Karte" zu zeigen. Sorokin macht sich um die Sicherheit der Zuschauer aber keine Sorgen. "Was in Marseille passierte, hat uns sehr gewundert", meinte er. "Wir sind sicher, dass sich in Russland solche Szenen nicht wiederholen. Massenschlägereien in Stadien sind bei uns untypisch."
Um der Fangewalt vorzubeugen, machte der Parlamentsvizepräsident Igor Lebedew unlängst einen skurrilen Vorschlag: Hooligan-Kämpfe sollten eine eigene Sportart werden. "Vielleicht kann man den Aggressionen der Fans so eine friedliche Richtung geben", schrieb er in seinem Blog.
Quelle: ntv.de, ara/dpa