Fußball

So läuft der Bundesliga-Spieltag Schmerzen, Torflut, Angstgegner - und Sartre

In der letzten Saison hatte Hannover gegen Bayern nichts zu bestellen. Diesmal könnte H96 den Meister in die Krise kontern.

In der letzten Saison hatte Hannover gegen Bayern nichts zu bestellen. Diesmal könnte H96 den Meister in die Krise kontern.

(Foto: imago sportfotodienst)

Länderspiel war gestern, jetzt ist wieder Bundesliga. Mit Hochspannung: Vermeidet der FC Bayern den Herbstblues oder gibt es eine Bruchlandung á la BVB? Punkten die Dortmunder endlich wieder gegen ihren Angstgegner? Und wird Jean-Paul Sartre in Braunschweig widerlegt?

Wie hoch gewinnen die Bayern?

"Die Bayern sind noch nicht so gut wie letztes Jahr", sagt Hannovers Torwart Ron-Robert Zieler. In der vergangenen Saison kassierte er in zwei Spielen gegen die Münchner elf Tore, 5:0 hieß es auswärts, 1:6 in Hannover. Wenn die Bayern "noch nicht so gut" sind, reicht es dann also nicht trotzdem für ein lockeres 3:0? Genau vor dieser Einstellung warnt Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge seine Spieler: "Wir dürfen uns nicht einlullen lassen von kleinen Namen", sagte er in der "Sport Bild". Ansonsten drohe eine Bruchlandung á la Borussia Dortmund, die im vergangenen Herbst wichtige Punkte gegen kleinere Teams liegen ließen. Erschwerend kommt hinzu: Ein einfacher Gegner wird Hannover 96 nicht, die Niedersachsen kommen mit dem Selbstbewusstsein von drei Siegen aus vier Spielen. Ihre Stärke liegt im Konterspiel – genau da sind die Bayern anfällig. Javi Martinez, der das Team im Supercup gegen Chelsea stabilisierte, fehlt noch vier Wochen. Mario Götze ist ebenfalls noch verletzt, genau wie Thiago. Rummenigge gab zu, die Ausfälle könnten "durchaus wehtun". Hannover 96 auch.

Wie spanisch sind die Verhältnisse?

In Spanien stehen vier Teams noch ohne Punktverlust da, in Deutschland nur eins: Borussia Dortmund. Jetzt kommt der HSV – nun wahrlich kein Schreckgespenst in deutschen Stadien, aber in der vergangenen Saison setzte es zwei Niederlagen für den Champions-League-Finalisten. "Ja, wir haben etwas gutzumachen, wir wollen uns die Punkte zurückholen", sagte Jürgen Klopp denn auch. Nicht nur das, ihm geht es auch um einen guten Start in die "Extremphase", wie Klopp es nennt. Sieben Spiele absolviert der BVB in den nächsten drei Wochen. Verzichten muss Klopp weiter auf Ilkay Gündogan, gegen den HSV wird wohl auch Kuba Blaszczykowski fehlen.

Eine gute Gelegenheit also, den breiten Kader auf die Probe zu stellen. Die Fans des BVB werden übrigens ein Deja-Vu der unschönen Sorte erleben: Mit Thorsten Fink kommt einer ins Westfalenstadion, der die selbe Rhetorikschule besucht hat wie Ex-Trainer Thomas Doll. Kostprobe gefällig? "Wir müssen kratzen, beißen und kämpfen, um etwas Zählbares mitzunehmen."

Was passiert sonst noch an diesem Spieltag?

