BVB erneut unter Zugzwang Schalke hofft auf zweiten Coup
08.03.2013, 16:32 Uhr
In der Hinrunde hatten die Schalker die Nase vorne: Marco Höger gegen Dortmunds Robert Lewandowski.
(Foto: dpa)
Das Duell gilt als das deutsche Fußballderby schlechthin. Kein anderes Bundesligaspiel schürt so viele Emotionen wie der Klassiker zwischen dem FC Schalke 04 und der Borussia aus Dortmund. Nicht nur die Profis, sondern auch die Sicherheitskräfte sind gefordert.
Für die Fans ist es das wichtigste Spiel des Jahres, für den Schalker Vereinschef Clemens Tönnies "eine kleine Meisterschaft". Obwohl beide Klubs auf internationaler Bühne im Rampenlicht stehen, hat das Revierduell zwischen den Erzrivalen Schalke 04 und Borussia Dortmund nichts an Brisanz verloren. Im Gegenteil. Nicht nur für einen im nahen Umfeld aufgewachsenen Profi wie den Schalker Jungstar Julian Draxler steigt vor dem Derby im Pott der Nervenkitzel. "Es ist das Spiel, das die ganze Region elektrisiert."
Jakub Blaszczykowski ist im Gegensatz zu Draxler zwar nicht "auf Kohle" geboren, weiß aber auch um die Bedeutung des Klassikers. Nicht zuletzt deshalb schwor der Pole seine Dortmunder Mitstreiter mit ähnlichem Pathos auf die 142. Auflage des Duells am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) in Gelsenkirchen ein: "Diese Partie ist genauso bedeutend wie unser Champions-League-Spiel am Dienstag gegen Donezk." Nur vier Tage nach der 3:0-Gala gegen den ukrainischen Meister und dem umjubelten Einzug ins Viertelfinale der europäischen Königsklasse steht der BVB erneut unter Zugzwang. "Wir haben nach der Schmach aus dem Hinspiel etwas gutzumachen", bekannte Kapitän Sebastian Kehl mit Bezug auf die 1:2-Heimniederlage am 20. Oktober 2012.
Nach Siegen gegen Hannover und Donezk will der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga die knifflige Woche mit einem weiteren Erfolgserlebnis abschließen und der neuerlichen Qualifikation für die Champions League ein Stück näher kommen. "Es bietet sich die Möglichkeit, etwas mehr Abstand zu schaffen zu den Plätzen, die wir nicht mehr als Erfolg akzeptieren würden", sagte Trainer Jürgen Klopp.
"Wir brauchen uns nicht zu verstecken"
Einfach wird das nicht. Schließlich präsentierte sich der lange Zeit wankende Rivale zuletzt wieder in stabiler Verfassung. Nach dem 2:1 über Düsseldorf und dem 4:1 in Wolfsburg liebäugeln die Schalker wieder mit einem Platz in der Champions League. Bei nur noch zwei Punkten Rückstand auf den Tabellenvierten Frankfurt liegt das Ziel in greifbarer Nähe. Der Coup im Hinspiel und der Aufwärtstrend sorgen für Selbstvertrauen. "Wir brauchen uns nicht zu verstecken, sind auf Augenhöhe", sagte Marco Höger der "Bild" ungeachtet des üppigen Zehn-Punkte-Rückstandes auf den BVB.
Die beiden Bundesliga-Erfolge taten nicht nur dem Schalker Punktekonto, sondern auch dem Betriebsklima gut: Erstmals seit seinem kritisch beäugtem Amtsantritt kurz vor Weihnachten konnte Trainer Jens Keller ohne Medienschelte arbeiten. Weitere Erfolge gegen Dortmund und im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag gegen Galatasaray Istanbul könnten dazu führen, dass die Interims- plötzlich als Dauerlösung angesehen wird.
Aufsichtsratschef Tönnies lobte in einem Interview mit den Zeitungen der WAZ-Gruppe die Arbeit des Fußball-Lehrers: "Ich freue mich auch darüber, dass sich die Entscheidung für Jens Keller als richtig erweist. Diesem Trainer muss man es hoch anrechnen, wie er die Dinge in einer schwierigen Phase angepackt hat." Weniger Vorfreude auf die Partie als bei Profis herrscht bei der Polizei. Mehr als 1000 Beamte werden am Samstag eingesetzt. Bereits am Mittwochabend hatte es am Dortmunder Flughafen eine Schlägerei zwischen rivalisierenden Fangruppen gegeben. Dennoch herrscht Zuversicht, dass ähnliche Vorfälle ausbleiben. "Wir erwarten ein friedliches Revierderby", sagte Polizeisprecher Guido Hesse.
Quelle: ntv.de, Heinz Büse und Ulli Brünger, dpa