Fußball

Kein Wiederholungsspiel Sarkozy fühlt mit den Iren

Selbst auf dem EU-Gipfel in Brüssel ist das absichtliche Handspiel von Thierry Henry im WM-Relegationsspiel gegen Irland ein Thema, die Zeitung "Le Figaro" spricht sogar von einer "Staatsaffäre". Doch bei allem Mitleid gilt: Eine Wiederholung des Spiels wird es nicht geben.

Nicolas Sarkozy und Irlands Premier Brian Cowen bei einem Treffen im Juli 2008.

Nicolas Sarkozy und Irlands Premier Brian Cowen bei einem Treffen im Juli 2008.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die Empörung in Irland über das Aus in der Qualifikation zur Fußball-WM 2010 in Südafrika gegen Frankreich durch das regelwidrig zustande gekommene Tor zum 1:1 stößt beim französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy auf Verständnis. "Ich habe Irlands Ministerpräsident Brian Cowen erklärt, wie leid es mir für die Iren und ihre Fans tut", sagte Sarkozy nach dem EU-Gipfel der Staats- und Regierungschefs in Brüssel.

Entgegen seines bekannten Drangs zur Einmischung in die vielfältigsten Themen hatte Sarkozy eine Intervention beim Weltverband FIFA für ein von den Iren gefordertes Wiederholungsspiel aber abgelehnt: "Man will mich schon wieder als Hyper-Präsidenten darstellen. Bitten Sie mich aber nicht, mich an die Stelle des Schiedsrichters oder des französischen Verbandes oder der internationalen Verbände zu setzen. Lassen Sie mich in der Rolle, die ich habe."

Präzedenzfall im Jahr 2005

Cowen und Sarkozy hatten am Rande des Gipfels über das Handspiel von Frankreichs Superstar Thierry Henry vor dem entscheidenden 1:1 der Franzosen in der Verlängerung des Playoff-Rückspiels am Mittwoch in Paris gesprochen. Cowen sagte allerdings, dass eine Wiederholung der Begegnung kein Gegenstand der Unterhaltung auf höchster politischer Ebene gewesen wäre.

Falsche Sportart: Henry spielt den Ball im Stile eines Basketballers mit der Hand - und zwar absichtlich.

Falsche Sportart: Henry spielt den Ball im Stile eines Basketballers mit der Hand - und zwar absichtlich.

(Foto: Screenshot ARD)

Der Fußball-Weltverband FIFA schloss ein Wiederholungsspiel inzwischen aus. "In den Fußball-Regeln ist eindeutig festgelegt, dass Entscheidungen während des Spiels vom Schiedsrichter getroffen werden und dass diese Entscheidungen endgültig sind", schrieb die FIFA in ihrer Begründung. Zuvor hatten  FIFA-Vertreter den Iren bereits nur wenig Hoffnung auf einen Erfolg ihres Einspruchs gemacht, da allein für die Erörterung einer Wiederholung des Spiels das Einverständnis beider betroffenen Verbände eine Voraussetzung gewesen wäre. Frankreich hatte sich jedoch gegen ein erneutes Spiel ausgesprochen.

Irlands Verband hatte seinen Protest gegen die Wertung des Matches und seine Forderung nach einer Neuansetzung auf einen Präzedenzfall aus dem Jahr 2005 in der Asien-Qualifikation zur WM 2006 in Deutschland gestützt. Vor vier Jahren hatte die FIFA das Playoff-Hinspiel zwischen Usbekistan und Bahrain wiederholen lassen, weil der Schiedsrichter ein Tor der Gastgeber nach einem Strafstoß wegen zu frühen Hereinlaufens von Spielern in den Strafraum nicht anerkannt, den Elfmeter aber auch nicht wiederholen lassen hatte.

Völliges Unverständnis bei Domenech

Frankreichs Coach Raymond Domenech sieht sich und sein Team zu Unrecht angefeindet.

Frankreichs Coach Raymond Domenech sieht sich und sein Team zu Unrecht angefeindet.

(Foto: REUTERS)

Frankreichs Nationaltrainer Raymond Domenech zeigte unterdessen kein Verständnis für die internationale Kritik an seinem Team: "Ich kann nicht nachvollziehen, dass wir als Schuldige dargestellt werden. Auf dem Platz habe ich das Handspiel nicht gesehen, erst danach im Fernsehen, und es war ein Fehler des Schiedsrichters. Deswegen kann ich nicht verstehen, warum wir uns entschuldigen sollen. Wir werden nicht Harakiri begehen, weil eine Fehlentscheidung eines Schiedsrichters einmal zu unseren Gunsten ausgefallen ist."

Henry sorgt für "Staatsaffäre"

Die konservative Pariser Zeitung "Le Figaro" äußerte sich hingegen sehr betroffen über das Handspiel von Henry: "Die Geschichte der 'Hand von Thierry Henry' ist zu einer Staatsaffäre zwischen Irland und Frankreich geworden. Es ging so weit, dass der irische Premier, unterstützt von seiner gesamten Bevölkerung, auf dem EU-Gipfel offiziell eine Wiederholung des Spiels gefordert hat. Kaum anzunehmen, dass die irische Forderung erfüllt wird. Doch in Frankreich kann sich niemand über den Sieg unserer Mannschaft freuen. Dieses WM-Qualifikationsspiel ist gestohlen worden."

Diese Verletzung des Sportsgeistes des Fußballs lasse die Franzosen laut "Le Figaro" zu Recht beschämt den Kopf senken: "Wenn der Stolz der Iren mit Füßen getreten wurde, so ist auch unser Stolz verletzt worden. Die Hand von Henry ist klar zu verurteilen. Ein Glück dass es niemanden gibt, der für ihn Partei ergriffen hat."

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen