Fußball

"Es ist eine Katastrophe für den Fußball" Testspiel-Krawalle schocken Union Berlin

Schon vor dem Anpfiff lieferten sich deutsche und schwedische Zuschauer Scharmützel. In der 73. Minute eskalierte die Situation schließlich.

Schon vor dem Anpfiff lieferten sich deutsche und schwedische Zuschauer Scharmützel. In der 73. Minute eskalierte die Situation schließlich.

(Foto: dpa)

Ein Freundschaftsspiel in Schweden wird für Fußball-Zweitligist Union Berlin zum Image-Desaster. Chaoten aus dem eigenen Lager führen die besondere Fanpolitik des Vereins ad absurdum. Nach 73 Minuten muss die Partie abgebrochen werden.

Auch am Tag nach dem Abbruch-Chaos von Stockholm steht Spielern und Funktionären des 1. FC Union die Bestürzung über die skandalösen Vorfälle in Schweden noch ins Gesicht geschrieben. Der Berliner Fußball-Zweitligist musste am Samstag beim Testspiel bei Djurgardens IF miterleben, "wie Dummheit sehr vielen Menschen ein langersehntes Erlebnis zerstört hat", erklärte Clubpräsident Dirk Zingler: "Auf eine dumme Provokation folgte eine dumme Reaktion, so dass die Partie, die von beiden Seiten mit großem Engagement vorbereitet wurde, in einem Desaster endete." Auch mitgereiste deutsche Polizisten konnten die Krawalle nicht verhindern.

Grund für die Randale war dieser Banner im schwedischen Fanblock.

Grund für die Randale war dieser Banner im schwedischen Fanblock.

(Foto: dpa)

Die Partie zwischen den beiden Vereinen, die eine Kooperation anstreben, war in der 73. Minute beim Stand von 1:1 (1:0) abgebrochen worden. Anhänger beider Clubs hatten zuvor wiederholt Pyrotechnik gezündet und waren auf den Rasen vorgedrungen. Schon vor dem Anpfiff hatte ein Teil der gut 1000 mitgereisten Union-Anhänger den Platz gestürmt - im Block der Djurgardens-Fans war ein Transparent des Berliner Erzrivalen BFC Dynamo hochgehalten worden. Daraufhin rannten Stockholm-Fans auf das Spielfeld und zündeten Böller, die Löcher in den Kunstrasenplatz brannten. Nur das besonnene Verhalten der schwedischen Polizei verhinderte eine Eskalation. Erst mit 45-minütiger Verspätung konnte die Partie angepfiffen werden.

Enormer Imageschaden

"Der 1. FC Union Berlin und Djurgardens IF werden die Ereignisse gemeinsam aufarbeiten und alles daran setzen, die Straftäter zu ermitteln", betonte der 1. FC Union in einer Presseerklärung. Der Berliner Club wolle alles dafür tun, um die Randalierer bestrafen zu können. "Wir brauchen konkrete Straftäter, um eigene Maßnahmen einzuleiten. Ermittlungen kann aber nur die Polizei führen", sagte Pressesprecher Christian Arbeit in Stockholm. Es gebe keine Erkenntnisse "über Verletzte und Verhaftungen".

Nach dem Spiel hatte es in der Tele2Arena noch ein gemeinsames Abendessen beider Teams und der Vereinsführungen gegeben. "Es ist sehr traurig, was passiert ist. Wir werden es aufarbeiten und die Kooperation fortsetzten", sagte Nico Schäfer, der kaufmännisch-organisatorische Leiter der 1. FC Union.

Der Imageschaden ist groß, auch weil sich die "Eisernen" seit Jahren für einen Entspannungs-Kurs in der Fanpolitik stark machen. So lehnte Union das DFL-Sicherheitspapier ab, in dem unter anderen schärfere Maßnahmen und Sanktionen für Randalierer festgeschrieben wurden. "Jeder einzelne daran Beteiligte muss sich bewusst sein, dass er seinem Verein großen Schaden zugefügt hat", betonte Clubchef Zingler in Richtung der Randalierer.

"Beide Vereine dafür verantwortlich"

"Es ist eine Katastrophe für den Fußball in Schweden, Deutschland und Europa", kommentierte Djurgardens-Sportdirektor Bosse Andersson die Ausschreitungen. Minutenlang beschossen sich Chaoten aus dem Union- und Djurgardens-Lager mit Leuchtraketen. Fackeln bedrohten die Spieler auf dem Feld und die friedlichen der 8000 Zuschauer. Qualm und schwarzer Rauch sorgten in der geschlossene Arena für eine beängstigende Atmosphäre.

"Es ist ein trauriger Tag für den Fußball und beide Vereine sind dafür verantwortlich", räumte Andersson ein. Nach dem Abbruch waren schwedische Fans nochmals auf den Platz gestürmt und lieferten sich Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Berliner Spieler hatten immer wieder versucht, die Störer zu beruhigen. Auch innerhalb der Union-Szene wehrten sich Fans gegen die rund 150 Randalierer und riefen: "Wir sind Unioner - und ihr nicht."

Quelle: ntv.de, Matthias Koch und Jens Mende, dpa

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