Fußball

Trainer Keller sieht "überragende erste Halbzeit" Schalker lügen sich in die eigene Tasche

Alles prima? Schalkes Trainer Jens Keller.

Alles prima? Schalkes Trainer Jens Keller.

(Foto: imago sportfotodienst)

Das Remis gegen Saloniki ist kein Drama, aber gut war es eben auch nicht. Deswegen muss Fußball-Bundesligist Schalke 04 um den Einzug in die Champions League bangen. Doch statt die Fehler zu benennen, reden sie die Lage schön.

Jens Keller ist ein Mann, der es nicht leicht hat. Sehr oft wirkt er wie einer, der sich ständig fragt, warum er sich das alles überhaupt antut. Er selbst sagte jüngst vor der Partie gegen PAOK Saloniki über seinen Job als Trainer des Fußball-Bundesligisten FC Schalke 04: "Seit ich hier angefangen habe, ist der Druck enorm." Das hat sich nach dem ersten Playoffspiel zur Champions League gegen die Griechen nicht geändert. Vielmehr ist der Druck nach dem 1:1 (1:0) vor 52.444 Zuschauern in der nicht ganz ausverkauften Arena neben dem Gelsenkirchener Parkstadion, um in der Keller'schen Diktion zu bleiben, noch enormer geworden.

Schließlich wollen die Schalker auch in dieser Saison in der Gruppenphase der europäischen Königsklasse spielen, was zum einen sportlich interessant ist, dem Verein vor allem aber mehr als 20 Millionen Euro bescheren würde. Geld, das der verschuldete Klub gut gebrauchen kann. Nun ist es nicht so, dass sie das nicht mehr schaffen können. Aber vor dem Hintergrund, dass dem vom Ex-Trainer Huub Stevens betreuten Gegner am kommenden Dienstag in Thessaloniki ein 0:0 reichen würde, ist das keine leichte Aufgabe. Hoffnung macht da allenfalls, dass auch Saloniki keineswegs überragte und das Rückspiel in einem leeren Stadion stattfindet, da PAOK noch eine Strafe aus der vergangenen Saison absitzen muss.

Er klingt wie ein Mann, der sich selbst belügt

Nur haben die Schalker gegen ein vor allem zu Beginn sehr defensives PAOK schlichtweg nicht gut gespielt. Und auch wenn Jefferson Farfan nach einer guten halben Stunde mit einem feinen Schuss der Führungstreffer gelang - insgesamt erarbeiteten sich die Gastgeber zwar annähernd 70 Prozent Ballbesitz, machten aber zu wenig daraus. Wenn sich Saloniki dann doch einmal dem Schalker Tor näherte, machte die Abwehr um die Innenverteidiger Benedikt Höwedes und Joel Matip keinen standfesten Eindruck. Und nicht zuletzt, weil der Slowake Miroslav Stoch in der 28. Minute einer weitgehend langweiligen zweiten Halbzeit den Ausgleich erzielte, können die Gelsenkirchener alles andere als zufrieden sein.

Einer hatte das anders gesehen. Jens Keller sagte hinterher: "Wir haben eine überragende erste Halbzeit gespielt." Er klang wie ein Mann, der sich selbst belügt. Ob aus mangelnder Einsicht oder Trotz - wir wissen es nicht. Das Fatale daran ist, dass auch seine Spieler wenig Einsicht zeigten und den Eindruck erweckten, als glaubten sie tatsächlich, alles sei in Ordnung. Vielleicht, weil sie der Meinung sind, dass es immer noch besser ist, unentschieden gegen Saloniki zu spielen, als mit 0:4 zu verlieren - wie am vergangenen Wochenende im Bundesligaspiel beim VfL Wolfsburg.

So attestierte Kapitän Höwedes sich und seinen Kollegen ebenfalls eine "tolle erste Halbzeit". Davon, dass die Mannschaft arg verunsichert wirkte, in der Abwehr wackelte, in der Offensive trotz eines guten Julian Draxler zu wenige Ideen hatte und zu langsam spielte, sprach er nicht. Ganz abgesehen davon, dass es eher selten genügt, nur 45 Minuten ordentlich zu spielen. Erst recht nicht in der Champions League. Ein wenig wirkt die Mannschaft wie ihr Trainer, mit Mühsal beladen und der Frage im Kopf: Warum mache ich das hier?

Quelle: ntv.de

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