Fußball

WM 2010: Algerien vs. Ägypten Showdown in Khartum

Das Stadion wird zum Hochsicherheitstrakt, Khartum kocht. Vor dem Entscheidungsspiel um das letzte Ticket Afrikas für die Fußball-WM rüstet sich die Hauptstadt des Sudans für die allerschlimmsten Szenarien.

Vor dem Spiel: Ägyptische Fans in Khartum.

Vor dem Spiel: Ägyptische Fans in Khartum.

(Foto: REUTERS)

"Das ist kein Fußball, das ist Krieg", sagte der algerische Nationalspieler Karim Matmour vor dem hochbrisanten Duell mit Ägypten am Mittwoch ab 18.30 Uhr. Nach der Eskalation rund um das 2:0 der Ägypter am Samstag sollen rund 15.000 Polizisten das explosive Duell der Erzrivalen sichern. "Wir sind für jeden Notfall vorbereitet", sagte Governeur Abdelrahman al-Khidr. Khartum erwartet 48 Flugzeuge mit algerischen Fans und 18 Flieger aus Ägypten, Tausende Anhänger werden zudem mit Bussen anreisen. "Wir werden es schaffen. Da bin ich sicher", sagte Matmour, Stürmer des Bundesligisten Borussia Mönchengladbach.

Die Brisanz wird dadurch verstärkt, dass eine starke ägyptische Gastarbeiter-Kolonie ihre Mannschaft unterstützt, während sich die Gastgeber auf die Seite der Algerier schlagen, die auch noch von 20.000 Fans aus der Heimat unterstützt werden. Heute fuhren Hunderte Autos hupend durch die Straßen Khartums, die Fahrer schwenkten Fahnen, die Stimmung war auf dem Siedepunkt.

"Viele Spieler haben um ihr Leben gefürchtet"

"Es wird ein Heimspiel für uns", sagt Matmour: "In den vergangenen Tagen habe ich wichtige Erfahrungen für 20 Lebensjahre gemacht." Im Vorfeld des letzten Gruppenspiels, in dem Ägypten nach einem Tor in der 95. Minute das Entscheidungsspiel erzwang, war die Rivalität eskaliert. Die Scheiben des algerischen Mannschaftsbusses wurden mit Steinen eingeworfen, in Algerien überfielen Jugendliche als Racheakt von Ägyptern bewohnte Häuser.

"Ich habe wichtige Spiele absolviert, manchmal war die Stimmung bei Auswärtsspielen aggressiv. Aber das Gefühl, dass man uns töten will, habe ich noch nie vorher gehabt", sagte Antar Yahia vom VfL Bochum dem Magazin "11 Freunde": "Wir haben uns gefühlt wie im Gefängnis. Viele Spieler haben um ihr Leben gefürchtet. Es war sehr schwer, überhaupt auf den Platz zu gehen."

Fifa ruft zu Fairplay auf

Am Mittwoch werden erneut Übergriffe befürchtet. Der Weltverband Fifa rief deshalb die heißblütigen Fans noch zu Vernunft und überlegtem Handeln auf. "Nochmals richtet die Fifa einen Appell an alle Fußball-Fans und die gesamte Fußball-Familie, insbesondere die Personen, die mit diesem Spiel zu tun haben, den Geist des Fairplay zu befolgen und sich respektvoll zu begegnen, um jegliche Vorfälle zu vermeiden", lautete eine Mitteilung.

Doch bei Matmour und seinen Mitspielern ist die Wut nicht verraucht. "Es ist unglaublich, dass es so viel Nachspielzeit gab, dafür gab es keinen Anlass", sagt der Stürmer. Ein Teamkollege vermutet gar eine "Verschwörung" zugunsten des Afrikameisters. Matmour lebt dennoch Optimismus vor: "Wir wissen, dass wir besser sind. Es wird das Spiels unseres Lebens." Auf der Homepage des algerischen Verbandes veröffentlichte Staatspräsident Abdelaziz Bouteflika eine Grußbotschaft: "Ich bin der Erste unter unseren Fans, die sich unter allen Umständen für unser Team einsetzen. Ich wünsche unserem Vaterland und Ihnen von Herzen den Sieg."

Quelle: ntv.de, Thomas Nowag, sid

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