Bellingham, Blamage, Berufung Thomas Tuchel löst schon wieder Irritationen aus
06.09.2025, 08:00 Uhr
Verfluchtes England?
(Foto: dpa)
Nach der ersten Niederlage unter Thomas Tuchel wächst der Druck auf Englands Fußball-Nationalmannschaft – gegen Andorra zählt nur ein klarer Sieg. Der deutsche Trainer bekommt prominente Unterstützung und wehrt sich gegen den "Fluch".
Die warmen Worte aus berufenem Munde dürften für Thomas Tuchel eine angenehme Abwechslung gewesen sein. "Ich halte ihn für einen Top-Manager", sagte in diesen Tagen Wayne Rooney. Der ehemalige Kapitän der Three Lions warnte in der BBC davor, Englands Nationaltrainer vorschnell an "unsinnigen" Qualifikationsspielen zu messen: "Die letzten paar Partien waren gegen Andorra oder so ähnlich." Was sagt das schon aus?
Nun ja, die englische Presse war bereits nach den drei Pflichtsiegen in den drei Spielen der WM-Qualifikation keinesfalls in Euphorie verfallen, und dann setzte es vor der Sommerpause auch noch die 1:3-Pleite im Test gegen den Senegal – die erste und zugleich heftige Niederlage auf Tuchels schwieriger Mission, die im kommenden Jahr mit dem WM-Titel enden soll.
"Gedemütigt", "verprügelt", "blamiert"
Die Mannschaft, ätzten Medien im Juni, sei "gedemütigt", "verprügelt" oder "blamiert" worden. Und so weiß der ehemalige Bayern-Trainer, dass im Rückspiel gegen Andorra – der Nummer 174 der Welt, die einem England ohne Harry Kane beim 0:1 im Juni fast einen Punkt abgetrotzt hätte – eine Reaktion her muss. "Wir wollen einen klaren, ungefährdeten Sieg sehen", forderte Tuchel vor dem erneuten Duell mit dem Fußball-Zwerg am Abend (18 Uhr/DAZN und im Liveticker bei ntv.de) und war um Zuversicht bemüht: "Es ist möglich, einen Titel mit England zu gewinnen, es gibt keinen Fluch auf englischen Teams."
Doch schon bevor der Ball in Birmingham rollt, rumort es. So löste Tuchels Verzicht auf Trent Alexander-Arnold, Kyle Walker, Jack Grealish und Phil Foden Irritationen aus. Tuchel sprach von einem "konkurrenzfähigeren Kader", Beobachter werteten den Schritt als riskantes Signal. "Sie sind Topspieler, sie werden immer im Rennen um eine Nominierung sein", versicherte der 52-Jährige.
Entschuldigung bei Bellingham
Und auch abseits des Rasens stand Tuchel zuletzt im Fokus. Nach der Niederlage gegen den Senegal hatte er das Verhalten von Jude Bellingham auf dem Feld als "abstoßend" bezeichnet, später aber eingeräumt: "Ich habe das Wort falsch benutzt. Es war meine Verantwortung. Ich habe sofort Kontakt aufgenommen und mich entschuldigt." Gegen Andorra fehlt Bellingham verletzungsbedingt.
Ein klarer Sieg am Samstag, das weiß Tuchel, würde die Störgeräusche zumindest vorerst verstummen lassen, ehe in der kommenden Woche das weitaus kniffligere Auswärtsspiel in Serbien wartet. Bis dahin bleibt ihm die verbale Schützenhilfe ehemaliger Größen, nicht nur Rooney glaubt, dass der Coach Zeit benötigt. "Es ist ein Prozess, und wir sollten jetzt keine Wunder erwarten", sagte die ManUnited-Ikone Rio Ferdinand, die aber vielsagend ergänzte: "Wunder brauchen wir im kommenden Sommer."
Quelle: ntv.de, tno/sid