Fußball

"So kann man sich nicht präsentieren" Salzburg-Blamage schreckt FC Bayern auf

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(Foto: imago/Ulmer)

Knapp eine Woche vor dem Rückrundenstart läuten beim FC Bayern plötzlich die Alarmglocken. Das Experiment Dreier-Abwehrkette scheitert in Salzburg völlig. Die ungewohnte Formation ist aber nicht der einzige Grund für die herbe Testspielniederlage.

Pep Guardiola testete in Salzburg eine Dreierkette in der Abwehr. Das ging grandios schief.

Pep Guardiola testete in Salzburg eine Dreierkette in der Abwehr. Das ging grandios schief.

(Foto: imago/Ulmer)

Nach 26 Minuten stand Pep Guardiola selbst auf dem Feld - das Geburtstagskind hatte genug gesehen. Wild an der Seitenlinie gestikulierend beendete Bayern Münchens Star-Trainer sein Experiment Dreierkette und stellte auf das gewohnte System mit vier Abwehrspielern um.

Das Problem: Auch die restlichen 64 Spielminuten war der deutsche Fußball-Rekordmeister dem österreichischen Underdog Red Bull Salzburg in allen Belangen unterlegen. Nach der 0:3 (0:3)-Pleite knapp eine Woche vor dem Rückrundenstart läuten in der lange Zeit so heilen Bayern-Welt plötzlich die Alarmglocken. "Die Bayern scheuen die Zweikämpfe wie der Teufel das Weihwasser. So kann man sich nicht präsentieren", polterte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer bereits nach der desolaten ersten Halbzeit bei ServusTV.

Nationalverteidiger Jérôme Boateng sprach davon, dass sich bis zum Freitag beim Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/Sky) "Grundlegendes ändern" müsse. Spordirektor Matthias Sammer stimmte im Bezahlsender Sky zu: "Wir müssen als Bayern anders auftreten und dann am Freitag eine viel, viel bessere Leistung bringen, um zu punkten. Wenn wir nicht ans Limit gehen, können wir nicht in Gladbach gewinnen."

Präsident Uli Hoeneß, der das Spiel nicht gesehen hatte, war derweil um Gelassenheit bemüht: "Es ist mir gar nicht unrecht, weil ich überzeugt bin, dass wir jetzt mit noch größerer Konzentration nach Gladbach fahren. Ich bin in keinster Weise beunruhigt, sagte er bei einem Fanklub-Treffen in Aalen.

Das "bessere Team" gewinnt

Auch Trainer Guardiola war weit entfernt von Panikmache. "Salzburg", sagte der Spanier, sei ein "guter Lehrer" gewesen, schlicht an diesem Samstag "das bessere Team". Und doch verrieten der versteinerte Blick, die verschränkten Arme und die faltige Stirn: Dieser Auftritt seines Teams hat dem Perfektionisten an dessen 43. Geburtstag überhaupt nicht geschmeckt. Nur darüber reden wollte er nicht.

Mit dem 0:3 waren die Münchner in Salzburg noch gut bedient.

Mit dem 0:3 waren die Münchner in Salzburg noch gut bedient.

(Foto: imago/Ulmer)

Beim traditionellen Fanklubtreffen des FC Bayern am Sonntag hellte sich Guardiolas Miene jedoch wieder auf. Das Spiel sei "gut für uns" gewesen - ein Warnschuss zur rechten Zeit also. Er gestand zudem vor rund den rund 450 Fans in Glonn: "Wir hätten sogar 0:5 oder 0:6 verlieren müssen."

Auch deshalb sah sich Guardiola am Samstagabend noch in seinen Aussagen der vergangenen Wochen bestätigt, dass "jeder" den erfolgsverwöhnten FC Bayern schlagen könne: "Alle denken, es ist normal, immer zu gewinnen - aber das ist nicht normal", betonte er. Durch die Dreierkette, mit der er zu Zeiten beim FC Barcelona von Titel zu Titel geeilt war, wollte er "mehr Ballbesitz" durch einen zusätzlichen Spieler im Mittelfeld bekommen. Die Laufwege für dieses System schienen jedoch längst nicht ausgereift.

Aber wesentlich gravierender war: Durch den fehlenden Spieler in der Abwehrkette öffneten sich riesige Löcher, die vor allem der pfeilschnelle Sadio Mané nutzte. Erst schloss der 21-Jährige Senegalese selbst unhaltbar zur Führung ab (13.), dann konnte ihn Dante nur durch ein Foul im Strafraum stoppen, Jonatan Soriano (20.) verwandelte den fälligen Elfmeter. Nach der System-Umstellung entwischte erneut Mané der Bayern-Abwehr. Die Flanke verwertete Robert Zulj (44.).

Salzburg schont die Bayern

In der zweiten Halbzeit hätte Salzburg sogar noch erhöhen können, doch Mané scheiterte kurz nach Wiederanpfiff an der Latte. In der 76. Minute scheiterte dann Kevin Kampl (76.) mit einem Foulelfmeter an Bayern-Torwart Manuel Neuer. Der erklärte nach der Blamage dann auch, dass das Fehlen einiger Stammkräfte wie Philipp Lahm und Franck Ribery "keine Ausrede" sein dürfe.

Die Gründe für die Blamage waren andere: Neben den taktischen Defiziten gegen einen herausragend eingestellten Gegner ließen die Bayern die nötige Einstellung vermissen, fand der Welttorhüter: "Wenn man versucht, es nur spielerisch zu lösen, aber andere Sachen nicht so macht wie der Gegner, dann kann man verlieren." Sein Statement, dass sein Team immerhin die "spielerisch stärkere Mannschaft" gewesen sei, würde aber sicher auch nicht jeder der 30.188 Besucher in der ausverkauften EM-Arena unterschreiben.

Quelle: ntv.de

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