"Wofür haben wir den VAR?" Tritt ins Gesicht macht Kellerkind Mainz fassungslos
08.02.2024, 08:13 Uhr
Schiedsrichter Petersen sah den Tritt gegen Ajorque im Spiel nicht.
(Foto: picture alliance / Hasan Bratic)
Im Bundesliga-Abstiegskampf trennen sich Mainz und Union Berlin 1:1. Das Ergebnis spielt danach aber eine untergeordnete Rolle. Vor allem für die Mainzer, die sich über eine strittige Szene empören. Die Erklärung von Schiedsrichter Petersen wirft mehr Fragen auf.
Der FSV Mainz 05 hat sich nach dem 1:1 gegen den 1. FC Union Berlin über eine umstrittene Schiedsrichter-Entscheidung empört. "Unglaublich, ich habe keine Worte", sagte Mittelfeldspieler Nadiem Amiri nach der Partie am Mittwochabend bei DAZN. Grund des Ärgers war eine Situation in der zehnten Minute, als der Mainzer Stürmer Ludovic Ajorque im gegnerischen Strafraum vom Berliner Robin Knoche per Fuß am Kopf getroffen wurde. Ajorque blutete am Kopf und musste behandelt werden, dennoch hatte Schiedsrichter Martin Petersen nicht auf Elfmeter entschieden.
"Für was haben wir denn den Videobeweis? Ich verstehe es nicht", klagte Amiri. "Das ist doch ganz klar Elfmeter. Der tritt ihm mit den Stollen ins Gesicht. Ich glaube, seine Nase ist gebrochen. Der blutet das ganze Spiel, und es ist kein Elfmeter, oder was?"
Auch sein Mannschaftskollege Jonathan Burkardt konnte es nicht fassen. "Es ist ja unglaublich", meinte der Stürmer, der das 1:0 (45.+8 Minute) erzielt hatte. "Das tut wirklich weh, für mich ein ganz klarer Elfmeter. Ich weiß gar nicht, was da die Argumentation im Nachhinein ist. Das musst du auf den Bildern sehen."
"Dafür habe ich kein Verständnis"
Mainz-Trainer Jan Siewert konnte sich ebenfalls nicht mit der Entscheidung anfreunden. "Das ist wirklich extrem bitter für uns. Da hab ich auch kein Verständnis dafür, dass man diesen Elfmeter nicht gibt", erklärte er sichtlich aufgebracht auf der Pressekonferenz: "Ludo ist klar mit dem Kopf zuerst am Ball und er tritt ihm dann voll ins Gesicht. Das ist unfassbar für mich. Wer hier eine andere Meinung hat, der soll mich mal davon überzeugen, das geht glaube ich nicht."
Anstatt auf Strafstoß hatte Petersen nach der langen Verletzungsunterbrechung auf Eckball entschieden. Eine Entscheidung, die er nach Ansicht der Bilder womöglich nicht getroffen hätte. "Das ist natürlich nicht die Szene, die ich im Spiel gesehen habe, ich habe von der anderen Seite darauf geguckt," erklärte der Schiedsrichter nach der Partie. "Ich hatte im Spiel auch gesehen, dass der Ball gespielt wird, hatte aber durch meine Positionierung den langen Fuß nicht gesehen und da auch die Spitze des Fußes nicht, die das Gesicht trifft."
Warum der VAR nicht eingriff
Petersen ergänzte zu der Situation: "Zusätzlich habe ich noch wahrgenommen, dass der Spieler mit dem Kopf nach unten und relativ beugend dasteht. Das war dann meine Begründung zu sagen, es gibt Eckstoß." Eine Argumentation, die so Bestand haben könnte, wäre da nicht der VAR. Der soll dem Fußball mehr Gerechtigkeit bringen. Er hätte nach menschlichem Ermessen in seinem Kölner Keller auch aufgrund der Gesichtsverletzung von Ajorque genug Zeit gehabt, den Tritt zu erkennen.
Auch dazu äußerte sich Petersen nach dem Spiel: "In so einem Fall findet immer eine Kommunikation statt und ich habe meine Perspektive dargestellt. Er hat dann die Bilder angeschaut, auf meine Argumente überprüft und ist dann zu dem Ergebnis gekommen, dass man durchaus Strafstoß hätte geben können, aber es auch Argumente dagegen gibt und wir uns in einem Graubereich befinden." Daher habe der VAR nicht eingegriffen.
Ein Fehler, wie Petersen nach Ansicht der Bilder sagte: "Im Nachgang finde ich schon, dass die Argumente mehr für Elfmeter sprechen und wäre auch glücklicher gewesen, Elfmeter zu geben." Und so waren nach dem Spiel nicht nur die Mainzer unglücklich, sondern auch der Schiedsrichter, der ankündigte, die Ereignisse mit seinem Team "kritisch aufzuarbeiten".
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid