Fußball

Klopp, Gomez, Mainz, Favre Strahlemänner der Liga

In Dortmund ließ Jürgen Klopp berauschenden Fußball spielen und trotzdem schaffte es Mario Götze, aus dem Meisterteam herauszuragen. In Mainz trat Thomas Tuchel mit der Europa-League-Qualifikation endgültig aus dem Schatten von Vorgänger Klopp, während Michael Rensing und Lucien Favre zwei Totgeglaubte zum Leben erweckten: der eine seine Karriere als Bundesliga-Torwart, der andere Borussia Mönchengladbach.

Mario Gomez

Treffsicherer Halbspanier: Mario Gomez Garcia, wie Mario Gomez richtig heißt, traf auch mit Alf-Tolle nach Belieben. Lohn dafür: die Torjägerkanone.

Treffsicherer Halbspanier: Mario Gomez Garcia, wie Mario Gomez richtig heißt, traf auch mit Alf-Tolle nach Belieben. Lohn dafür: die Torjägerkanone.

(Foto: AP)

In München wurde er schon als Chancentod und Fehleinkauf abgestempelt. Louis van Gaal wollte ihn nicht mehr und fast landete er sogar beim FC Liverpool. Stürmer Mario Gomez war beim Rekordmeister gescheitert. Am achten Spieltag aber kam der Halbspanier wie Phönix aus der Asche, spielte erstmals von Anfang an und erzielte gleich einen Hattrick. 25 Ligaspiele später hat sich Gomez in München endgültig durchgesetzt, erzielte 28 Treffer in der Bundesliga und ist zweitbester Schütze der Champions League - die enttäuschende Saison der Bayern ist für Gomez die beste seiner Laufbahn. Mit dem Gewinn der Torjägerkanone hat er dieser Spielzeit die Krone aufgesetzt.

Mainz 05

Vor dieser Saison galt Mainz 05 für viele Experten als Abstiegskandidat: Torjäger Aristide Bancé verabschiedete sich direkt vor Saisonstart nach Dubai, Kapitän Tim Hoogland wechselte zu Schalke 04. Der junge Trainer Thomas Tuchel baute die Mannschaft gemeinsam mit Manager Christian Heidel um, junge Spieler wie Lewis Holtby und Andre Schürrle mussten Verantwortung übernehmen. Das taten sie auch – und wie: Die Rheinhessen stellten den Bundesliga-Startrekord von sieben Siegen in Folge ein, erklommen zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte die Tabellenspitze und hatten sich schon einen Spieltag vor Saisonende Platz fünf gesichert. Das heißt: Im neuen Mainzer Stadion wird in der kommenden Saison Europa League gespielt.

Lucien Favre

Als Lucien Favre zu Borussia Mönchengladbach kam, war der Verein klinisch tot. Nun ist mit der Relegation der Klassenerhalt wieder möglich.

Als Lucien Favre zu Borussia Mönchengladbach kam, war der Verein klinisch tot. Nun ist mit der Relegation der Klassenerhalt wieder möglich.

(Foto: dpa)

Schweizer sind in der Regel ruhige Zeitgenossen. Umso überraschender, dass  Lucien Favre am 23. Spieltag als Feuerwehrmann bei Borussia Mönchengladbach anheuerte. Das Team vom Niederrhein war klinisch tot, nach einer 1:3-Niederlage beim FC St. Pauli trennten die Gladbacher sieben Punkte vom ersten Nicht-Abstiegsplatz. Doch der Schweizer löschte das Feuer, reanimierte die Fohlen-Elf, die zu einer grandiosen Aufholjagd ansetzten und in der Relegation noch alle Chancen haben, erstklassig zu bleiben.

Mario Götze

Er ist der Senkrechtstarter dieser Bundesligasaison, die Bilanz von Mario Götze liest sich wie ein Märchen: 32 Spiele, sechs Tore und 15 Vorlagen in der Liga, Länderspieldebüt gegen Schweden und Deutscher Meister mit Borussia Dortmund – und der Junge ist gerade mal 18. Als Shinji Kagawa sich nach einer überragenden Vorrunde den Mittelfuß brach, war der Youngster zur Stelle, nahm das Mittelfeld-Zepter in die Hand und wirbelte seinen BVB zum siebten Meistertitel der Vereinsgeschichte. Matthias Sammer bezeichnet Götze als "eines der größten Talente, das wir je hatten", Mitspieler Mats Hummels verriet: "Manchmal nennen wir ihn Götzinho".

Jürgen Klopp

Die Dortmunder Südtribüne feierte Klopp & Co. mit einer meisterlichen Choreographie.

Die Dortmunder Südtribüne feierte Klopp & Co. mit einer meisterlichen Choreographie.

(Foto: AP)

Als der gebürtige Schwarzwälder vor drei Jahren nach Dortmund kam, fand er einen angeschlagenen Verein vor, der turbulente Zeiten hinter sich hatte. Der emotionale Coach konnte Verein, Mannschaft und Fans mit seiner positiven Art mitreißen und baute eine junge Mannschaft auf, die in dieser Saison sensationell und zugleich souverän die Deutsche Meisterschaft ins Ruhrgebiet holte. Der impulsive Klopp, der schon mal Gefahr läuft, komplett auszurasten, ist der Vater des Dortmunder Erfolgs.

Raul

Ein mancher fragte sich, was Schalke 04 mit einem alternden Weltstar Raul anfangen will. 34 Spieltage und ein Champions-League-Halbfinale später hat der 33-jährige Spanier auch die letzten Zweifler Lügen gestraft. In einer chaotischen Saison der Knappen konnte der 102-fache Nationalspieler als einziger Schalker herausragen und sorgte nicht zuletzt mit zwei Treffern gegen Inter Mailand dafür, dass die Königsblauen erst eine Runde später gegen Manchester United ausschieden. Die fußballerischen Qualitäten des Ex-Madrilenen, der auch in der Bundesliga zwölfmal traf, sind unbestritten. Doch auch menschlich ist er ein großer Gewinn für die Bundesliga, denn der Rekordtorschütze der Königsklasse imponiert mit seiner bescheidenen und zurückhaltenden Art.

Michael Rensing

Beim FC Bayern gescheitert, in Köln wieder auferstanden: Michael Rensing, einer der besten Keeper der Rückrunde.

Beim FC Bayern gescheitert, in Köln wieder auferstanden: Michael Rensing, einer der besten Keeper der Rückrunde.

(Foto: dpa)

Der Kölner Keeper war eigentlich schon weg vom Fenster. Niemand hatte den 27-jährigen noch auf dem Zettel, nach dem die Torwarthandschuhe, die ihm Oliver Kahn in München vererbt hatte, ein paar Nummern zu groß waren. Als sich beim FC Stammkeeper Mondragon in der Winterpause spontan dazu entschloss, seine Karriere in den USA zu beenden, erhielt Rensing seine wohl letzte Chance in der Bundesliga – und er nutze sie. Mit Weltklasseparaden am Fließband, unter anderem am 32. Spieltag gegen Michael Ballack, sorgte die neue Nummer eins dafür, dass Köln nach einer starken Rückrunde auch nächstes Jahr ertklassig ist.

Hannover 96

Nach der tragischen Vorsaison, die vom Tod Robert Enkes überschattet wurde, konnte es für Hannover in diesem Jahr nur besser werden. Dass sie diese Runde allerdings auf einem Europapokalplatz beenden würden, hätten die Niedersachsen wohl selbst nicht für möglich gehalten. Manager Jörg Schmadtke bewies bei den Transfers den richtigen Riecher, Trainer Mirko Slomka formte No-Names wie Mohammed Abdellaoue und Didier Ya Konan zu Bundesliga-Torjägern und impfte seiner Mannschaft offensiven Attraktiv-Fußball ein, den unter anderem die Bayern zu spüren bekamen: Beim 3:1-Sieg wurden die Münchner regelrecht aus der AWD-Arena gefegt.

