BVB quält sich in Berlin Stöger lacht Aubameyang-Problem weg
20.01.2018, 05:32 Uhr
Können momentan weder mit noch ohne Aubameyang: die Dortmunder
(Foto: imago/Jan Huebner)
Was soll er da machen? Nach dem Remis seines BVB bei der Hertha erfährt Trainer Peter Stöger Neues aus Dortmund: Sein Problemstürmer Pierre-Emerick Aubameyang soll sich zur gleichen Zeit beim Hobbykick in Dortmund amüsiert haben. Herrjeh.
Peter Stöger hatte an diesem späten Freitagabend trotz allem seinen Humor nicht verloren. Die Fotos? Dazu könne er nichts sagen, sagte der Trainer der Dortmunder Borussia. Er habe sie ja noch gar nicht gesehen. "Aber das wird weiter ein Thema sein, da haben Sie Recht." Sagte er und lachte - obwohl es eigentlich nichts zu lachen gab. Es ging um den Mann, der die Schlagzeilen bestimmt. Es ging um den Fußballprofi Pierre-Emerick Aubameyang, der offensichtlich viel bis alles versucht, möglichst schnell einen neuen Arbeitgeber zu finden - mit lustlosen Auftritten im Training und sonstigen Sperenzchen. Und es ging auch um die Frage, ob es nicht auch ohne ihn geht. Irgendwie.
Die Antwort: eher nicht. Zumindest deutet auf den ersten Blick viel darauf hin. Zum zweiten Mal in diesem Jahr trat der BVB ohne seinen trotzigen Starstürmer an, wieder reichte es nicht zu einem Sieg gegen einen spielerisch eher limitierten Gegner. Gegen den VfL Wolfsburg hatte es am Sonntag ein 0:0 gegeben, nun folgte zum Auftakt des 19. Spieltags der Bundesliga ein 1:1 (0:0) bei der Hertha. Vor 65.893 Zuschauern im Olympiastadion hatte Davie Selke die Berliner 42 Sekunden nach der Pause in Führung gebracht, Shinji Kagawa köpfte in der 71. Minute den Ausgleich. Immerhin. Das hätte auch anders ausgehen können. Nach einer guten Stunde verhinderte Ondrej Duda das 2:0 durch Salomon Kalou, weil er, obwohl er im Abseits stand, den Ball über die Linie schob. Dabei wäre der auch so ins Tor gerollt.
Kurz nach dem Abpfiff vermeldete die "Bild"-Zeitung vermeintlich Neues von Aubameyang. Während sich die Kollegen in Berlin quälten, soll der Problemstürmer sich bei einem Hobbykick in der Halle amüsiert haben. Wir zitieren: "Als ihm Fans die Hertha-Führung reinrufen, schmunzelt er nur." Herrjeh, mag sich Stöger gedacht haben. Und moderierte die Angelegenheit gekonnt weg: "Grundsätzlich beschäftigt es mich nicht wirklich, wenn er irgendwo in irgendeiner Ecke kickt. Wenn er im Training gut arbeitet, dann wird er gegen Freiburg auch im Kader sein." Damit befand er sich ganz auf der offiziellen Linie, die Manager Michael Zorc bereits vor dem Spiel im Gespräch mit dem Fernsehsender Eurosport vorgegeben hatte: Der BVB plane weiter mit Aubameyang. "Es gibt einen Weg zurück in die Mannschaft. Dazu gehört aber Professionalität, und dazu gehört auch zu sagen, dass man in der einen oder anderen Situation einen Fehler gemacht hat." Ein Angebot des FC Arsenal gebe es nicht: "Es liegt nichts Wirkliches auf dem Tisch, da ist viel Luft dabei."
Der Rückhalt in der Mannschaft bröckelt
Nun also stehen im Jahr 2018 zwei Punkte zu Buche - ohne Aubameyang. Machen die Dortmunder so weiter und spielen in der Rückrunde nur noch unentschieden, haben sie am Ende der Saison 45 Punkte auf dem Konto. Für die Champions League reicht das nicht. Aber es wäre es zu kurz gegriffen, das mittelmäßige Spiel der Gäste allein daran festzumachen, dass sie wieder freiwillig unfreiwillig auf ihren besten Torschützen verzichteten. Mit der von Zorc in Aussicht gestellten Rückkehr in die Mannschaft ist das allerdings so eine Sache - denn die Meuterei-erprobten BVB-Alphamännchen haben in der Vergangenheit bewiesen, dass sie da mitunter auch ein Wörtchen mitzureden haben. Ex-Trainer Thomas Tuchel kann das vermutlich bestätigen. Mit seinem Verhalten dürfte Aubameyang seine Akzeptanz bei den Kollegen nicht gerade gesteigert haben.
André Schürrle, der sich in Berlin eher erfolglos als Ersatz in der Angriffsmitte mühte, sagte das hinterher relativ deutlich: "Es ist unmöglich, das auszublenden. Das ist ein Riesen-Thema in der Mannschaft. Das sorgt natürlich für Unruhe, das sorgt für Kopfschütteln. Da ist es schwer, sich auf Fußball zu konzentrieren. Deswegen ist das keine einfache Situation." Fakt ist jedenfalls, dass der BVB in Berlin erst nach dem Seitenwechsel den Eindruck machte, zeigen zu wollen, dass es vielleicht doch auch ohne den Torjäger geht. Anders als im ersten Durchgang entwickelten die Dortmunder so etwas wie Lust, aufs gegnerische Tor zu spielen, was dann ja auch immerhin zum Ausgleich führte.
Die Vorlage zum Kopfballtor durch Kagawa stammte dann auch noch von dem Spieler, der bisher vor allem als Assistent der Aubameyang'schen Ihr-könnt-mich-mal-Aktivitäten auf sich aufmerksam machte: Jadon Malik Sancho, 17 Jahre alt. Und der hat in der Jugend von Manchester City offenbar einiges gelernt. Auch der 18 Jahre alte Alexander Isak, der nach 67 Minuten für Mario Götze in die Partie kam, hinterließ einen guten, dynamischen Eindruck. Und Christian Pulisic sorgte für einige gefährliche Momente. Grundsätzlich ist es nicht so, als berge der Dortmunder Kader kein Offensivtalent. Nur halt jemanden, der fix in die Rolle Aubameyangs schlüpfen könnte, den haben sie nicht. Geht auch ohne ihn? Die Frage stellt sich im Grunde nicht mehr. Das dürften sie auch beim BVB wissen: Es muss ohne ihn gehen. Schürrle jedenfalls scheint schon die Tage zu zählen: "Noch zwölf Tage ist das Transferfenster offen, dann werden wir vielleicht etwas mehr Ruhe haben."
Quelle: ntv.de