Fußball

WM-Chefin: "Fußball hat mir geholfen" Steffi Jones wirbt und lächelt

Steffi Jones ist das Gesicht des deutschen Frauenfußballs. Als Chefin des Organisationskomitees für die WM macht sie das, was Franz Beckenbauer auch gemacht hat. Sie reist um die Welt und wirbt. Zum Beispiel in den USA, in Washington D.C., wo die Ex-Nationalspielerin 2003 US-Meisterin wurde.

"20Elf von seiner schönsten Seite!" Steffi Jones.

"20Elf von seiner schönsten Seite!" Steffi Jones.

(Foto: picture alliance / dpa)

Der Tag beginnt für Steffi Jones mit einer Veranstaltung, auf der es ausnahmsweise einmal nicht darum geht, Fragen zur Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland zu beantworten, die mit dem Spiel des deutschen Team gegen Kanada am 26. Juni vor mehr als 74.000 Zuschauern im Berliner Olympiastadion beginnt. Nein, sie darf den neuen Kunstrasenplatz der deutschen Schule in Washington einweihen. Und die 111-malige Nationalspielerin macht das, wie sie alles als Botschafterin des Gastgeberlandes der WM macht: mit einem strahlenden Lächeln. Die Grundschüler widmen ihr als Dank einen eigens komponierten Fußballkanon.

Doch Steffi Jones, 38 Jahre alt, hat - ganz Botschafterin - auch eine Botschaft: "Sport ist sehr wichtig im Leben und hat mir immer geholfen." Sie muss es wissen. In einer Fragerunde im Auditorium spricht sie mit den Schülern offen über ihre Familie. "Mein älterer Bruder war lange drogenabhängig und mein jüngerer Bruder hat im Irakkrieg beide Beine verloren. Es waren teilweise harte Zeiten für mich, aber der Fußball hat mir geholfen, damit fertig zu werden." Ein Sport, den sie fast nicht hätte ausüben können, weil ihre Mutter anfangs dagegen war und Fußball als strikten Männersport ansah. Doch Steffi Jones hat sich durchgesetzt und berichtet dem faszinierten Publikum noch ganz kurz von ihren internationalen Erfolgen mit der Nationalmannschaft bevor es zur nächsten Veranstaltung geht.

Ein Wiedersehen mit Legende Mia Hamm

Auf dem Plan steht eine Pressekonferenz im Hotel Westin, direkt im Stadtzentrum, in dem die Delegation des Deutschen Fußball-Bundes residiert. Teilnehmer sind Offizielle des US-Verbandes für Frauenfußball sowie der Fifa. Am meisten freut sich Steffi Jones aber auf ihre ehemalige Mannschaftskollegin Mia Hamm, die ebenfalls in ihrer Funktion als internationale Botschafterin für die WM 2011 auftritt.

"Als Weltklassespielerin hat sie es verdient, Botschafterin des Frauenfußballs zu sein." Sagt Steffi Jones, rechts, über Mia Hamm.

"Als Weltklassespielerin hat sie es verdient, Botschafterin des Frauenfußballs zu sein." Sagt Steffi Jones, rechts, über Mia Hamm.

(Foto: GRÄSING)

"Ich freu mich für sie. Als Weltklassespielerin hat sie es verdient, Botschafterin des Frauenfußballs zu sein", sagt Jones und erinnert sich an ihre aktive Zeit zurück. "Ich habe es nie gemocht gegen sie spielen zu müssen. Umso schöner, war es dann im gleichen Team zu sein. Eine große Ehre für mich." Ruhig und bedacht beantworten beide eine knappe Stunde die Fragen der Pressevertreter und schieben sich dabei geschickt die Favoritenrolle auf den Weltmeistertitel hin und her. Diese Rolle möchte keiner so richtig annehmen, zu groß ist der Respekt, vor allem vor den Stärken der aktuellen Nationalspielerinnen.

Mia Hamm, 275-fache Nationalspielerin der USA, kennt diese Stärken auch aus ihrer Zeit nur allzu gut. "Die Deutschen sind konditionell immer auf der Höhe. Bei der WM 2003 dachte ich, dass sie einer mehr sind auf dem Feld. Außerdem sind sie technisch extrem gut ausgebildet. Es wird schwer sie zu schlagen." Ihr Gegenüber macht ihr etwas Mut, denn immerhin sei die Bilanz der Deutschen gegen die US-Amerikanerinnen immer noch negativ.

WM-Finale Deutschland-USA, ein hartes Stück

Wie die meisten Fans, so wünscht sich auch die Präsidentin des WM-Ok ein Finale der Favoriten. Doch würde die Tochter eines amerikanischen Vaters und einer deutschen Mutter dabei nicht in einen Interessenkonflikt geraten? Nein. Im Falle einer solchen Spielpaarung schlägt ihr Herz dann doch mehr für Deutschland. Die gebürtige Frankfurterin gibt aber auch zu, dass sie den USA ebenso die Daumen drückt für ein erfolgreiches Turnier. Insgesamt glaubt sie schon, dass beide Mannschaften weit kommen werden. "Ich gehe davon aus, dass Brasilien, die USA und Deutschland kaum Probleme haben werden ins Halbfinale zu kommen. Wer die vierte Mannschaft ist, wird man dann sehen."

Noch sind die Niveauunterschiede zwischen den qualifizierten Teams einfach zu groß. Eine Aufgabe, der sich Steffi Jones angenommen hat. Auf ihrer Tour durch die Teilnehmerländer wirbt sie unermüdlich für die stetige Weiterentwicklung des Frauenfußballs. Die WM könnte dabei helfen. Vor allem, wenn sie ähnlich verläuft wie die Männer-WM 2006. "20Elf von seiner schönsten Seite!" lautet das Motto, das Steffi Jones bereits auf unzähligen Veranstaltungen in den vergangenen Monaten vermittelt hat. Der Stopp in Washington war dabei sicherlich ein Highlight für sie und hat Erinnerungen an ihre immer vorbildliche Profikarriere wach gerufen. Viel Zeit darüber nachzudenken bleibt nicht, denn Nordkorea steht noch in dieser Woche auf dem Reiseplan.

Quelle: ntv.de

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