Vollständige Entmachtung - ab sofort Schalke beendet Kapitel Magath
16.03.2011, 10:52 UhrDie Ehe zwischen dem FC Schalke 04 und Trainer, Manager und Vorstand Felix Magath ist geschieden. Der Aufsichtsrat entbindet den 57-Jährigen von allen Aufgaben, allerdings ohne Magath zu informieren. Clemens Tönnies nennt den Rauswurf "für den FC Schalke 04 ein gutes Ergebnis".
Fußball-Bundesligist Schalke 04 hat sich wie erwartet von Felix Magath getrennt. Das beschloss der Aufsichtsrat in einer Sondersitzung. Der 57-Jährige war seit 1. Juli 2009 bei den Königsblauen tätig und mit umfassenden Kompetenzen ausgestattet. Nun wurde Magath sowohl als Vorstandsmitglied abberufen als auch als Trainer und Manager von seinen Aufgaben entbunden, teilte der Verein auf seiner Homepage mit. Als Nachfolger Magaths ist Ralf Rangnick im Gespräch.
Magaths Anwalt Ralf Höcker teilte derweil mit, dass sein Mandant offiziell noch nichts von seiner Entmachtung beim FC Schalke 04 wisse. "Dass Schalke sich jetzt von Herrn Magath getrennt haben will, mussten wir leider über die Medien erfahren. Bei uns hat sich der Verein bisher nicht gemeldet", sagte der Medienanwalt. "Wir warten gespannt auf die Begründung der Kündigung, die man uns bisher vorenthalten hat."
Seine Teilnahme an der Sondersitzung hatte Magath kurzfristig abgesagt. Er hätte sich auf dieser Sitzung gegen die Vorwürfe aus dem Aufsichtsrat zur Wehr setzen sollen. Mit dem Vorwurf, nicht satzungsgemäß gehandelt zu haben, will Schalke einen großen Teil der zwölf Millionen Euro Gehalt, die dem Coach noch zustehen sollen, sparen.
"Herr Magath wird an der heutigen Aufsichtsratssitzung nicht teilnehmen, da eine Teilnahme keinen Sinn ergibt. Der Verein hat Herrn Magath gestern nur eine unvollständige, stichwortartige Tagesordnung des Treffens geschickt. Das genügt nicht. Denn wenn Herr Magath die Gelegenheit zur Aussprache erhalten soll, muss er wissen, worum es in der Sitzung überhaupt geht", verkündete Magaths Medienanwalt Ralf Höcker in einer Stellungnahme am Morgen: "Wir haben den Verein deshalb aufgefordert, uns endlich mitzuteilen, ob und welche konkreten Vorwürfe im Raume stehen und uns die entsprechenden Unterlagen zur Verfügung zu stellen."
"Für den FC Schalke 04 ein gutes Ergebnis"
Für Schalkes Aufsichtsratschef Clemens Tönnies war die Entlassung Magaths unumgänglich. "Aus Sicht des FC Schalke 04 gibt es sehr gute Gründe für diese Trennung. Wir werden diese in der Öffentlichkeit nicht kommunizieren, weil nun ein juristisches Verfahren bevorsteht. Wir sehen diesem Verfahren sehr gelassen entgegen", erklärte Tönnies auf der Schalke-Homepage: "Inhaltlich ist das, was wir entschieden haben, für den FC Schalke 04 ein gutes Ergebnis."
Tönnies deutete in der Pressekonferenz an, dass die Gründe im wirtschaftlichen Bereich lägen. "Wir haben Revisionen gemacht und dabei Dinge nicht so vorgefunden, wie wir sie vorfinden müssen", sagte er. Der Vorwurf steht im Raum, Magath habe sich zustimmungspflichtige Geschäfte ohne Okay des Aufsichtsrates gemacht. Zudem sei, so Tönnies, das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft zerstört gewesen.
Neue Vorstandsordnung
Der Club teilte auch mit, dass der Vorstand neu geordnet wird. Für den sportlichen Bereich und die Kommunikation sei von sofort an Horst Heldt verantwortlich. Peter Peters verantwortet die Bereiche Finanzen, Verwaltung und Marketing.
Nach Informationen der "Bild"-Zeitung soll Ralf Rangnick spätestens zur kommenden Saison neuer Trainer von Schalke 04 werden. Wie das Blatt am Dienstagabend meldete, könnte Rangnick aber auch schon beim Spiel am 1. April gegen den FC St. Pauli auf der Bank sitzen. In der kommenden Partie am Sonntag bei Bayer Leverkusen wäre der bisherige Co-Trainer Seppo Eichkorn als Interimslösung denkbar. Er wird zunächst das Training leiten.
Quelle: ntv.de, sid/dpa