Frank Schaefer

Stiller Sieger: Dem Kölner Urgestein Frank Schaefer war das Rampenlicht in der Bundesliga zu hell.

Stiller Sieger: Dem Kölner Urgestein Frank Schaefer war das Rampenlicht in der Bundesliga zu hell.

(Foto: dpa)

FC-Präsident Wolfgang Overath verstand die Fußball-Welt nicht mehr. Bis 2013 hätte Frank Schaefer beim 1. FC Köln als Cheftrainer unterschreiben können, ein guter Vertrag für gutes Geld, nur die Unterschrift fehlte. Der 47-Jährige ist in Köln geboren und hat seit 1982 – von sechs Jahren abgesehen – nur bei seinem FC Fußball gespielt oder trainiert, zuletzt die U23. Als im Oktober ein neuer FC-Trainer her musste für den Tabellenletzten, sprang Schaefer interimsweise ein und machte aus vielen Grüppchen wieder eine Mannschaft. Das Vertragsangebot des FC war nur folgerichtig. Die Fans lieben Schaefer und Schaefer liebt den FC. Was Schaefer nicht liebt, ist das Fußballgeschäft. Teile widern ihn sogar an, gestand er, und entschied sich: Für seine Wertvorstellungen – und gegen einen bedingungslosen Verbleib auf der Bühne Bundesliga, die für zu viele Akteure die Welt bedeutet.

Papiss Demba Cissé

Als der Senegalese in der Winterpause der Vorsaison vom FC Metz nach Freiburg wechselt, ist er ein unbeschriebenes Blatt. Inzwischen reißen sich englische Topclubs wie der FC Arsenal um den 25-jährigen Angreifer, was nach 22 Saisontoren auch nicht weiter verwunderlich ist. Bemerkenswert ist aber, dass Cissé damit auch mehr als die Hälfte aller 41 Freiburger Tore erzielt. Cissé ist der Garant für eine überraschend gute Freiburger Saison, in der man schon sehr früh den Klassenerhalt sicherte.

1. FC Nürnberg

Nicht alles, was Nürnbergs Manager Martin Bader in der Vergangenheit anfasste, wurde zu Gold. Doch vor dieser Saison machte der 43-Jährige, der oft in der Kritik stand, vieles richtig. Zusammen mit Trainer Dieter Hecking stellte er trotz des kleinen Budgets, eine junge, erfolgreiche Mannschaft mit viel Potenzial zusammen. Motto: Ausleihen ist cool! Hoffnungsvolle Talente wie Julian Schieber aus Stuttgart oder Mehmet Ekici von den Bayern wurden für vergleichsweise wenig Geld geborgt und schlugen ein. Nürnberg kämpfte bis vor kurzem um den Einzug in die Europa League, den die Franken im Endeffekt verpassten. Doch die tolle Rückrunde und eine Saison ganz ohne Abstiegssorgen sind Trost genug.

Christian Tiffert

Wo vor der Saison der Name des Lauterer Mittelfeldspielers fiel, ließ ein Kommentar nicht lange auf sich warten: "Zu gut für die zweite, zu schlecht für die erste Liga." Auch Tiffert selbst war sich nicht sicher, in welche Spielklasse er gehört. "Ich bin hierhergekommen und habe gedacht: 'Mal gucken, ob ich erste Liga spielen kann", erklärte der 29-Jährige, der aus Duisburg in die Pfalz kam. Die Antwort: Er kann's! Mit zwei Toren und gleich 17 Vorlagen ist er der erfolgreichste Scorer der Roten Teufel mitverantwortlich für den Klassenerhalt und einen am Ende sensationellen siebten Platz.

Quelle: ntv.de

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