Fußball

"Wahnsinnig erleichtert", zumindest bis Sonntag Schalker holen Keller aus dem Abseits

Erstmal erlöst: Schalke-Trainer Jens Keller.

Erstmal erlöst: Schalke-Trainer Jens Keller.

(Foto: imago sportfotodienst)

Mit mehr Glück als nötig qualifiziert sich der FC Schalke für das Achtelfinale der Champions League. Während der FC Basel schäumt, glaubt Schalke-Trainer Jens Keller nicht daran, dass in Gelsenkirchen nun Ruhe einkehrt. Dafür müsste er die Königsklasse schon gewinnen.

FC Schalke - FC Basel 2:0 (1:0)

Tore: 1:0 Draxler (51.), 2:0 Matip (57.)

Bes. Vork.: Ivanov (Rot wg. Notbremse/31.)

FC Schalke: Fährmann -  Uchida, Höwedes (31. Szalai), Felipe Santana, Kolasinac - Matip,  Neustädter - Farfan, Meyer (88. Goretzka), Draxler (66. Christian  Fuchs) - Kevin-Prince Boateng. - Trainer: Keller 

FC Basel: Basel: Sommer - Voser, Schär, Ivanov, Xhaka - Frei - Elneny (61.  Sio), Serey Die (72. Ajeti) - Salah, Stocker (72. Delgado) - Streller
Schiedsrichter: Tagliavento Zus.: 52.093
Schüsse: 20:7 Ecken: 9:1 Ballbes: 54:46

Er blieb bei seiner Linie, trocken, sachlich, Jens Keller halt. Da hatte er gerade mit den Fußballern des FC Schalke 04 den Schweizer Meister FC Basel mit 2:0 (0:0) besiegt und als Zweiter der Gruppe E hinter dem FC Chelsea das Achtelfinale der Champions League erreicht - und schon wieder fragte einer, wie es denn nun stünde mit der Diskussion um seine Eignung für das wichtigste Amt in Gelsenkirchen. "Und täglich grüßt das Murmeltier", sagte der Trainer nur. "Ich mache meinen Job weiterhin so gewissenhaft, wie ich es jetzt ein Jahr getan habe."

Ansonsten sei er "wahnsinnig erleichtert" und hoffe, dass nun wenigstens bis Sonntag ein wenig Ruhe sei. Dann steht das Bundesligaspiel gegen den SC Freiburg an. Schließlich sei es doch so: "Der Druck war in den letzten Tagen nicht so klein, aber wie die Mannschaft das weggesteckt hat, war schon sehr beeindruckend." Wenn auch etwas Glück dabei war an diesem Mittwochabend. Vor dem 2:0 schien es so, als sei Trainer Jens Keller der einzige Schalker, der nicht im Abseits stand. Beim Freistoß, den Jefferson Farfan in den Strafraum getreten hatte, waren die Baseler aus der Abwehr herausgelaufen, eben um den Gegner ins Abseits zu stellen. Durchaus erfolgreich, wie jeder der 52.093 Zuschauer in der nicht ganz ausverkauften Arena gesehen haben muss.

Joel Matip entschied die Partie mit dem 2:0 - aus klarer Abseitsposition.

Joel Matip entschied die Partie mit dem 2:0 - aus klarer Abseitsposition.

(Foto: dpa)

Nur der italienische Schiedsrichter Paolo Tagliavento mochte partout nicht pfeifen. Was Joel Matip in dieser 57. Minute in eine missliche Lage brachte, die sein Trainer so beschrieb: "Ich habe mir um Joel ein bisschen Sorgen gemacht, er sah im ersten Moment so hilflos aus." Aber er hat ja den Ball doch ins Tor geschossen. "Ich habe mit einem Auge zum Linienrichter geguckt, der hat nicht reagiert. Ich war selbst überrascht", räumte Matip ein. Und weil Julian Draxler schon sechs Minuten zuvor den Ball nach einer Flanke Farfans per Direktabnahme ins BaslerTor bugsiert hatte, war die Partie gelaufen. Sehr zur Empörung von Basels Trainer Murat Yakin, der diesen unfassbaren Fehler der Unparteiischen zwar lächelnd, aber geboten deutlich kommentierte: "Das zweite Tor war die absolute Krönung. Solch eine Entscheidung hat mit europäischen Spitzenfußball nichts zu tun."

"Die Tormenge ist letztlich egal"

Dennoch, am Ende haben die Schalker, die sich nun zu den 16 besten Mannschaften Europas zählen dürfen, das Achtelfinale nicht wegen dieser absurden Fehlentscheidung erreicht. Auch nicht wegen der umstrittenen Roten Karte gegen Basels Innenverteidiger Ivan Ivanov, dem der Schiedsrichter nach einer guten halben Stunde eine Notbremse gegen Adam Szalai unterstellte. Und das, obwohl der Schalker Angreifer im Abseits stand. Und auch nicht, weil Benedikt Höwedes nach seinem Foul gegen den ehemaligen Stuttgarter und Kölner Bundesligaspieler Marco Streller mit einer Gelben Karte sehr gut bedient war.

Nein, nach nervösem Beginn und einigen Fehlpässen in der Abwehr hat der FC Schalke die Partie gegen einen dezimierten und letztlich harmlosen Gegner mit einer ordentlichen Leistung gewonnen. Und das durchaus verdient. Es passte zu der freudigen Stimmung im Stadion, dass die Schalker erstmals in dieser Champions-League-Saison in königsblauen und nicht in gelsenkirchengrünen Trikots aufliefen. Das Glück hätten sie gar nicht nötig gehabt. Zumindest nicht so viel auf einmal. Oder wie Jens Keller es formulierte: "Wir haben das zum Schluss souverän runtergespielt." Auch wenn sie kurz vor Toresschluss fast ein halbes Dutzend ähnlich guter Chancen vergaben wie der Nachbar aus Dortmund bei seinem Herzschlag-Sieg in Marseille. Aber wie sagte Schalkes Trainer so schön: "Die Tormenge ist letztlich egal."

Nicht egal dürfte ihm sein, dass die Debatte darüber, ob er denn nun der Richtige ist, nun vielleicht bis zum nächsten Ligaspiel am Sonntag gegen Freiburg ruht, aber mitnichten beendet ist. Zumal mit Kapitän Höwedes und Mittelfeldspieler Julian Draxler zwei Stammspieler mit Muskelfaserrissen ausfallen.

Aber was soll er machen? So mochte sich Jens Keller nicht der Illusion hingeben, dass die Kritiker nun schweigen. Dafür müsste er schon die Champions League gewinnen. Und auch das wäre keine Garantie. "Ich habe gelesen, dass ich jetzt 360 Tage im Amt bin. Aber nennen Sie mir einen Tag, an dem es hier ruhig war."

Quelle: ntv.de

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