BVB-Mittwochslotto mit Robert The Big Lewandowski
25.04.2013, 11:04 Uhr
Vier gewinnt: Robert Lewandowski.
(Foto: REUTERS)
Ein Traum? Nein, Real! Während seine Kollegen zur Anarchie neigen, bleibt Robert Lewandowski cool. Dortmunds Weltklassestürmer demütigt mit seinen vier Toren im Halbfinale der Champions League die Königlichen aus Madrid.
Im Grunde verkörpert dieser Robert Lewandowski das Bayrische am BVB. Seine Mannschaft spielt heißblütig, bisweilen wild, macht gar nicht so selten auch Fehler. Robert Lewandowski aber ist eiskalt - und effizient, nahezu perfekt. Während die Dortmunder Fußballer also in diesem Halbfinalhinspiel der Champions League gegen Real Madrid angetrieben von einem unbändigem Willen rannten wie die Verrückten und so einen damit überforderten Gegner mit Leidenschaft auseinandernahmen, blieb der beste Stürmer Europas kühl.
Tore: 1:0 Lewandowski (8.), 1:1 Ronaldo (43.), 2:1 Lewandowski (50.), 3:1 Lewandowski (55.), 4:1 Lewandowski (67., Foulelfmeter) Dortmund: Weidenfeller - Piszczek (83. Großkreutz), Subotic, Hummels, Schmelzer - Sven Bender, Gündogan (90.+2 Schieber) - Blaszczykowski (82. Kehl), Götze, Reus - Lewandowski
Real: Lopez - Ramos, Varane, Pepe, Coentrao - Khedira, Alonso (80. Kaka) - Özil, Modric (68. Di Maria), Ronaldo - Higuain (68. Benzema). - Trainer: Mourinho
Referee: Kuipers Zuschauer: 65.829
Schüsse: 14:8 Ecken: 4:2 Ballbes: 47:53
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Nicht nur hinterher bei den Interviews, als die polnische Sphinx alle Fragen n ach einem Wechsel zum FC Bayern mit undurchdringlicher Miene weglächelte und lediglich sagte: "Ich sage gar nichts." Sondern vor allem bei seinen Toren. Mittwochslotto mit Robert. Die Glückszahlen: 8, 50, 55, 67. Vier Volltreffer. Bei einem Gegentor von Madrids Cristiano Ronaldo zwei Minuten vor der Pause ergab das einen 4:1-Sieg. Der lässt es nach dieser wundersamen Fußballwoche durchaus realistisch erscheinen, dass sich im Endspiel am 25. Mai im Londoner Wembleystadion zwei deutsche Mannschaften gegenüberstehen, nachdem die Bayern am Dienstagabend den FC Barcelona mit 4:0 demontiert hatten.
Dennoch weisen alle Beteiligten aus gutem Grund darauf hin, dass der Drops noch nicht gelutscht ist, zumindest nicht vollständig. Oder wie es Dortmunds Trainer Jürgen Klopp formulierte: "Man muss sich zwingen, nicht komplett durchzudrehen vor Glück. Aber es gibt auch noch ein Rückspiel." Zur Erinnerung: Borussia Mönchengladbach besiegte einst im Achtelfinale des Uefa-Pokals eine spanische Mannschaft mit 5:1. Ende November 1985 war das, vor 65.0000 Zuschauern im Düsseldorfer Rheinstadion. Eine Woche später gingen die Gladbacher mit 0:4 im Bernabeu unter. Und Real Madrid war weiter, gewann letztlich auch den Pokal. Es spricht aber viel dafür, dass der Borussia aus Dortmund nicht das Schicksal der aus Mönchengladbach ereilen wird. Nicht mit Robert Lewandowski.
"Ich hab auch mal vier Tore geschossen. 1990 in Erfurt"
Es ist natürlich wenig originell, einen Spieler zu loben, der vier Tore in einem Halbfinale der europäischen Königsklasse schießt. Aber es geht kein Weg an ihm vorbei, was den Anteil seiner Kollegen an diesem rauschhaften Abend nicht mindern soll. Aber Robert Lewandowski ist ein Killer, ein kühler Vollstrecker, der die Geduld hat, auf seine Chance zu warten. Und das in einem Spiel, vor dem viele davon gesprochen hatten, die Dortmunder Mannschaft sei verunsichert, weil am Tag zuvor bekannt wurde, dass Mittelfeldspieler Mario Götze zum FC Bayern wechselt.
Spätestens jetzt wissen wir: Wenn jemand den BVB auf seinem Weg nach Wembley abbringen wolle - es hat nicht geklappt. Und nicht erst jetzt wissen wir, warum die Münchner auch ihn haben wollen. Ihn, der für Borussia Dortmund noch wertvoller ist als der Kollege Götze, weil der die Sache mit dem Toreschießen besser kann als jeder seiner Kollegen. Und darum geht's letztlich im Fußball. Das 1:0 erzielte er noch recht unspektakulär, aus wenigen Metern grätschte er den Ball ins Tor. Nach einer Flanke von Mario Götze. Dem zweiten Streich ließ er eine Drehung vorangehen, ehe er den Ball an Reals Tormann vorbeispitzelte. Das 3:1 war ein Hammer, ansatzlos nagelte er den Ball unter die Latte. Und bei seinem wuchtigen Elfmeter wäre Diego Lopez mit ins Tor geflogen, hätte er die Kugel berührt. Abgezockt. Grandios. The Big Lewandowski. "Ich denke, das war das erste Mal. Und dann im Semifinale der Champions League - das war geil!" In der Tat hatte das niemand vor ihm geschafft.
Seinem Trainer hatte es so gut gefallen, dass er nach der Partie sichtlich euphorisiert zu Scherzen aufgelegt war. "Das dritte Tor war jeden Cent wert, den Sky und ZDF für die Übertragungsrechte zahlen. Ich hab auch mal vier Tore geschossen. 1990 in Erfurt", sagte Jürgen Klopp. Und lag damit nur knapp daneben. Es war am 13. August 1991 in der zweiten Liga Süd für den FSV Mainz. Zum Glück aber für den BVB sind die Aufgaben bei BVB so verteilt, dass auch im Rückspiel in Madrid am kommenden Dienstag nicht Jürgen Klopp, sondern Robert Lewandowski im Sturm spielen wird. Auch in der kommenden Saison? Also zumindest noch das eine Jahr, bevor sein Vertrag ausläuft? Jürgen Klopp hat Hoffnung. "Ich habe nicht das Gefühl, dass Robert auf der Flucht ist. Und wir schicken ihn sicher auch nicht weg. Wir müssen einfach mal abwarten, was passiert." Aber etwas Bayrisches hat er ja schon.
Quelle: ntv.de