Deutscher Trainer bei Besiktas Schuster vor Scherbenhaufen
25.02.2011, 11:36 UhrBernd Schuster steht in der Türkei schwer in der Kritik. Nach dem Aus mit Besiktas Istanbul in der Fußball-Europaliga wackelt der Trainerstuhl des früheren deutschen Nationalspielers bedenklich.
Die Ära Bernd Schuster steht bei Besiktas Istanbul nach nur acht Monaten vor dem Ende. Nachdem sich der 13-malige türkische Meister mit dem 0:4 (0:1) bei Dynamo Kiew sang- und klanglos aus der Europa League verabschiedet hat, ist der Europameister von 1980 am Bosporus schwer unter Beschuss geraten. "Herr Schuster, wann geben Sie auf?", titelte "Türkspor" und "Milliyet" schrieb: "Eiszeit bei Besiktas."
Spätestens seit Donnerstagabend steht Schuster beim türkischen Traditionsklub endgültig vor einem Scherbenhaufen. In der Liga hinkt die mit namhaften Stars gespickte Mannschaft 18 Punkte der Tabellenspitze hinterher und die Zwischenr unden-Spiele gegen Kiew endeten mit dem Gesamtergebnis von 1:8 in einem Debakel. Im Hintergr und werden bereits mögliche Nachfolger für Schuster gehandelt. Die brasilianischen Weltmeister-Trainer Luiz Felipe Scolari und Carlos Alberto Parreira sowie der vor wenigen Wochen bei Inter Mailand entlassene Spanier Rafael Benitez sollen ganz oben auf der Wunschliste stehen.
"So kann es nicht weitergehen"
Das frühere Besiktas-Vorstandsmitglied Ihsan Kalkavan brachte im klubeigenen TV die Trainer-Diskussion bereits in Gang. "Ich weiß aus der Vorstandsetage, dass der Klub einen neuen Trainer sucht. Ich bin sicher, dass etwas passieren wird. So kann es nicht weitergehen", sagte Ihsan Kalkavan. Wie es weitergeht, weiß auch Schuster nichts so recht. "Wir machen unsere Arbeit und das nicht schlecht", behauptete der 51-Jährige nach dem Kiew-Spiel: "Das Problem ist, dass meine Jungs das Selbstvertrauen verloren haben." Bestes Beispiel war die Derby-Niederlage gegen Fenerbahce Istanbul, als das Spiel trotz einer 2:1-Führung noch mit 2:4 verloren gegangen war.
Seit Wochen befinden sich die vermeintlichen Leistungsträger wie der frühere Real-Star Guti oder der aus Mailand gekommene Ricardo Quaresma im Formtief. Auch der im Winter von Werder Bremen gekommene Hugo Almeida konnte zu keiner Zeit seine Torjäger-Qualitäten unter Beweis stellen und die beiden Deutschen Fabian Ernst und Roberto Hilbert genügen derzeit auch kaum gehobenen Ansprüchen. Offiziell hält Präsident Yildirim Demirören noch zu Schuster. "Wir stehen zu unserem Trainer. Wir sehen kein Problem", sagte der Klub-Boss, wohlwissend, dass ansonsten wieder eine hohe Abfindung fällig ist. Schuster besitzt noch einen Vertrag bis 2012 und soll ein stattliches Gehalt von 2,6 Millionen Euro pro Jahr einstreichen.
Del Bosque kassierte acht Millionen Euro Abfindung
Bereits in der Vergangenheit waren dem Klub Trainer-Entlassungen teuer zu stehen gekommen. Vicente Del Bosque, der Spanien im vergangen Sommer zum WM-Titel geführt hatte, war Anfang 2005 bei Besiktas nach gut einem halben Jahr entlassen worden. Vor dem Schiedsgericht der Europäischen Fußball-Union erstritten Del Bosque und sein Trainerstab insgesamt acht Millionen Euro an Abfindung.
So dürfte Schuster, der nach Christoph Daum (1993 bis 1996 und 2001 bis 2002), Hans-Peter Briegel (1999 bis 2000), Karl Heinz Feldkamp (1998 bis 1999) und Horst Buhtz (1974 bis 1975) der fünfte deutsche Trainer bei Besiktas ist, auch am Montagabend im Ligaspiel bei Antalyaspor auf der Bank sitzen. Womöglich hängt das sportliche Schicksal Schusters nun vom Abschneiden im Pokal ab. Sollte der Klub, der im Viertelfinale steht, auch die letzte Titelhoffnung verspielen, wäre Schuster kaum mehr zu halten.
Quelle: ntv.de, Stefan Tabeling, sid