Das Ende der zweiten Ära Schalke 04 trennt sich von Stevens
16.12.2012, 09:42 Uhr
Zuletzt glücklos: Huub Stevens.
(Foto: dapd)
Zum Schluss ist der Druck zu groß: Nach der sechsten sieglosen Bundesliga-Partie in Folge und dem Sturz aus den Europapokal-Rängen beurlaubt Schalke 04 seinen Coach Huub Stevens. Bis zum Saisonende übernimmt der bisherige U17-Coach Jens Keller den Posten des Schalker "Jahrhunderttrainers".
Die zweite Amtszeit von "Jahrhunderttrainer" Huub Stevens beim Fußball-Bundesligisten Schalke 04 ist nach 446 Tagen beendet. Wenige Stunden nach dem 1:3 gegen den SC Freiburg am letzten Hinrundenspieltag zogen die Königsblauen die Notbremse und trennten sich von dem 59 Jahre alten Niederländer. Die Negativserie von sechs Ligaspielen in Folge ohne Sieg und der Absturz auf den siebten Platz ließen den Schalker Machern keine Wahl mehr.

Jens Keller übernimmt sofort und sitzt schon am Dienstag im Pokal erstmals auf der Bank.
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Stevens' Nachfolger wird der Schalker U17-Coach Jens Keller, der die Profi-Elf schon im DFB-Pokalspiel am Dienstag gegen den FSV Mainz 05 betreuen wird und bereits am Vormittag die erste Einheit leitete. 201 0 hatte der 42-Jährige als Nachfolger des entlassenen Christian Gross für zwei Monate den VfB Stuttgart betreut. Den FC Schalke soll er auf jeden Fall bis zum Saisonende trainieren, erklärte der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies.
Zu Kellers zuletzt glücklosem Vorgänger schrieben die Schalker auf ihrer Homepage: "Die Königsblauen beurlauben Chef-Trainer Huub Stevens mit sofortiger Wirkung. Diese Entscheidung trafen die Verantwortlichen am Morgen im persönlichen Gespräch mit Huub Stevens im beiderseitigen Einvernehmen. Sie ist allen Beteiligten angesichts der großen Verdienste, die sich der 59-Jährige um den Verein erworben hat, alles andere als leicht gefallen." Mit Stevens muss auch Co-Trainer Markus Gisdol gehen, der zuvor als potenzieller Nachfolger von Stevens gehandelt worden war.
"Herz am rechten Fleck"
Heldt hatte in den letzten Wochen zwar immer wieder seine große Wertschätzung für den knorrigen Niederländer zum Ausdruck gebracht, ein klares Bekenntnis zu Stevens aber vermieden. "Wir haben einen erstklassigen, ungemein zuverlässigen Trainer. Er trägt das Herz am rechten Fleck", hatte der Manager noch kürzlich gesagt: "Ich schätze ihn sehr, das heißt aber nicht, dass wir die nächsten zehn Jahre zusammenarbeiten werden."
Spätestens nach der erneut schwachen Leistung der Mannschaft am Samstag gegen Freiburg war so gut wie klar, dass Stevens das Ende seines bis zum Saisonschluss laufenden Vertrages nicht mehr erleben würde. "Ich muss meine Gedanken sammeln. Dann müssen wir sehen, wie wir das Pokalspiel am Dienstag gewinnen", sagte Heldt und ließ offen, ob Stevens gegen Mainz noch auf der Bank sitzen wird: "Wir müssen das in Ruhe analysieren."
Stevens schloss zu diesem Zeitpunkt einen freiwilligen Rückzug aus: "Ich habe einen Vertrag bis zum Ende der Saison und will diesen auch erfüllen. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich bei den Spielern nicht mehr ankomme." Wenige Stunden sp äter war Hubertus Jozef Margaretha Stevens, dem Schalke mehr zu verdanken hat als den meisten seiner anderen Trainer, entlassen. 1997 feierten die königsblauen "Eurofighter" unter Stevens den UEFA-Cup-Sieg, den größten Erfolg der jüngeren Klubgeschichte. Zweimal wurde er in seiner ersten Amtszeit auf Schalke Pokalsieger (2001, 2002).
Eine der schwärzesten Stunden des Vereins aus dem Revier schweißten Stevens und die Knappen nur noch mehr zusammen: Am 19. Mai 2001, in den dramatischen vier Minuten, in denen alle Zuschauer im Parkstadion dachten, die Schale käme nach 43 Jahren endlich wieder "auf Schalke". Doch dann erzielte der Bayern-Spieler Patrik Andersson noch ein Tor beim Hamburger SV, und Schalke war ein Jammertal - mal wieder.
Retter in der Not
Im vergangenen Jahr sprang Stevens in der Not ein, nachdem Ralf Rangnick burnoutbedingt im September 2011 plötzlich zurückgetreten war. Auf Anhieb führte er die Schalker in die Champions League und dort in der laufenden Spielzeit auch souverän als Gruppensieger ins Achtelfinale.
Doch nach einem sehr guten Saisonstart verlor die Mannschaft immer mehr den Faden - und mit ihr Stevens. Der Coach, der zu Beginn seiner zweiten Amtszeit in Gelsenkirchen locker und gelöst wirkte und nichts mehr gemein zu haben schien mit dem "Knurrer von Kerkrade", verfiel wieder in die alten Muster. Nun ist seine Ära auf Schalke endgültig zu Ende.
Quelle: ntv.de, sid