Nur noch viermal Bundesliga? Traditionsquartett vorm Absturz
14.04.2012, 06:37 Uhr
Der Hamburger SV ist in seinem Selbstverständnis immer noch ein großer deutscher Fußballklub. Ganz real sind die Hanseaten momentan bestenfalls ein Riesenzwerg und in akuter Abstiegsgefahr.
(Foto: dpa)
Noch vier Erstligaspiele, und dann Schluss? Die Traditionsteams aus Hamburg, Berlin und Köln taumeln dem Abstieg entgegen, Kaiserslautern ist ohnehin nur noch mit einem riesigen Fußballwunder zu retten. Die meiste Zuversicht im dramatischen Abstiegskampf versprüht ausgerechnet der kleine FC Augsburg.
Das Grauen nimmt kein Ende: In Köln wird in letzter Verzweiflung der Trainer ausgetauscht, beim Hamburger SV stehen angeblich "keine richtigen Männer" auf dem Platz und bei der Hertha aus Berlin wirkt Trainer Otto Rehhagel immer ratloser. Ausgerechnet der kleine FC Augsburg versprüht im dramatischen Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga die meiste Zuversicht. Der 1. FC Kaiserslautern scheint mit neun Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz ohnehin schon abgestiegen.

Nach dem Hoffenheim-Debakel und vor dem Nord-Derby gegen Hannover versucht es HSV-Coach Thorsten Fink mit der Devise: Es war nicht alles gut, aber auch nicht alles schlecht.
(Foto: dpa)
Zusammen haben die Traditionsklubs aus Hamburg, Köln und Berlin elf deutsche Meisterschaften, sieben DFB-Pokalsiege und zwei Europapokalsiege eingefahren - doch vier Spieltage vor Saisonende taumeln sie immer schneller der 2. Liga entgegen. In Hamburg erhöhte Trainer Thorsten Fink deshalb nach dem Gruselkick bei 1899 Hoffenheim (0:4) und vor der Partie gegen Hannover 96 (Samstag, 15.30 Uhr/im n-tv.de Liveticker) den Druck auf sein Team und versuchte gleichzeitig, nicht alles schlecht zu machen.
"Am Samstag muss jeder im Stadion von der ersten Minute merken, auch die Hannoveraner, dass da eine Mannschaft gegen den Abstieg kämpft, den Unterschied will ich sehen", sagte Fink, "ich bin kampfeslustig und werde sie auf das Spiel erneut heiß machen, meine Power und Energie auf die Mannschaft übertragen. Das ist mein Job." Und der steht in Hamburg auch nach nur acht Punkten aus den vergangenen zehn Spielen nicht zur Disposition. Von dieser Rückendeckung konnte Ståle Solbakken in Köln zuletzt nur träumen.
14. | ![]() | Hamburger SV | 30 | 33:55 | 31 | |
15. | ![]() | FC Augsburg | 30 | 32:47 | 30 | |
16. | ![]() | 1.FC Köln | 30 | 36:63 | 29 | |
17. | ![]() | Hertha BSC | 30 | 31:54 | 27 | |
18. | ![]() | 1.FC Kaiserslautern | 30 | 19:44 | 20 |
Restprogramme:
Hamburger SV | ||||||||
![]() | (H) | ![]() | (A) | ![]() | (H) | ![]() | (A) | |
FC Augsburg | ||||||||
![]() | (A) | ![]() | (H) | ![]() | (A) | ![]() | (H) | |
1. FC Köln | ||||||||
![]() | (A) | ![]() | (H) | ![]() | (A) | ![]() | (H) | |
Hertha BSC | ||||||||
![]() | (A) | ![]() | (H) | ![]() | (A) | ![]() | (H) | |
1. FC Kaiserslautern | ||||||||
![]() | (H) | ![]() | (A) | ![]() | (H) | ![]() | (H) |
Nach einer wochenlangen Hängepartie, desolaten Leistungen und vielen Disziplinlosigkeiten seiner Profis wurde der Norweger am Donnerstag entlassen, zermürbt vom Leben in der Domstadt. Der alte und neue FC-Trainer Frank Schaefer soll in den verbleibenden Spielen die Kölner Chaos-Tage beenden - am besten mit einem Sieg im brisanten Derby bei Champions-League-Aspirant Borussia Mönchengladbach am Sonntag. Vom Klassenerhalt ist er überzeugt. "Sonst hätte ich die Aufgabe nicht übernommen", sagte Schaefer, "wir müssen uns als absolute Einheit präsentieren".
Durchhalteparolen in Berlin
Während der Trainerwechsel in Köln im Saisonendspurt neue Hoffnung entfacht hat, ist die in Berlin unter Rehhagel längst in Ernüchterung umgeschlagen. Seine Analysen gleichen nach nur acht von 24 möglichen Punkten Durchhalteparolen.
"Alle müssen Flagge zeigen und bereit sein, 90 Minuten leidenschaftlich zu kämpfen. Wir müssen die Fehlerquote auf ein Minimum reduzieren", sagte der vor zwei Monaten als Messias empfangene Rehhagel vor dem Duell bei Bayer Leverkusen am Samstag (15.30 Uhr). Zudem kritisierte der Trainer-Oldie seine sogenannten Führungsspieler Andreas Ottl, Raffael und Lewan Kobiaschwili: "Sie müssen auf dem Platz einfach lauter werden, sie müssen viel mehr aus sich herausgehen. Da muss ich viele Gespräche führen, da muss ich die Jungs mental darauf vorbereiten."
Auch beim HSV vermisst Klub-Idol Horst Hrubesch den nötigen Charakter. "Mir fehlt die letzte Überzeugung und Aggressivität. Du kannst ja verlieren, aber du musst dich wehren", sagte der ehemalige Stürmer: "Manchmal hat man das Gefühl, da stehen keine richtigen Männer auf dem Platz. Die Mannschaft hat einfach nicht die Qualität, sonst würden sie nicht da unten stehen."
Augsburg zufrieden mit brenzlig
Unten steht auch der FC Augsburg. Aber die Schwaben haben schon vor Saisonbeginn gewusst, dass sie bis zum Ende gegen den Abstieg kämpfen würden. Entsprechend vorbereitet sind sie auf die momentane Drucksituation und scheinen sich fast zu freuen, dass sie den Klassenerhalt zu diesem Zeitpunkt der Saison noch in den eigenen Händen haben.
"Die Situation ist natürlich brenzlig. Aber wir haben es uns erarbeitet, dass wir noch um den Klassenerhalt kämpfen", sagte Torwart Simon Jentzsch. Und Manager Andreas Rettig meinte trotz der jüngsten Niederlage gegen Stuttgart: "Unsere Lage hat sich verbessert. Da muss man nicht Mathematik studiert haben. Wir haben unseren Tabellenplatz gehalten und können es immer noch aus eigener Kraft schaffen." In der Hinrunde holte der FCA gegen seine vier ausstehenden Gegner immerhin sieben Punkte. Die würden wohl zum Klassenerhalt reichen.
Quelle: ntv.de, Kristof Stühm, sid