Fußball

"Kein Schickimicki, kein Champagner" Tönnies: Schalke ein "Kraftpaket"

"Wir sind kein Sparverein oder ein Unternehmen, das ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet ist."

"Wir sind kein Sparverein oder ein Unternehmen, das ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet ist."

(Foto: dpa)

Der FC Schalke 04 ist für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Der Aufsichtsratschef Clemens Tönnies baut auf eine Mischung aus Tradition und Moderne. Schalke sei ein "Kraftpaket", sagte Tönnies im Interview. Horst Heldt und Huub Stevens sind wichtige Bausteine.

Clemens Tönnies sieht den FC Schalke 04 für die Zukunft gut gerüstet. Im Interview erläuterte der 55 Jahre alte Aufsichtsratschef des Fußball-Bundesligisten seine Vorstellungen für die nächsten Jahre und gewährte Einblicke in die finanzielle Situation und die sportlichen Planungen. Schalke sei als zweitgrößter deutscher Sportverein hinter Bayern München ein Kraftpaket, sagte Tönnies. Schulden sollen konsequent abgebaut werden. "Wir sind mit den Verbindlichkeiten weit unter 200 Millionen Euro und in erheblichem Maße dabei, weiter zu konsolidieren. Wenn ich mal aufhöre, will ich einen kerngesunden Verein hinterlassen."

Vom Firmensitz der Unternehmensgruppe Tönnies Lebensmittel im ostwestfälischen Rheda-Wiedenbrück aus steuert er den Klub. Seinen Traum von der deutschen Meisterschaft hat Tönnies nicht aufgegeben, aber das Streben nach Titeln und Trophäen erfolgt nicht mehr wie in früheren Jahren um jeden Preis. "Die Trophäe ist das eine. Aber einen Verein nachhaltig und konsequent zu führen, und ihn erfolgreich zu halten, das ist eine viel größere Aufgabe."

Wichtig für Tönnies ist, dass Schalke dauerhaft in der nationalen Spitze spielt und sich in der Champions League präsentiert. Dazu seien Investitionen in die Mannschaft notwendig. "Wir sind kein Sparverein oder ein Unternehmen, das ausschließlich auf Gewinn ausgerichtet ist. Sondern wir wollen Fußball spielen." Gleichwohl ist in Absprache mit Manager Horst Heldt und Trainer Huub Stevens besprochen, zur neuen Saison keine teuren Topspieler zu holen. "Neue Stars brauchen wir nicht."

Bleibt Raúl oder geht er?

Angesichts der Schwierigkeiten mit dem plötzlichen Rückzug von Trainer Ralf Rangnick und dem Rückgriff auf Stevens ist Tönnies mit dem gesamten Saisonverlauf hoch zufrieden. Mit dem 3:1 gegen den Hamburger SV sei nach drei Niederlagen die "Trendwende" gelungen. Schalke liegt nur einen Zähler hinter dem Tabellen-Dritten Borussia Mönchengladbach und sieben vor Verfolger Bayer Leverkusen. Für ihn persönlich wäre ein Verpassen der Champions League ein Misserfolg, räumte Tönnies ein: "Unser Ziel ist Platz drei, akzeptiert auch noch Platz vier. Jetzt muss man dranbleiben."

Dauerthema Nummer eins auf Schalke ist die Frage, bleibt Raúl oder geht er? "Wir wollen gerne mit ihm um ein Jahr verlängern. Und wir haben ganz klare Vorstellungen, welcher Rahmen für uns möglich ist", sagte Tönnies. Der 34 Jahre alte Spanier habe ein gutes Angebot vorliegen. "Jetzt liegt der Ball bei ihm: Er muss sagen, ich bleibe oder ich gehe." Zuletzt hatte nicht nur Stevens Skepsis geäußert, ob der Sympathieträger sportlich auch im nächsten Jahr noch die hohen Erwartungen erfüllt. Tönnies bezeichnete es als einen Akt der Loyalität, Raúl einen neuen Vertrag anzubieten. "Wir hatten zwei tolle Jahre mit ihm. Wenn er den Wunsch hat zu verlängern, warum sollten wir uns nicht mit dem Gedanken beschäftigen?"

"Pils, Hörma und Maloche"

Restlos überzeugt ist Tönnies von Manager Heldt, der mit Stevens die Mannschaft weiterentwickeln soll. Heldt sei "mit einer hohen sozialen Kompetenz ausgestattet, sehr verlässlich und ein Fußball-Fachmann, wie ich ihn noch nicht gesehen habe". Auch eine längerfristige Zusammenarbeit mit Stevens über 2013 hinaus kann sich Tönnies vorstellen, zumal der Niederländer sich positiv verändert habe. "Ich denke, dass Huub noch gute Jahre hat auf Schalke."

Tönnies ist es wichtig, dass der einstige Arbeiterverein seiner Tradition verpflichtet bleibt, bodenständig und volksnah: "Wir brauchen ein verrücktes Stadion und die Fans, die wir haben: kein Schickimicki, kein Champagner, sondern Bratwurst, Pils, Hörma und Maloche", erklärte Tönnies. Die Rivalen FC Bayern und BVB seien nicht weit weg. Und der Rückstand soll weiter schrumpfen: "Wir haben inzwischen 108.000 Mitglieder und 6,5 Millionen Sympathisanten in Deutschland, die den Schalke-Virus haben. Das ist ein Kraftpaket, das ist der zweitgrößte deutsche Sportverein. Daraus entwickeln wir unsere Kraft."

Quelle: ntv.de, Ulli Brünger und Andreas Schirmer, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen