Mainzer Trainerrochade Überraschend, konsequent, riskant
03.08.2009, 16:57 UhrKaum war er in der Eliteklasse angekommen, da war er auch schon wieder weg: Nur bei einem Pflichtspiel durfte Jörn Andersen als Trainer eines Fußball-Bundesligisten an der Seitenlinie stehen - und ausgerechnet diese Partie wurde dem Trainer von Aufsteiger FSV Mainz 05 zum Verhängnis.
Ein 1:2 in der ersten Runde des DFB-Pokals beim Viertligisten VfB Lübeck - und die FSV-Chefetage setzte den Norweger vor die Tür. Noch ein kleines Dankeschön für den Aufstieg zum Abschied und das Kapitel Andersen war nach rund einem Jahr bereits geschlossen.

Gestürzter Aufstiegsheld: Jörn Andersen.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Allein die Tatsache, dass der Coach trotz des Aufstiegs seinen kompletten Kredit in der Chefetage so schnell verbraucht hatte, belegt die tiefen Risse zwischen Mannschaft und Trainer. Kein Vorstand der Welt wirft ohne handfeste Gründe seinen Aufstiegshelden noch vor dem ersten Spieltag raus und sorgt angesichts der Kurzfristigkeit für ein Bundesliga-Novum. Die Pokalpleite war nicht der Hauptgrund. Sie war nur der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
Schweres Erbe
Andersen, der als Nachfolger von FSV-Ikone Jürgen Klopp ohnehin ein schweres Erbe angetreten hatte, fand keinen Draht mehr zu den Profis. Er beschnitt deren Rechte, pflegte zu oft einen rauen Umgangston und war wohl auch durch sein hartes Training für die anhaltende Verletztenmisere zumindest mitverantwortlich.
Der Schritt der Verantwortlichen, die sich mittelfristig mit ihrer im Bau befindlichen neuen Arena in der Bundesliga etablieren wollen, war deshalb konsequent. Zu groß war das Risiko, dass man schon zu Saisonbeginn wegen der Auseinandersetzungen zwischen Spielern und Trainer im Kampf um den Klassenerhalt entscheidend an Boden verliert.

Befördert: Nachwuchscoach Thomas Tuchel ist ab sofort für die Profis verantwortlich.
(Foto: dpa)
Allerdings ist das Risiko, mit dem erst 35 Jahre alten Nobody Thomas Tuchel in die Saison zu starten, nicht kleiner. Die Bosse halten offenbar große Stücke auf den Trainer-Neuling, der zuletzt mit den Mainzer Junioren deutscher Meister wurde. Die Frage ist, ob sie für ihr Risiko belohnt werden.
Quelle: ntv.de, Ein Kommentar von Alexander Sarter, sid