"Alles, was das Herz begehrt" "Stani" startet Mission Hoffenheim
24.06.2011, 11:40 Uhr
Seit Mittwoch bestimmt Holger Stanislawski die sportlichen Geschicke bei 1899 Hoffenheim. Die Erwartungen sind groß.
(Foto: dapd)
Nach 18 Jahren beim FC St. Pauli hat es Holger Stanislawski zur neuen Saison als Trainer zu 1899 Hoffenheim verschlagen. Der 41-Jährige hat im Kraichgau eine Herkulesaufgabe zu bewältigen: Es soll in Hoffenheim aus einem Retorten- einen Kultklub machen. Immerhin: Mäzen Dietmar Hopp sieht ihn ihm den idealen Coach.
Er ist ein Hamburger "Jung", war als Spieler und Trainer beim FC St. Pauli Kult - doch seit Mittwoch erlebt Holger Stanislawski im beschaulichen Hoffenheim eine völlig neue Welt. Bei seiner Vorstellung im Mai bei der TSG 1899 hatte er nach seinem tränenreichen Abschied vom Kiez-Klub deshalb noch von "einem gewaltigen Tapetenwechsel" gesprochen. Inzwischen nimmt der 41-Jährige seinen Wechsel in die Kraichgauer Provinz aber mit norddeutscher Gelassenheit.
"Hamburg hat einfach ein paar mehr Einwohner, ein paar mehr Ampeln und Straßen, sonst nichts", sagte Stanislawski nach der ersten Trainingseinheit in Hoffenheim mit einem Schmunzeln. Er habe auch in Hamburg nicht permanent das Kulturprogramm genossen und den Trubel gesucht. Und überhaupt sei das "eine ganz, ganz tolle Gegend. Wir kriegen hier auch alles, was das Herz begehrt."
"Nur zum Schlafen ins Hotel"
Für Kultur, blühende Landschaften und Trubel bleibt Stanislawski in den nächsten Wochen ohnehin keine Zeit - genauso wenig wie für die Wohnungssuche. 15 bis 16 Stunden am Tag werde er im Trainingszentrum in Zuzenhausen verbringen: "Wir gehen nur zum Schlafen ins Hotel." Erst nach der Vorbereitung werde er sich dann "ein lauschiges Plätzchen" suchen.
Seit vergangenem Samstag ist der neue Hoffenheimer Trainer, der zur akribischen Vorbereitung sogar auf seinen Urlaub verzichtete, mit seinem Assistenten Andre Trulsen "hier unten". Er habe seitdem viele Gespräche geführt und dabei "sehr viele gute Dinge" erkennen können: "Das macht Lust auf mehr."
Der ideale Hoffenheim-Trainer
Die Erwartungen an den früheren Verteidiger, der 18 Jahre als Spieler und Trainer auf St. Pauli tätig war, sind groß - nicht nur sportlich. Mit seiner offenen Art, die keineswegs hanseatisch unterkühlt ist, soll "Stani" wesentlich dazu beitragen, dass aus dem Retortenverein 1899 Hoffenheim ein Kultklub wird.

Mäzen Dietmar Hopp ist voll des Lobes: "Er wirkt völlig natürlich, ist total geerdet und hat keine übertriebenen Vorstellungen. Er ist ein Typ, der Menschen begeistern kann."
(Foto: dpa)
Mäzen Dietmar Hopp sieht in Stanislawski trotz dessen Abstiegs mit St. Pauli deshalb den idealen Trainer. "Er wirkt völlig natürlich, ist total geerdet und hat keine übertriebenen Vorstellungen. Er ist ein Typ, der Menschen begeistern kann", sagte Hopp. Stanislawski habe zudem "ein tolles Verhältnis zur Mannschaft, und trotzdem ist da der notwendige Respekt gewahrt". Auch Manager Ernst Tanner ist überzeugt, "dass er den Nerv der Jungs trifft. Es ist sehr viel positives Feedback."
Ziel: oben reinpiksen
Ob dies auch so bleibt, hängt wie immer in der Bundesliga vor allem von den sportlichen Erfolgen ab. Mit Platz elf will sich in Hoffenheim niemand mehr zufrieden geben. "Das Ziel oben reinpiksen kann man schon unterschreiben. Das wollen wir, das ist ein sehr hohes Ziel. Aber wenn wir einen einstelligen Tabellenplatz erreichen, sind wir zufrieden", sagte Tanner. Deshalb sei es wichtig, so Stanislawski, "die Strukturen und die Menschen im Verein kennenzulernen, um gleich mit allen durchstarten zu können".
Bisher stehen dem neuen 1899-Coach zwei Neuzugänge zur Verfügung, Fabian Johnson und Sven Schipplock. David Alaba soll zudem weiter ausgeliehen werden, ein Wechsel von Andreas Beck zu Juventus Turin ist angeblich vom Tisch. Gesucht werden laut Tanner noch ein "junger Torhüter" und ein "kopfballstarker Sechser". Stanislawski sieht die Lage "tiefenentspannt. Wir müssen im Moment aufgrund unseres Kaders nicht an den Markt ran, weil die Qualität schon sehr, sehr hoch ist."
Quelle: ntv.de, sid