Fußball

"Im nächsten Leben Sportdirektor" Solbakken lästert über Finke

Die Lage beim Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln hat sich nach dem Sieg beim Angstgegner 1. FC Kaiserslautern wohl nur für kurze Zeit entspannt. Erneuter Zwist zwischen Coach Stale Solbakken und Sportdirektor Volker Finke scheint programmiert.

Wenn Volker Finke von der guten Laune Stale Solbakkens nach dem Sieg beim 1. FC Kaiserslautern erfährt, könnte das schon bald wieder für miese Stimmung beim 1. FC Köln sorgen. Im Anschluss an den ersten Erfolg gegen den großen Angstgegner seit über 22 Jahren offenbarte ein Spruch des aufgekratzten Trainers sein gespanntes Verhältnis zum Sportchef. In seinem nächsten Leben sollte er "vielleicht Sportdirektor" werden, rief der Norweger nach dem 1:0 (0:0) am 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga lauthals durch die Gänge des Fritz-Walter-Stadions.

Einen ungünstigeren Zeitpunkt für seine flapsige Bemerkung hätte Solbakken kaum wählen können. Denn gleichzeitig bemühte sich Finke im Fernseh-Interview beim Bezahlsender Sky nach besten Kräften, die Diskussion über seine belastete Beziehung zu dem Norweger klein zu reden. "Ich glaube, dass Stale nach dem Spiel meine Wärme gespürt hat", sagte Finke: "Das Verhältnis zwischen uns ist absolut professionell. Dass wir in den Bewertungen personeller Dinge manchmal anderer Meinung sind, ändert daran nichts." Mit personellen Dingen meinte der Geschäftsführer die umstrittene Verpflichtung des Nordkoreaners Chong Tese, die vor dem Spiel in der Pfalz für Aufregung gesorgt hatte. Da Solbakken mit seinen Aussagen der vergangenen Tage den Eindruck erweckt hatte, dass Tese gegen seinen Willen geholt wurde, gab Finke seine Sicht der Dinge zu Protokoll.

"Die Feststellung, dass der Trainer den Spieler Tese nicht haben wollte, ist eine falsche Feststellung. Er hat sich die Clips angeschaut, und ich habe erst nach seiner Zustimmung den Spieler informiert, dass der Trainer einverstanden ist", erklärte der 63-Jährige: "Zwischen Wunschspieler und nicht zustimmen ist viel dazwischen. Der Trainer hat zugestimmt, aber dass es nicht seine Wunschoption war, können wir so stehen lassen." Diese Feststellung hatte Solbakken kurz zuvor untermauert. Tese saß trotz des verletzungsbedingten Ausfalls von Stürmerstar Lukas Podolski 90 Minuten auf der Ersatzbank. Statt des Neuzugangs brachte der Coach den Albaner Odise Roshi, der 99 Sekunden nach seiner Einwechslung mit seinem ersten Bundesligatreffer das Spiel vor 38.043 Zuschauern gegen die nach 40 Minuten dezimierten Roten Teufel entschied (72.).

"Sicher nicht mein letztes Endspiel"

Durch den ersten Sieg nach zuletzt drei Niederlagen in Folge verbesserten sich die Kölner auf den neunten Tabellenplatz. Doch obwohl die Rheinländer nach 25 vergeblichen Anläufen das erste Mal seit dem 16. Dezember 1989 gegen den FCK gewinnen konnten, wird die Lage für Solbakken wohl nur bis zur nächsten Pleite etwas angenehmer. Das weiß der Trainer nach rund einem halben Jahr in Köln mittlerweile selbst: "Schon im Hinspiel hatte ich ein Endspiel. Und das war sicher nicht mein letztes Endspiel."

Fast nur noch Endspiele haben die Pfälzer, die nach dem zehnten Spiel in Folge ohne Sieg weiter auf dem Relegationsplatz stehen, vor der Brust. Den Ausschlag für die Pleite hatte das missratene Debüt des zwei Millionen Euro teuren Neuzugangs Ariel Borysiuk gegeben. Der Pole sah fünf Minuten vor der Pause nach wiederholtem Foulspiel die Gelb-Rote Karte. Der Platzverweis durch Schiedsrichter Wolfgang Stark war zwar eine harte, aber eine vertretbare Entscheidung.

Die Ampelkarte für den übermotivierten Borysiuk könnte ein weiterer Mosaikstein auf dem teuren Weg des chronisch klammen viermaligen Meisters in die 2. Liga sein. "Ein Abstieg würde uns zumindest um zwei Jahre zurückwerfen", sagte Klubchef Stefan Kuntz: "Es wäre zwar nicht alles hoffnungslos, aber für die Gesundung und wie wichtigen nächsten Schritte sind weitere Jahre Bundesliga die Basis."

Quelle: ntv.de, Alexander Sarter, sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen