Fußball

Marsch, Andacht, Stille Tausende Hertha-Fans trauern um Kay Bernstein

Ein Platz bleibt leer.

Ein Platz bleibt leer.

(Foto: IMAGO/Jan Huebner)

Keine Woche nach dem plötzlichen Tod von Kay Bernstein muss Hertha BSC zurück auf den Fußballplatz. Das Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf findet unter ganz besonderen Bedingungen statt. Rund 7000 Fans ziehen auf einem Trauermarsch zum Stadion. Dort ist die Trauer groß und überwältigend.

Rund 7000 Fans von Hertha BSC haben sich auf einem Trauermarsch in Richtung Olympiastadion von Kay Bernstein verabschiedet. Der Präsident des Zweitligisten war in der vergangenen Woche unerwartet im Alter von nur 43 Jahren verstorben. Der gewaltige Zug robbte sich schweigend vom Theodor-Heuss-Platz im Berliner Westend in Richtung Olympiastadion. Auch einige Fans anderer Vereine hatten sich unter die Trauernden gemischt.

Die mehrheitlich in Schwarz gekleideten Fans trugen nur einige Banner vor sich her. "Für immer einer von uns", "Trauer um Kay Bernstein" und "In tiefer Trauer um Kay". Sie hielten sich an das von den Veranstaltern ausgegebene Pryo- und Alkoholverbot. Kleine Kinder waren darunter, alte Menschen mit Rollator und Familien mit Kinderwagen. Schon früh hatten sie sich aus allen Richtungen zum Westend aufgemacht.

Am Eingang zur Ostkurve wachte ein riesiges Porträt des verstorbenen Präsidenten über die eintreffenden Zuschauer, die an der Gedenkstätte am Osttor Blumen niederlegten und Hunderte Kerzen aufstellen. Auch hier waren keine Gesänge zu hören. Nur ein Bratwurststand am Eingang zur S-Bahn spielte einige Hertha-Lieder ab, doch die Fans schritten eilig und still weiter in Richtung Stadion. Sie unterhielten sich leise. Die Gespräche kreisten um Bernstein und was der Tod bei ihnen persönlich ausgelöst hatte.

"Ein Mensch, der uns berührt hat"

Im Stadion hing die ikonische blau-weiße Trainingsjacke Bernsteins über seinem Sitz auf der Haupttribüne. Auf ihm waren das Megafon des ehemaligen Vorsängers der Ostkurve, ein gerahmtes Porträt und zahlreiche Rosen platziert. Die Andacht aus der Stadionkapelle wurde auf den Videoleinwänden des Olympiastadions übertragen. Pfarrer Bernhard Felmberg würdigte Bernstein als außergewöhnlichen Menschen, der den Verein und die Menschen in schwierigen Zeiten geeint habe.

Auf den Stadionleinwänden waren Schwarz-Weiß-Fotos von Bernstein aus seinem Leben als Fan-Vorsänger bis zur Präsidentenzeit zu sehen. Die Bande am Stadionumlauf war ein großes schwarzes Banner. Das Podest des früheren Ultra-Vorsängers Bernstein wurde auf der blauen Laufbahn aufgestellt. Die Spieler absolvierten ihr Aufwärmprogramm vor dem Spiel gegen Fortuna Düsseldorf in schwarzen Shirts.

"Man kann es nicht in Worte fassen, wie schwer das war", sagte Hertha-Trainer Pal Dardai vor dem Spiel bei Sky. "Kay war ein Mensch, der uns berührt hat. Er hat nie von oben nach unten geredet. Er hat immer gefragt, was wichtig für Hertha ist. Ich bin jetzt 30 Jahre hier. Das ist unglaublich." Der Ungar warnte davor, dass der "schwierigste Moment" noch auf die Hertha-Gemeinde zukommen wird - die Beerdigung. Trotzdem, sagte er, müsse jetzt gespielt werden. "Das hätte auch Kay sich auch gewünscht."

In die Stille hinein singt das Stadion Frank Zander

Hertha-Geschäftsführer Tom Herrich sagte: "Wir bleiben sprachlos zurück, sind zutiefst traurig." Er wies erneut auf das Vermächtnis von Bernstein hin, den "Berliner Weg". "Er war ein positiver Mensch, hat verbunden, er hat kommuniziert mit allen. Er war nicht nur aus der Kurve, sondern er war Unternehmer. Er hatte eine große Kraft. Wir haben es ihm zu verdanken, dass wir da stehen, wo wir geradestehen, dass wir wieder auf einem guten Weg sind."

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Vor dem Einlaufen der beiden Mannschaften herrschte im Stadion gespenstische Stille. Als die Teams auf das Feld liefen, präsentierte die Ostkurve ein Banner "In Gedenken an Kay Bernstein", im Stadion waren Hertha-Schals zu sehen und die Zuschauer sangen die große Hymne des Klubs, Frank Zanders "Nur Nach Hause". Bei der Würdigung Bernsteins vor der Schweigeminute brach dem Stadionsprecher Fabian von Wachsmann die Stimme, in der Ostkurve brannte eine einsame Fackel.

Hertha-Trainer Dardai hatte Tränen in den Augen. Interimspräsident Fabian Drescher, Bernsteins Freund und bisheriger Stellvertreter, und Geschäftsführer Thomas Herrich verfolgten die Zeremonie Arm in Arm auf der Tribüne. Drescher und Herrich waren schon Stunden zuvor auf dem Trauermarsch zu sehen. Auch in den anderen Stadien Deutschlands wurde an diesem Wochenende um Bernstein getrauert. Der 43-Jährige war mit seinen Ideen weit über Berlin hinaus ein Hoffnungsträger für eine Rückkehr des Fußballs zu seinen Wurzeln.

Quelle: ntv.de, sue

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