Fußball

Rätselhafte Ausbootung in Augsburg Thurk bleibt "riesig enttäuscht"

Überholt: Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto des FC Augsburg war Michael Thurk (rechts oben) noch dabei.

Überholt: Auf dem offiziellen Mannschaftsfoto des FC Augsburg war Michael Thurk (rechts oben) noch dabei.

(Foto: dapd)

Gefasst, aber mit Unverständnis reagiert Michael Thurk auf seine Freistellung bei Bundesliga-Aufsteiger FC Augsburg. Einen neuen Verein will sich der 35-Jährige nicht suchen. Sein Vertrag läuft schließlich noch ein Jahr - und verlängert sich angeblich, falls Augsburg auch ohne ihn die Klasse hält.

Die Umstände der Trennung bleiben nebulös, schmutzige Wäsche wird noch nicht gewaschen: Am Tag nach seiner Freistellung vom Spiel- und Trainingsbetrieb beim Erstliga-Aufsteiger FC Augsburg hat Stürmer Michael Thurk mit Unverständnis auf die Entscheidung der Klubführung reagiert. "Natürlich bin ich riesig enttäuscht über diese Entscheidung, weil ich sie auch nicht nachvollziehen kann", sagte der 35-Jährige dem TV-Sender Sport 1, betonte aber: "Ich muss mich für nichts entschuldigen oder etwas geraderücken."

Der Zusatz ist interessant, denn auch am Tag danach ist Thurks Ausbootung von außen betrachtet schwer nachvollziehbar. "In erster Linie sportliche Gründe" hatte Coach Jos Luhukay als Begründung für den überraschenden Schritt angeführt. Der Systemwechsel vom 4-4-2 der Aufstiegssaison zum 4-2-3-1, mit dem der Aufsteiger seine Premieren-Saison in der Bundesliga angehen will, lasse keinen Platz mehr für Thurk. Nicht einmal auf der Ersatzbank.

Nun ist der 35-jährige Stürmer plötzlich Ballast und beim Erstliga-Aufsteiger nicht länger erwünscht.

Nun ist der 35-jährige Stürmer plötzlich Ballast und beim Erstliga-Aufsteiger nicht länger erwünscht.

(Foto: dpa)

Warum der beste Augsburger Stürmer der vergangenen beiden Zweitliga-Spielzeiten plötzlich komplett verzichtbar ist, bleibt ein Rätsel. Die Schlussfolgerung, dass unsportliche Gründe ausschlaggebend waren, drängt sich auf. Dafür spricht die von FCA-Manager Andreas Rettig formulierte Hoffnung, "dass es zu einer einvernehmlichen und sauberen Trennung" kommt. Dafür spricht, dass von den verbleibenden FCA-Stürmern nur Nando Rafael (103 Spiele/22 Tore) und Edmond Kapllani (48/2) Erstliga-Erfahrung haben. Dafür spricht, dass Thurk als schwieriger Typ gilt und schon in der Aufstiegssaison einmal aus dem Kader gestrichen wurde. Und dafür spricht auch, dass Thurk in der Saisonvorbereitung nicht nur regelmäßig spielte, sondern auch regelmäßig traf. Elfmal, so oft wie sonst nur Tobias Werner. Ein Mittelfeldspieler.

"Blitz aus heiterem Himmel"

Warum das nicht mehr zählt, darüber hüllen sich Verein und Spieler in Schweigen. Schon im Pokal am Wochenende gegen Rot-Weiß Oberhausen gehörte Thurk nicht mehr zum Team. Es folgten öffentliche Kritik im "Kicker", ein Gespräch mit Luhukay und Rettig, und der endgültige Cut. Der Verein spekuliert darauf, den Stürmer rasch von der Gehaltsliste streichen zu können. Thurk hofft offiziell, noch einmal eine Chance zu bekommen. "Ich suche keinen Verein für Micha. Er fühlt sich in Augsburg mit seiner Familie sehr wohl und will die Entwicklung dort erstmal abwarten", sagte Thurks Berater Klaus Gerster dem Sport-Informations-Dienst. Die Begründung für die Ausbootung kann er nicht nachvollziehen: "Micha hat in Mainz auch schon hinter den Spitzen gespielt und da bewiesen, dass er das kann."

Die Entscheidung des Vereins habe Thurk "wie ein Blitz aus heiterem Himmel" getroffen: "Das war ein Paukenschlag. Er hat sich auf die Bundesliga gefreut. Und auch wenn klar war, dass er nicht 34 Spiele von Beginn an machen würde, hatte er auf eine gute Rolle gehofft."

Sofern Augsburg zustimmt, will sich der Stürmer jetzt "in der Oberliga oder Regionalliga" (Gerster) fit halten und auf seine Chance lauern. Die Motivation dafür scheint nicht nur sportlicher Natur zu sein, auch wenn den 35-Jährigen die Rückkehr auf die Bühne Bundesliga sicher reizt. Der Vertrag des Stürmers läuft noch bis zum Sommer 2012, verlängert sich laut Gerster aber um ein Jahr, falls Augsburg die Klasse hält. Unklar ist nur, ob die Wahrscheinlichkeit dafür ohne Thurk gestiegen ist.

Quelle: ntv.de, Christoph Wolf, mit sid

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