Provozierte Platzverweise gegen Ajax Uefa ermittelt gegen Real Madrid
25.11.2010, 18:44 Uhr
Xabi Alonso (r.) brauchte vier Anläufe und mehr als 20 Sekunden für einen Freistoß. Dann flog er endlich vom Platz und war am Boden zerstört.
(Foto: dpa)
In der Affäre um die beiden ganz offensichtlich absichtlich herbeigeführten Platzverweise ermittelt die Europäische Fußball-Union (UEFA) gegen Real Madrids Trainer Jose Mourinho und vier Spieler. Scharfe Sanktionen für die Posse in Amsterdam muss der Verein nicht fürchten.
Real Madrids Trainer José Mourinho droht Ärger: Die Disziplinarkommission der Europäischen Fußball-Union (Uefa) hat Untersuchungen gegen den Starcoach wegen "unsportlichen Verhaltens" eingeleitet. Mourinho wird vorgeworfen, im Champions-League-Spiel der Spanier beim 4:0 bei Ajax Amsterdam Xabi Alonso und Sergio Ramos animiert zu haben, ihren Platzverweis per Gelb-Roter Karte zu provozieren. Damit gehen die beiden Spieler unbelastet ins Achtelfinale.
Der Fall wird bei der Uefa am 30. November verhandelt. Neben den beiden Spielern wird auch gegen Torhüter Iker Casillas und Ersatzkeeper Jerzy Dudek ermittelt. Alonso und Ramos waren in der Endphase der Partie wegen Zeitspiels vom Platz gestellt worden. Spanische Medien hatten keinen Zweifel daran, dass die Real-Profis sich die Platzverweise absichtlich eingehandelt hatten, um die anstehende Sperre im letzten Gruppenspiel gegen AJ Auxerre verbüßen zu können. Für die Madrilenen ist die Partie gegen die Franzosen bedeutungslos, weil sie bereits als Gruppensieger feststehen.
Plumpeste Provokation

Unsportliche Instruktionen: Jose Mourinho weist seinen Spieler Xabi Alonso an, der fliegt wenig später vom Platz. Gleiches gilt für Sergio Ramos (unten), der über Ersatztorwart Dudek und Keeper Casillas instruiert wird.
(Foto: Screenshot nos.nl)
Zudem war die Art und Weise, wie Alonso und Ramos beim Stand von 4:0 für ihr Team auf Zeit spielten, wirklich äußerst plump. Alonso brauchte in der 87. Minute über 20 Sekunden, um einen Freistoß an der Mittellinie auszuführen. Viermal brach er den Anlauf ab. Nachdem er endlich Gelb-Rot gesehen hatte, verließ er den Platz ohne jeden Protest. Sergio Ramos, der sich bei einem Torabstoß in der 91. Minute unendlich viel Zeit ließ, gab dem Referee vor seinem Abgang sogar freundlich die Hand.
In Spanien wurde vermutet, dass Mourinho die Profis angewiesen hatte, sich Gelb-Rot einzuhandeln. Die Medien veröffentlichten Aufnahmen, die den Coach am Spielfeldrand im Gespräch mit Alonso zeigen. An Sergio Ramos soll die Order auf dem Wege der "stillen Post" gegangen sein: Eine Serie von Pressefotos ließ erahnen, dass Mourinho die Anweisung zuerst auf der Bank dem Ersatzkeeper Dudek übermittelte, dieser sie Nationaltorwart Casillas weitergab, der dann schließlich Ramos informierte.
Mourinho und die Real-Spieler bestritten die Medienberichte. Nach dem Abpfiff hatte sich Mourinho sogar über die Platzverweise beschwert, während des Spiels warf er als Reaktion auf die Gelb-Roten Karten seine Wasserflasche auf den Boden. Ramos teilte inzwischen auf der Real-Homepage mit: "Ich fürchte keine Konsequenzen, weil ich nicht gegen die Regeln verstoßen habe."
"Mach et, Otze" - auf Spanisch
Die ganze Angelegenheit erinnert an einen Fall aus dem Jahr 1991. Kölns damaliger Trainer Erich Rutemöller hatte im Pokal-Halbfinale gegen den MSV Duisburg Stürmer Frank "Otze" Ordenewitz mit dem berühmt gewordenen Spruch "Mach et, Otze!" dazu aufgefordert, sich eine Rote Karte einzuhandeln. Damit hätte Ordenewitz die Strafe in der Bundesliga abbrummen und im Pokalfinale mitspielen können. Kurz vor dem Ende schlug der Profi des 1. FC Köln den Ball weg und wurde wie erhofft vom Feld gestellt. Dumm nur, dass Rutemöller vor TV-Kameras den Vorfall später ausplauderte und der damalige DFB-Chefankläger Hans Kindermann Ordenewitz für das Endspiel gegen Bremen sperrte.
Dass Mourinho und seine Spieler ebenso hart bestraft werden, ist indes unwahrscheinlich. Als sich in der Saison 2008/09 die beiden Lyon-Profis Juninho und Cris in der Champions League absichtlich vom Platz stellen ließen, wurden sie von der Uefa lediglich zu einer Geldstrafe von 10.000 bzw. 15.000 Euro verurteilt. Eine abschreckende Wirkung hatte dieses Strafmaß ganz offensichtlich nicht.
Quelle: ntv.de, cwo/dpa/sid