Fußball

Der Beckham aus Bebra Shkodran Mustafi hofft auf Debüt in DFB-Elf

Als 13-Jähriger bewunderte Shkodran Mustafi David Beckham. Schon damals wollte er unbedingt Profi werden.

Als 13-Jähriger bewunderte Shkodran Mustafi David Beckham. Schon damals wollte er unbedingt Profi werden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Er ist jung, selbstbewusst und bekommt meist das, was er will. Nun steht Abwehrspieler Shkodran Mustafi vor seinem Debüt in der DFB-Elf - eine Überraschung. Andererseits: Schon als 13-Jähriger sagte er: "Ich will Profi werden." Und zur Not kann er auch Stürmer.

Wer ist Shkodran Mustafi? Philipp Lahm jedenfalls wusste es nicht. "Der sagt mir nicht viel. Italienische Liga schaue ich nicht so oft." Der Kapitän der DFB-Elf darf sich damit trösten, dass es vielen Fans, Journalisten und Mitspielern ähnlich ergangen sein dürfte. Nur Lukas Podolski behauptete gestern in Stuttgart, wo die Nationalmannschaft am heutigen Mittwoch (ab 20.45 Uhr in der ARD und im Liveticker bei n-tv.de) gegen Chile ein Testspiel bestreitet: "Klar hatte ich den auf dem Zettel." Respekt.

Shkodran Mustafi selbst hatte nicht unbedingt damit gerechnet, dass Bundestrainer Joachim Löw ihn zu dieser letzten Testpartie einlädt, bevor er am 8. Mai den vorläufigen Kader für die Weltmeisterschaft in Brasilien öffentlich benennt. Und sagte: "Ich weiß, dass ich in Deutschland ein unbeschriebenes Blatt bin. Ich bin ein bisschen vom Radar verschwunden. Von daher bin ich froh, dass ich mich mal wieder zeigen kann." Andererseits sieht er das so: "Damit komme ich meinem Ziel  wieder ein Schritt näher." Ein Schritt, der ihm "nicht ganz unlogisch" erscheine, wie er der "Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen" sagte - im Herbst 2013, als von der A-Nationalmannschaft noch keine Rede war. Indizien dafür, dass der Innenverteidiger des italienischen Erstligisten Sampdoria Genua mit seinen 21 Jahren bereits so viel erlebt hat, dass es ihm an einem gesunden Selbstbewusstsein nicht mangelt.

"Ich will noch etwas erreichen"

In nordhessischen Bad Hersfeld kommt er am 17. April 1992 als Sohn albanischer Eltern zur Welt, wächst 15 Kilometer weiter nördlich in Bebra auf, beginnt dort mit dem Fußballspielen, wechselt nach der D-Jugend zum SV in die Nachbarstadt Rotenburg an der Fulda und 2006, mit 14 Jahren, ins Internat des Hamburger SV. Dort schult er vom Stürmer zum Innenverteidiger um, spielt in der B- und A-Jugend, darf ein paar Mal unter Trainer Martin Jol mit den Profis trainieren. Im Mai 2009 wird er mit der deutschen U-17-Auswahl Europameister, im Endspiel in Magdeburg schlägt die Mannschaft die Niederlande.

Kurz danach entscheidet er sich, zum FC Everton zu wechseln. Dem Internetportal spox.com sagt er: "Ich will noch etwas erreichen. Und dazu bietet England derzeit die besten Voraussetzungen. Ich werde so lange kämpfen und alles geben, bis ich irgendwann in der ersten Liga spiele." Doch es reicht nur zu einer Viertelstunde in einem bedeutungslosen Spiel der  Europaliga, sonst kickt er in der Reserve. 2012 dann die nächste Station, Italien, zweite Liga. Er steigt mit Sampdoria Genua auf, etabliert sich in der ersten Liga. In dieser Saison hat er inklusive Pokal 24 Spiele für den Tabellenzwölften bestritten, meist von Beginn an.

"Schneller, zweikampf- und kopfballstarker Rohdiamant"

Apropos Selbstbewusstsein. In der C-Jugend beim SV Rotenburg war Shkodran Mustafi noch fürs Toreschießen zuständig, 38 waren es in den ersten 10 Spielen der Saison 2005/2006 in der Bezirksliga. "Der macht auch dann seine Tore, wenn wir spielerisch nicht überlegen sind", sagte sein damaliger Trainer Ernst Sippel der "Rotenburg-Bebraer Allgemeinen" über "seinen schnellen, zweikampf- und kopfballstarken Rohdiamanten". Der so gelobte 13-Jährige nahm gegenüber der Lokalzeitung kein Blatt vor den Mund: "Ich will Profi werden, ich habe mich auch schon bei den Internaten vom Hamburger SV und von Werder Bremen beworben." Was ja dann geklappt hat. Sein Vorbild damals war übrigens David Beckham. Warum? "Der macht freiwillig 300 Stunden Schusstraining im Jahr. Das imponiert mir."

Und nun? Steht er, der ab der U16 alle Junioren-Auswahlteams durchlaufen und sich gegen das Land seiner Eltern entschieden hat, vor seinem ersten Länderspiel in Deutschlands wichtigster Fußballmannschaft. Er will dort das tun, was er immer getan hat. Er will sich durchbeißen. "Ich bin so aufgewachsen, mein Opa ist nach Deutschland gekommen, um Geld zu verdienen. Ich habe von klein auf an immer ein bisschen mehr gekämpft als andere." Horst Hrubesch, der Trainer der deutschen U-21-Nationalelf, sagte jüngst dem "Kicker": "Er ist eine echte Persönlichkeit und sehr reif für sein Alter. Er kann führen und Verantwortung  übernehmen, antizipiert im Spiel sehr gut und macht wenige Fehler." Heute Abend werden mehr als 54.000 Zuschauer im ausverkauften Stuttgarter Stadion sitzen, Millionen vor den Fernsehern. Sie alle sollen sehen: Das ist Shkodran Mustafi.

Quelle: ntv.de

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