Fußball

CL-Lehrlinge ohne Chance gegen Chelsea Schalke-Trainer Keller verheizt Boateng

Ganz falsche Neun: Kevin-Prince Boateng.

Ganz falsche Neun: Kevin-Prince Boateng.

(Foto: imago sportfotodienst)

Mehr Ballbesitz, passable Chancen – und am Ende 0:3 verloren: Der FC Schalke zahlt in der Champions-League gegen den FC Chelsea jede Menge Lehrgeld. Das liegt am Gegner, an der eigenen Naivität - und an Trainer Jens Keller, der falsch aufstellt.

Kevin-Prince Boateng konnte einem gestern Abend schon fast leidtun. Ganz allein auf weiter Flur sollte er eine der besten Defensiven der Welt beschäftigen. Und das nach seinen Knieproblemen, die ihn zu einer fast zweiwöchigen Pause gezwungen hatten. Keller stellt den Mittelfeldspieler trotzdem auf - im Sturmzentrum, damit Boateng nicht so weite Wege gehen müsse, wie der Trainer hinterher verriet. Dahinter sollen der erst 18 Jahre alte Max Meyer als Spielgestalter und Julian Draxler sowie Christian Clemens auf den Außenbahnen das Offensivspiel ankurbeln.

Das Experiment sollte gerade anlaufen, da lag Schalke schon hinten. Ecke Lampard, Kopfball Torres, 1:0 Chelsea. Es ging zu schnell, es ging zu einfach. "Mich ärgert sehr, dass wir früh den Gegentreffer nach einer Standardsituation kassieren", analysierte Keller, bei dessen Mannschaft mal wieder die Abstimmung fehlte. "Wir haben es selbst verbockt", gestand auch Kapitän Benedikt Höwedes, der den Laden mit seinen Kollegen zumindest bis zum zweiten Gegentreffer ordentlich zusammenhielt - was allerdings auch nicht allzu schwierig war.

Boateng völlig fehlplatziert

FC Schalke 04 - FC Chelsea 0:3 (0:1)

Tore: 0:1 Torres (5.), 0:2 Torres (68.), 0:3 Hazard (87.)

Schalke: Hildebrand - Uchida, Höwedes, Matip, Aogo - Jones (71.  Kolasinac), Neustädter - Clemens, Meyer (78. Goretzka), Draxler -  Boateng (70. Szalai)
Chelsea: Cech - Azpilicueta, Terry, Cahill, Ivanovic - Ramires -  Oscar (84. David Luiz), Lampard - Schürrle (72. Mikel), Torres, Hazard (88. Eto'o)

Referee: Kassai Zus.: 54.442 (av)
Schüsse: 14:11 Ecken: 5:3 Ballbes: 58:42

Wer die Spielweise des FC Chelsea und dessen Trainer Jose Mourinho kennt, der weiß, dass sich die "Blues" am eigenen Strafraum einigeln und auf Fehler warten. "Sie standen mit neun, zehn Mann um den Strafraum", stellte Keller fest. Der Schalke-Trainer muss sich die Frage gefallen lassen, ob man das nicht vorher wissen kann und dementsprechend spielen lassen sollte. Mit einem echten Stürmer wie Adam Szalai und nicht mit einem Boateng, dessen überragende Qualitäten im Zentrum einfach verloren gehen. Denn der Neuzugang ist ein Kämpfer, der Löcher reißt, Zweikämpfe gewinnt und mit seiner Schussstärke aus der Distanz den Abschluss suchen kann.

Diese Fähigkeiten blitzen immer dann auf, wenn sich Boateng fallen lässt. Einen Schuss aus der zweiten Reihe pariert Chelsea-Keeper Petr Cech (40.). Als sich Boateng kurze Zeit später zur Halbzeit in die Kabine schleppte und sein lädiertes Knie nachzog, rechneten viele mit seiner Auswechslung. Keller ließ ihn drin, verriet aber nach der Partie, dass Boateng schon zur Pause platt gewesen sei. Aber: keine Reaktion. Muss man das verstehen?

Chelsea gnadenlos effektiv

So kam es, wie es so oft kommt, wenn man gegen Chelsea spielt. Schalke erarbeitete sich ein Übergewicht, hatte zeitweise mehr als 60 Prozent Ballbesitz und gestaltete das Spiel offen. "Wir haben dann drei, vier Möglichkeiten, viel mehr bekommt man gegen Chelsea nicht. Das Ergebnis ist sicher zu hoch ausgefallen", so Keller, der den bemitleidenswerten Boateng erst 20 Minuten vor dem Ende auswechselte und mit Szalai einen echten Stürmer brachte.

Das Blöde dabei: Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt schon gelaufen. Denn das teilweise blinde Schalker Anrennen wurde von Chelsea "brutal ausgenutzt", wie es Höwedes analysierte. Nach einem Fehlpass des bemühten, aber überforderten Meyer liefen Oscar und Torres alleine auf das Schalker Tor zu - 2:0 für Chelsea, das sich danach wieder zurückzog, kurz vor Schluss einen Konter fuhr und Schalke in Person von Eden Hazard den endgültigen Knockout verpasste. "Chelsea hat viermal auf unser Tor geschossen und dreimal getroffen", stellte Keller richtig fest, zeigte sich dann aber genauso naiv wie seine Mannschaft auf dem Platz: "Es ist trotzdem ärgerlich, denn ein Unentschieden wäre drin gewesen."

Das war es, bei aller Liebe und dem gebotenen Respekt vor Keller, nämlich nicht. Schalke hatte in der Tat drei, vier Chancen, die jedoch alles andere als zwingend waren. Vielmehr hatte man das Gefühl, dass Chelsea jederzeit in der Lage gewesen wäre, gegen die junge Schalker Mannschaft einen Gang hochzufahren. Treffender war da schon die Analyse von Manager Horst Heldt: "Die Fans haben gesehen, dass wir eine sehr junge Mannschaft hatten, die trotzdem versucht hat, den Ausgleich zu machen. Vielleicht haben Überzeugung und Cleverness gefehlt" - und möglicherweise eine andere Aufstellung.

Quelle: ntv.de, sport.de

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