Fußball

Geisterspiel wegen Bierbecher-Skandal St. Pauli ficht Strafe an

Für Fußball-Bundesligist FC St. Pauli hat die Bier-Attacke eines Fans auf den Schiedsrichterassistenten im Duell gegen den FC Schalke 04 ein bitteres Nachspiel. Die nächste Heimpartie gegen Werder Bremen müssen die abstiegsbedrohten Hamburger unter Ausschluss der Öffentlichkeit austragen.

Gähnende Leere statt volle Bude.

Gähnende Leere statt volle Bude.

(Foto: dpa)

Der FC St. Pauli hat gegen das "Geisterspiel"- Urteil des Deutschen Fußball-Bundes Einspruch eingelegt. Das teilten der Bundesligist und der DFB mit. Zuvor hatte das DFB-Sportgericht den Aufsteiger verurteilt, wegen des Becherwurf-Skandals im abgebrochenen Spiel gegen Schalke 04 seine Heimpartie gegen Werder Bremen am Ostersamstag ohne Zuschauer auszutragen.

Nach mehrstündigen Beratungen entschloss sich das Präsidium zum Widerspruch, der eine mündliche Verhandlung nach sich zieht. In dem mit 0:2 gewerteten Schalke-Spiel am vorigen Freitag hatte ein St.-Pauli-Fan einen Bierbecher geworfen und damit den Linienrichter getroffen.

Bremen-Fans sind verärgert

Werder Bremen hat mit großer Zurückhaltung auf das Urteil des DFB-Sportgerichts reagiert. "Wir geben keine Stellungnahme ab, solange das Urteil nicht rechtskräftig ist", teilte Mediendirektor Tino Polster mit.

Die Werder-Fans fühlen sich durch das DFB-Urteil zu Unrecht bestraft. Viele haben bereits Tickets für die Begegnung am Ostersamstag gekauft, wo sie ihre Mannschaft im Abstiegskampf unterstützen wollten. "Wir fahren trotzdem hin", meinte ein Bremer Anhänger.

"Das ist ein Urteil, das ich als sehr schwierig empfinde. Es sind Fans betroffen, die dafür nicht verantwortlich sind", erklärte Thomas Hafke, hauptamtlicher Mitarbeiter beim Bremer Fan-Projekt. "Fußball ist, was im Stadion passiert. Die Fans trifft das hart." Die Einrichtung ist unabhängig vom Bundesligaverein und betreut mit sozialpädagogischen Maßnahmen jugendliche Fußballfans.

Auch die organisierten Bremer Fan-Clubs reagierten kritisch auf die angedrohte Aussperrung der Werder-Fans. Der Fan-Club "Hot Spots" warnte in einem Offenen Brief an den DFB, nicht alles über einen Kamm zu scheren und erinnerte an ähnliche Vorfälle in der Vergangenheit.

"Nach dem Spiel Hamburger SV gegen Hannover 96 warf der Spieler Paolo Guerrero eine Trinkflasche auf einen Zuschauer. Der Spieler wie auch der HSV erhielten hierfür eine Geldstrafe, Guerrero zudem fünf Spiele Sperre, die er dann als Zuschauer im Stadion verbringen durfte", heißt es in dem Schreiben. Erinnert wurde auch an den Golfball, der Bayern-Keeper Oliver Kahn im Jahr 2000 in Freiburg traf.

"Falls eine Gleichbehandlung bei Fällen von Verstößen Ziel des DFB-Schiedsgerichtes ist, so wurde dies bislang nicht ersichtlich. Vielmehr legt die bisherige Handhabung den Verdacht nahe, dass vor allem die Funktion des Opfers und Täters über das Strafmaß mit entscheidet und nicht die Tat an sich", argumentierte der Fan-Club und stellte die Frage, ob eine Kollektivstrafe das richtige Mittel zur Stärkung der Selbstkontrolle der Zuschauer und Fans ist.

Premiere in Aachen

Das erste Spiel unter Ausschluss der Öffentlichkeit im deutschen Profi-Fußball hatte es am 26. Januar 2004 zwischen den Zweitligisten Alemannia Aachen und dem 1. FC Nürnberg (3:2) gegeben.

Bei der Begegnung am 24. November 2003 (1:0) waren nach einer Gelb-Roten Karte gegen den Aachener Erik Meijer (71.) Gegenstände von den Zuschauerrängen auf das Spielfeld geworfen worden. Nürnbergs damaliger Trainer Wolfgang Wolf wurde am Kopf getroffen und musste verletzt in der Kabine bleiben. Die Gäste-Spieler setzten die Partie unter Protest fort. Der Club legte anschließend offiziell Protest gegen die Spielwertung ein.

Die Deutsche Fußball Liga hatte damals angeordnet, dass beim Geisterspiel im Tivoli-Stadion lediglich eine 40-köpfige Delegation pro Verein inklusive Spielern und Trainern, von der DFL akkreditierte Medienvertreter sowie Polizei-, Sicherheits- und Ordnungskräfte zugelassen wurden.

Quelle: ntv.de, cba/sid/dpa

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