Ein Blick nach Sinsheim dürfte sich lohnen. Nach menschlichem Ermessen werden sich Hoffenheim und Mönchengladbach dort gegenseitig die Hütte vollhauen. Die Gastgeber stehen nach vier Spielen bei einem Torverhältnis von 12:12, die Borussia kommt mit nicht weniger beachtlichen 10:8. Unter Druck gesetzt wurde Mönchengladbach unter der Woche von Jürgen Klopp, der den Kader der anderen Borussia über alle Maße lobte: "Die haben eine Breite, die haben wir so nicht." Besonderes Augenmerk dürften die Fans beider Lager auf die Freistöße legen. Dort treten zwei der besten drei Freistoßschützen der Welt an – wenn es nach der neuen Ausgabe des Computerspiels "Fifa14" geht. Dort kommt Juan Arango auf 92 von 100 möglichen Bewertungspunkten bei Freistößen, der beste Wert im Spiel. Dahinter liegen Sejad Sahilovic von Hoffenheim und ein gewisser Andrea Pirlo gleichauf mit je 90 Punkten. Pech für Hoffenheim, dass Salihovic nach dem kuriosesten Bundesligarekord mindestens aller Zeiten noch gesperrt ist.

Welche Mannschaft überrascht?

Adam Szalai will auch als Schalker in Mainz lachen.

Adam Szalai will auch als Schalker in Mainz lachen.

(Foto: imago sportfotodienst)

Schaut man nur auf die Tabelle, wäre es eine Überraschung, wenn der 13. der Tabelle beim 5. der Tabelle gewinnen sollte. Zumal der 13. der Tabelle der Letzte der Auswärtstabelle ist, ohne Punkt und mit 1:6 Toren. Andererseits geht es hier um den FC Schalke, dem nach dem Einzug in die Champions League und dem Transfer von Kevin-Prince Boateng viel zuzutrauen ist. Der Gegner aus Mainz hat seit 2006 kein Heimspiel mehr gegen Königsblau gewonnen. Richtig weh tut die Verletzung von Niki Zimling. Der Däne fuhr angeschlagen zur WM-Qualifikation nach Armenien und kam wieder mit einer Muskelzerrung in der Wade. "Um es freundlich ausgedrückt zu umschreiben: Falscher Ehrgeiz", sagte Trainer Thomas Tuchel.

Verzichtet hat Kevin-Prince Boateng auf einen Einsatz für Ghana, er wird für Schalke 04 auflaufen können – im Gegensatz zu Klaas-Jan Huntelaar, der weiter Probleme im rechten Knie hat. Die Tore soll ein ehemaliger Mainzer erzielen: Adam Szalai. Der ist willkommen, zumindest ein bisschen, sagt Thomas Tuchel: on von einem warmherzigen Empfang an der alten Wirkungsstätte geraubt. "Ich freue mich, ihn wiederzusehen. Es muss ihm aber klar sein, dass er nichts geschenkt bekommt."

Für welchen Trainer wird es eng?

Kein Endspiel, aber ein Pflichtsieg. So sieht es für Michael Wiesinger und Nürnberg in Braunschweig aus. "Wir müssen und wollen mit einem Sieg in Braunschweig den Turnaround schaffen", sagte Kapitän Raphael Schäfer dem "Kicker". Dumm nur, dass den Braunschweigern der Sinn ebenfalls nach dem ersten Saisonsieg steht.

Aber so ist das im Fußball, stellte Jean-Paul Sartre fest: Es verkompliziert sich alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft. Auch wenn sie nicht so stark ist, wie Raphael Schäfer meint. Nürnberg habe "eindeutig ein höheres Potenzial" als ein Abstiegskandidat, sagte er - "aber in dieser Saison können zwölf Mannschaften absteigen."

Wo wird es brisant?

Die größte Frage des Spieltags lautet: Werden Leverkusen und Wolfsburg endlich die 5000er Marke knacken? Seit der Pay-TV-Sender Sky die Einschaltquoten seiner Einzelspiele misst, gab es kein Samstags-Spiel der beiden Werksklubs, das mehr als 5000 Zuschauer anlockte. Jedes Mal wies "Media Control" eine TV-Quote von 0,00 Millionen aus. Interessant für die Tabelle wird das Match an diesem Samstag allemal. Zwei Teams mit großen Ambitionen stehen sich gegenüber, Bayer will sich oben festsetzen, Wolfsburg in die Spitzengruppe eindringen.

Was sagt das Orakel?

"Das werden Festwochen für uns alle". Na dann los, Rudi Völler!

Quelle: ntv.de

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