Trainerbeben in Dortmund Schwere Turbulenzen beim Großkreutz-Klub
01.11.2021, 15:17 Uhr
Kevin Großkreutz konzentriert sich auf das Sportliche.
(Foto: picture alliance / augenklick/Jürgen Fromme/ firo)
Noch ist nichts passiert: Der TuS Bövinghausen thront weiter an der Spitze der Westfalenliga 2 und arbeitet am Aufstiegstraum. Aber der Klub von Kevin Großkreutz hat am Ende einer wilden Woche einen überraschend harten Tiefschlag erlitten und für Missstimmung gesorgt.
Sebastian Tyrala möchte in seinem Leben als Trainer etwas erreichen. So sei er eben, sagte der ehemalige polnische Nationalspieler den "Ruhr Nachrichten" in diesen Tagen. Er möchte auf seinem Weg nach oben aber nicht die "Vereine wie Unterhosen" wechseln. Auch das sagte er. Warum er das sagte, nun, das ehemalige Top-Talent des BVB hat den Dortmunder Amateursport in der vergangenen Woche mächtig aufgewirbelt. Er hatte nämlich seinen Klub, das ambitionierte Türkspor, blitzartig verlassen, um beim noch ambitionierteren TuS Bövinghausen anzuheuern. Das ist der Verein, bei dem Kevin Großkreutz unter Vertrag steht.
Dieser Wechsel sorgte vor allem deshalb für Wirbel, weil beide Vereine eine Rivalität verbindet. Es geht darum, welcher Klub schneller groß wird. Also groß im Schatten des BVB. Denn da ist nicht viel Platz. Das weiß man. Das kennt man. Was man auch kennt: Im Dortmunder Fußball machen Gerüchte besonders schnell die Runde. Und sie verselbstständigen sich. Also machte Tyrala nach einem ersten Kontakt zu seinem neuen Arbeitgeber fix alles klar, überlegte nicht lange und wechselte. Über die genauen Gründe möchte er nicht sprechen. Nur so viel: Die Entscheidung, Türkspor zu verlassen, sei schon länger gewachsen. Der 33-Jährige war erst im Sommer an den Mendespielplatz 3 im Fredenbaumpark, der Heimstätte von Türkspor, gewechselt - nicht viel Zeit für eine längere Zeit. Er hättes, so sagte er nun, so nicht mehr lange weitermachen wollen. Ungeachtet der Anfrage des TuS.
Ja, er habe die Mannschaft im "Stich gelassen", sagt Tyrala. Dass ein Spieler aus seinem Ex-Team das sagt, das sei okay für ihn. Andere Vorwürfe möchte er allerdings nicht an sich heranlassen. Etwa, dass er charakterlos sei. Denn tatsächlich verliert er öffentlich kein schlechtes Wort über Türkspor. Aber es sei klar, "das war kein Top-Abgang", bekannte er im Podcast der "Ruhr Nachrichten". Eigentlich wollte er am vergangenen Freitagabend noch ein letztes Mal gegen den SuS Kaiserau an der Seitenlinie stehen, aber die Spieler entschieden sich mehrheitlich dagegen. Für Tyrala absolut nachvollziehbar. Kein Groll. Wieder kein böses Wort.
Trainerbank komplett neu besetzt
Stattdessen war er am Sonntag schon für den TuS verantwortlich. Und kassierte dort eine überraschende und amtliche Klatsche beim Einstieg. Mit 1:4 ging das Spiel beim Tabellenneunten Rot-Weiß Deuten in die Binsen. Neun Spieltage lang stand nur ein Gegentor zu Buche, das gleich vom ersten Spieltag durch die YEG Hassel datierte. Nun kamen am zehnten Spieltag gleich vier Gegentore hinzu. Es war längst nicht die einzig unschöne Nachricht für den TuS, der die Tabelle in der Westfalenliga zwei aber weiter anführt, in dieser Woche. Trainer Sven Thormann, der die Mannschaft mit Baris Özbek und Großkreutz gecoacht hatte, hatte sich nach dem Bekanntwerden der Personalie Tyrala zurückgezogen. Über die Gründe spricht er öffentlich nicht. Sein Nachfolger kann die große Enttäuschung derweil verstehen, möchte aber noch einmal das Gespräch mit ihm suchen und ihn eventuell umstimmen.
Mit dem Beben von Dortmund verändert sich die Lage beim TuS radikal. Denn mit Tyrala ist nun vorerst nur noch ein Mann in der Chef-Verantwortung. Özbek, der Ex-Profi und gebürtige Castrop-Rauxeler, hat sich vergangene Woche aus persönlichen Gründen in die Türkei zurückgezogen. Dort hatte er zuletzt lange gespielt. Dort fühlt sich seine Familie wohler. Und Großkreutz möchte sich vor allem auf die sportlichen Belange konzentrieren. Die Doppelbelastung mit dem Co-Trainer-Amt sei ihm offenbar doch ein wenig zu viel geworden, sagte Tyrala.
Quelle: ntv.de, tno