Hildebrands Fehler nicht ausschlaggebend Schalker beim FC Chelsea ohne Chance
07.11.2013, 12:24 Uhr
Nicht sein Abend: Schalkes Torwart Timo Hildebrand.
(Foto: imago sportfotodienst)
Wenn Effektivität den Unterschied macht: Wie im Hinspiel zahlt der FC Schalke gegen Chelsea Lehrgeld. Tragische Figur ist Torwart Timo Hildebrand. Doch entscheidend ist sein Patzer nicht. Die Engländer sind einfach eine Nummer zu groß. Mindestens.
Dass der Torwart die ärmste Sau auf dem Platz sei, hört man oft, aber selten war es so treffend wie gestern Abend an der Stamford Bridge. Der FC Schalke 04 hat beim Champions-League-Spiel in London überraschend alles im Griff, bis sich Keeper Timo Hildebrand gerade noch rechtzeitig einen Platz in jedem Jahresrückblick sichert: Obwohl er mit dem Ball am Fuß alle Zeit der Welt hat, legt sich der 34-Jährige das Leder zu weit nach vorne, schießt dann den heraneilenden Samuel Eto'o an, von dessen Fuß der Ball zum 0:1 ins Tor trudelt. "Mein Gott", liest man auf den Lippen von Hildebrand, den die englischen Fans danach bei jeder Ballberührung hämisch bejubeln und beklatschen.
Natürlich sei das sehr bitter, sagt der konsternierte Routinier nach dem Spiel. "Es tut mir leid für die Truppe und den Verein. Unser Konzept wurde über den Haufen geworfen", so Hildebrand, der einen Freistoß von André Schürrle zuvor noch glänzend gehalten hatte und mit einem guten Omen ins Spiel gegangen war: Er stand vor neun Jahren beim 0:0 des VfB Stuttgart zwischen den Pfosten, als der VfB als bisher letzter Bundesligist einen Punkt von der Stamford Bridge entführte. Damals der gefeierte Held, nun der Depp. "Man ist da sehr einsam. Es war das erste Mal und ich hoffe nicht, dass es noch mal passiert."
Keller: "Wir haben alles selbst in der Hand"
Danach ist die Messe praktisch gelesen, die Geschichte des Spiels also auch schnell erzählt. Trainer Jens Keller brachte es nach 90 Minuten auf den Punkt: "Wir haben sehr gut angefangen und sind durch einen Riesenfehler 0:1 in Rückstand geraten. Das war genau das, was wir nicht wollten. Dann konnte Chelsea sein Konterspiel aufziehen. Deshalb ist es sehr bitter, wenn man Chelsea so ein Tor schenkt", erkannte der Coach, dessen Mannschaft zu Beginn überraschend stark aufgespielt hatte. Ohne Ehrfurcht vor dem Star-Ensemble der Blues übernahmen die Knappen die Initiative, ließen aber in Person von Julian Draxler (5.) und Adam Szalai (6.) ihre Chancen liegen.
Dann legte sich Schalke "selber ein Ei ins Nest", wie es Jermaine Jones treffend formulierte, "und in der 2. Halbzeit hat man einen Leistungsunterschied gesehen", schloss Hildebrand richtig. Denn bei allem Respekt vor den notorischen Nörglern, die heute auf den Torwart einhauen, sei gesagt, dass nicht nur Hildebrand für die Pleite verantwortlich gemacht werden sollte. Schalke fehlt schlichtweg die Klasse, um es mit einem Gegner wie Chelsea aufzunehmen. Wie schon im Hinspiel spielten die Blues abgezockter, nutzten ihre Möglichkeiten und ließen hinten wenig zu - da helfen auch keine starken 20 Minuten in der Anfangsphase, um die zweite 0:3-Niederlage gegen Chelsea innerhalb von zwei Wochen zu verhindern.
Ein Beispiel für den Klassenunterschied: In der 52. Minute hat Draxler die Chance auf den Ausgleich, scheitert mit seinem Linksschuss aber an Keeper Petr Cech, der im Gegensatz zu Hildebrand hellwach ist. Zwei Minuten später passt Willian auf der Gegenseite auf Eto'o, der das Leder zur Entscheidung einschiebt. Effektivität und Erfahrung heißen hier die Zauberwörter. Die Keller-Elf kämpft wacker und zieht sich achtbar aus der Affäre, was man so nicht unbedingt erwarten konnte. Was schon bei der Gruppenauslosung zu erwarten war, tritt nun ein: Schalke hat in Bukarest und zuhause gegen Basel zwei Endspiele. Spielt Chelsea mit und gewinnt in zwei Wochen in der Schweiz und am letzten Spieltag in Rumänien, reicht dem Revierklub schon ein Remis gegen Basel, um sich für das Achtelfinale zu qualifizieren - und das in dem Fall dann mit sieben Punkten. Keller hat also Recht, dass seine Schalker "alles selbst in der Hand" haben. "Und jetzt haben wir zwei machbare Spiele."
Quelle: ntv.de