"Lach' ich mir doch den Arsch ab" Thomas Doll hat sein Glück gefunden
09.04.2016, 12:47 Uhr
Ganz so viele Zuschauer sind dann in Ungarn meist nicht im Stadion: Thomas Doll.
(Foto: dpa)
Thomas Doll ist als Fußballtrainer angekommen, zumindest in Ungarn: Mit Ferencváros Budapest gewinnt er nach dem Pokalsieg im vergangenen Jahr nun auch den Meistertitel - den ersten seit zwölf Jahren. Und jetzt darf der Ex-Nationalspieler schon wieder feiern.
Er hat sein Glück in Budapest gefunden, wenn auch in Deutschland kaum einer mitbekommen hat, wie erfolgreich er ist. Der Fußballtrainer Thomas Doll hat am vergangenen Sonntag den ungarischen Rekordmeister Ferencváros nach zwölf Jahren wieder zur Meisterschaft geführt. Der Titel ist ein vorgezogenes Geschenk für den Mann, der an diesem Samstag 50 Jahre alt wird. "Es ist ein herrliches Gefühl", sagte Doll der "Bild-Zeitung". Er war mit seinem Team bereits sechs Spieltage vor dem Ende der Saison nicht mehr vom Spitzenplatz zu verdrängen und legte am Mittwoch ein 5:2 gegen Paksi SE nach. "Das war der richtige Lohn nach zweieinhalb Jahren, in denen wir wirklich was aufgebaut haben."
Nach dem Pokalsieg in der vergangenen Saison ist in dieser Saison sogar das Double drin. Diese Entwicklung war nicht unbedingt absehbar. Doll galt vor etwa einem Jahrzehnt als einer der hoffnungsvollsten Fußballlehrer, als er den Hamburger SV weg vom letzten Tabellenplatz führte. Doch dies war ebenso wie die vom "Kicker" verliehene Auszeichnung "Mann des Jahres 2005" schnell vergessen, als es zurück in den Tabellenkeller ging. Und Doll 2007 beim HSV, den er als Spieler 1991 durch seinen Verkauf nach Italien mit 15 Millionen Mark Transfererlös saniert hatte, gehen musste.
Zu dünnhäutig reagiert
In Dortmund, wo er von 2007 bis 2008 arbeitete, wurde Doll neben fehlenden Ergebnissen eine mittlerweile zum Kult gewordene Pressekonferenz zum Verhängnis. Mit markigen Sprüchen ("Da lach' ich mir doch den Arsch ab") wollte er sich Respekt verschaffen. Das Gegenteil war der Fall. Man lachte über Doll, am Saisonende war Schluss - in Dortmund und bis heute im deutschen Fußball. Da habe er zu dünnhäutig reagiert, sagt Doll heute. Nach den Zwischenstationen Genclerbirligi Istanbul in der Türkei und Al-Hilal in Saudi-Arabien fühlt sich der gebürtige Mecklenburger erst in Ungarn wieder angekommen: "Ich habe wieder richtig Spaß. Nach der Zeit in Hamburg und Dortmund habe ich etwas vermisst. Jetzt denke ich wieder wie ein Fußball-Trainer." Eine Rückkehr nach Deutschland ist vorerst kein Thema. "Hier warte ich nicht auf Angebote, hier will ich bleiben", sagte er dem Magazin "11 Freunde". Er genießt das Leben an der Donau. 8000 statt 80.000 Zuschauer - für Doll, der noch immer im gewohnt legeren Outfit an der Seitenlinie steht, angeblich kein Problem.
Auch die aus dem deutschen Fußball bekannten Spieler in Ferencváros' Kader blühen auf. Spielmacher Tamas Hajnal geriet in Ingolstadt ebenso aufs Abstellgleis wie der frühere Junioren-Nationalspieler Florian Trinks in Fürth, Stanislav Sestak in Bochum und der oft zu hektische Ecuadorianer Cristian Ramirez in Düsseldorf. Unter Doll gehören sie zur Stammformation. Seit Hamburger Zeiten treuer Begleiter ist Ralf Zumdick, der sich zu Beginn des Engagements in Budapest 2013 sogar eine Unterkunft mit Doll teilte.
Am Freitag haben sie zusammen in Dolls Geburtstag hineingefeiert. "Das gibt eine große Party mit 60, 70 Leute", sagt der Jubilar. Es ist nicht der einzige Grund zum Feiern.
Quelle: ntv.de, Benjamin Tonn, sid