Fußball

Verhaftung, Tribüne geschlossen Schäbiges Nachspiel nach "Schande" von Nizza

Nach der Schande von Nizza beginnt die Aufarbeitung. Ein Mann wird verhaftet, eine Tribüne geschlossen, Ermittlungen werden aufgenommen und die französische Liga hat Sanktionen angekündigt. Währenddessen hat der Kampf um die Deutungshoheit begonnen. Wer trägt die Schuld? Nizza oder Marseille?

Die "Schande" von Nizza beschäftigt nun auch die Staatsanwaltschaft. Nach den zu einem Spielabbruch führenden Tumulten beim Mittelmeer-Derby zwischen OGC Nizza und Olympique Marseille ist am späten Montag ein 28-Jähriger verhaftet und in Gewahrsam genommen worden. Der Mann, wahrscheinlich ein Nizza-Fan, wird beschuldigt, einen Marseille-Spieler geschlagen zu haben. Die Staatsanwaltschaft hat bereits angekündigt, weitere Ermittlungsverfahren einzuleiten, insbesondere wegen "Werfens von Wurfgeschossen" und "schwerer Gewalt."

Auch für den gastgebenden Verein werden die Krawalle im Stade de Nice bereits unmittelbare Konsequenzen haben. In den kommenden Spielen wird OGC ohne die stimmgewaltige Unterstützung einer der Tribünen auskommen müssen. "In Anbetracht der Schwere der Vorfälle und ohne die Sanktionen der Fußballliga (LFP) abzuwarten, hat der Präfekt des Departements Alpes-Maritimes folgende Entscheidungen getroffen: Schließung der Tribüne Populaire Sud, wo sich die Vorfälle ereignet haben, für die nächsten vier Heimspiele", erklärte Bernard Gonzalez.

Der Flaschenwurf

Einige Fans der gastgebenden Mannschaft hatten Wasserflaschen auf Marseille-Spieler Dimitri Payet geworfen, als dieser sich gerade vor der Kurve der Heimfans auf einen Eckball vorbereitete. Eine davon traf ihn am Rücken. Nachdem Payet eine der Flaschen zurück in den Block geworfen hatte, war es zu Tumulten im Stade de Nice gekommen. Einige Fans stürmten über die Banden auf das Spielfeld und dort kam es kurzzeitig zu handfesten Auseinandersetzungen. Marseille-Trainer Jorge Sampaoli, der den Spitznamen "el Loco", der Verrückte, trägt, war außer sich. Er wollte mitmischen und musste von seinen eigenen Mitarbeitern zurückgehalten werden, um nicht auf die Nizza-Offiziellen loszugehen.

Danach zogen sich beide Teams in die Katakomben des Stadions zurück und verblieben dort während der gut einstündigen Unterbrechung des Spiels. Zwar kehrte die Mannschaft aus Nizza noch zurück auf das Spielfeld, doch die Gäste aus Marseille blieben in der Kabine. Dem Schiedsrichter blieb keine andere Wahl, er brach das Spiel ab.

Die Reaktion der Liga

Die französische Fußballliga hat beide Klubs am Mittwoch vor die Disziplinarkommission geladen und bereits Sanktionen für den Vorfall angekündigt, der die Liga nur wenige Wochen nach dem Popularitätsschub durch die Verpflichtung Lionel Messis weltweit in ein schlechtes Licht gerückt hat. Auch Frankreichs Sportministerin Roxana Maracineanu hatte sich schockiert von den Vorfällen gezeigt, sie eine "Beleidigung für den Fußball" genannt und Sanktionen gefordert.

Bei den Krawallen sollen sich der ehemalige Hertha-BSC-Spieler Matteo Guendouzi, der im Sommer von Arsenal nach Marseille gewechselt war, und sein Team-Kollege Luan Peres verletzt haben. Im Netz kursierende und von der "L'Equipe" online veröffentlichte Bilder zeigten beide Spieler mit Abschürfungen am Hals. Der ehemalige französische Nationalspieler Payet trug eine leichte Rückenverletzung davon.

Kampf um die Deutungshoheit

Bereits unmittelbar nach den Krawallen hatten sowohl die Vereine als auch die Städte Nizza und Marseille mit gegenseitigen Schuldzuweisungen begonnen. Für OGC-Präsident Jean-Pierre Rivere war die Situation aufgrund des Eingreifens des Olympique-Sicherheitspersonals eskaliert. Sein Gegenüber, Pablo Longoria, sah die Sicherheit seiner Spieler gefährdet. Laut Augenzeugenberichten waren die beiden Präsidenten bereits während des Spiels auf der Ehrentribüne aneinandergeraten.

Währenddessen gingen auch die Bürgermeister der beiden Städte aufeinander los. Zwar nannte Nizzas Christian Estori die Krawalle "nicht hinnehmbar", aber er insistierte, dass auch das Verhalten des Marseille-Präsidenten und des Trainers "unbeschreiblich" gewesen sein. Estoris Amtskollege aus Marseille, Benoit Payan, kommentierte: "Verletzte Spieler, schlechte Sicherheitsvorkehrungen. Eine traurige Entscheidung, aber das Spiel durfte nicht wieder angepfiffen werden. Ich bin stolz auf mein Team, das sich nicht auf diese Scharade eingelassen hat."

Noch in der Nacht zum Montag hatten Marseille-Fans den zurückkehrenden Spielern einen triumphalen Empfang bereitet und sie mit Feuerwerk, Pyro und Gesängen begrüßt.

Quelle: ntv.de, sue

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