Herrlich, Wosz oder Mickey Mouse Scharfsinnige Bochumer
29.04.2010, 16:40 UhrDer VfL Bochum feuert zwei Spieltage vor dem Ende der Saison seinen Trainer Heiko Herrlich und verpasst damit den Rekord der Arminen aus Bielefeld. Dafür offenbaren die Verantwortlichen des Klubs, was ihnen fehlt: Weitblick.
Der VfL Bochum hat im Kampf um die sinnloseste Trainerentlassung in der Geschichte der Fußball-Bundesliga knapp den Kürzeren gezogen. Während Arminia Bielefeld in der vergangenen Saison Trainer Michael Frontzeck einen Spieltag vor Ende der Saison feuerte, haben sich die Bochumer bereits zwei Runden vor Ultimo dazu entschieden, sich von Übungsleiter Heiko Herrlich zu trennen. Das zeugt von Weitblick.
Und auch was die Zahl der Abstiege betrifft, hinken die Bochumer hinterher. Während die Arminia bereits sieben Mal hinunter in die Zweite Liga durfte, wäre es für den VfL erst das sechste Mal. Immerhin: Sie tun alles dafür, den Bielefeldern auf den Fersen zu bleiben. Die hatten mit der Entlassung Frontzecks übrigens kein Glück, Jörg Berger konnte überraschenderweise in seiner einwöchigen Amtszeit nichts mehr bewirken. Dariusz Wosz hat nun in Bochum immerhin neun Tage Zeit.
Scharfsinnige Erkenntnisse
Großartig war übrigens, wie die Arminen im vergangenen Jahr begründeten, warum sie Frontzeck nicht mehr haben wollten. "Wir sind zu der Auffassung gekommen, dass wir unter dem Strich zu wenig Punkte haben", war dem damaligen Sportdirektor Detlev Dammeier nach dem 33. Spieltag aufgefallen. Eine ähnlich scharfsinnige Erkenntnis dürfte jetzt auch die Bochumer bei ihrer Entscheidung geleitet haben.
Schließlich hat der VfL seit zehn Spielen nicht mehr gewonnen, steht auf Platz 16 der Tabelle und spielt am Samstag bei den Bayern in München. Das sind die, die gerade das Endspiel in der Champions League erreicht haben. Unter diesen Voraussetzungen ist es eigentlich egal, wer auf der Bochumer Bank sitzt – Heiko Herrlich, Dariusz Wosz oder Mickey Mouse.
"Alles auf eine Karte setzen"
Sportvorstand Thomas Ernst jedenfalls sagt: "Wir wollen kurzfristig alles auf eine Karte setzen." Das, immerhin, ist ihnen gelungen. "Wir sind nach vielen Analysen und Gesprächen zu dem Entschluss gekommen, dass wir mit Dariusz Wosz größere Chancen haben, unser Ziel Klassenerhalt zu erreichen." Ausschlaggebend für die Trennung sei gewesen, "mit einem anderen Stimmungsbild in die letzten Spiele zu gehen".
Am Ende der Saison werde man wissen, "ob wir zwei Wochen zu spät reagiert haben". Thomas Ernst, das ist der, der vor elf Tagen nach der 0:2-Niederlage in Köln noch gesagt hatte, der Verein wolle notfalls mit Heiko Herrlich in die Zweite Liga gehen: "Weil wir sicher sind, dass wir mit Heiko Herrlich etwas aufbauen können."
Thomas Ernst, das ist auch der Mann, der zusammen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Werner Altegoer und Finanzvorstand Ansgar Schwenken Ende Oktober vergangenen Jahres Trainer Marcel Koller entlassen hat – weil der Verein auf einem Abstiegsplatz stand. Und Marcel Koller, das ist übrigens der, der den VfL Bochum in den vergangenen drei Jahren vor dem Abstieg gerettet hatte.
Quelle: ntv.de