Albtraum für Manchester City Uwe Rösler mischt Fußball-England auf
10.03.2014, 16:54 Uhr
"Ich bin so stolz auf die Mannschaft": Uwe Rösler.
(Foto: AP)
Der deutsche Trainer Uwe Rösler und der englische Fußball-Zweitligist Wigan Athletic demütigten Manchester City im FA-Cup, sorgen für Schlagzeilen - und Verzweiflung beim Gegner. "Wir haben gespielt mit dem Aktionsradius einer Untertasse".
Für den größten Triumph seiner Karriere als Trainer hätte sich Uwe Rösler wohl gerne einen anderen Gegner ausgesucht als Manchester City - denn das ist der Verein seines Herzens. Bei den Citizens ist der Coach des englischen Fußball-Zweitligisten Wigan Athletic eine Legende. Er wird verehrt und gefeiert. Daran wird sich nichts ändern, auch wenn Rösler ManCity am Sonntag mit 2:1 sensationell aus dem FA-Cup geworfen hat.
Bei seiner Rückkehr nach Manchester stand der gebürtige Thüringer im Rampenlicht. Etwa 20 Fotografen hatten sich vor Spielbeginn um ihn versammelt. Bei ManCity-Coach Manuel Pellegrini warteten bloß vier. Während der Partie war Rösler ruhig geblieben. Er jubelte weder über die beiden Tore noch über den Halbfinaleinzug, sondern reichte Pellegrini danach die Hand und verschwand im Tunnel. Hinterher sagte er nur: "Ich bin so stolz auf die Mannschaft."
Seine Bande zu den Citizens sind zu eng. Von 1994 bis 1998 stürmte er für den Club und erzielte in 153 Spielen 50 Tore. Er wurde in die Hall of Fame aufgenommen. Als er später gegen den Krebs kämpfte, sangen die Fans seinen Namen. Außerdem hat Rösler seine beiden Söhne nach City-Legenden benannt. Im Halbfinale würde Rösler wieder über Tore jubeln. Am 13. April geht es gegen den FC Arsenal mit dem deutschen Trio Mesut Özil, Per Mertesacker und Lukas Podolski. Die Londoner hatten den FC Everton mit 4:1 besiegt.
"Wigan wird für Manchester zum Albtraum"
Für Rösler und Wigan geht es nun darum, zum zweiten Mal in Folge das Endspiel des ältesten Fußball-Wettbewerbs der Welt zu erreichen, das am 17. Mai in Wembley stattfindet. Im vergangen Jahr gewann Athletic sogar den Cup - mit 1:0 gegen, genau, Manchester City. . "Wigan wird für Manchester zum Albtraum", schrieb der Daily Mirror deshalb nach dem jüngsten Coup. In der vergangenen Saison hieß Wigans allerdings noch Roberto Martinez. Rösler berichtete, er habe sich die Videos vom letztjährigen Finale angesehen und sich an der damaligen Taktik des Spaniers orientiert. Mit Erfolg.
Die Treffer von Jordi Gómez (27., Foulelfmeter) und James Perch (47.) trieben die Gastgeber zur Verzweiflung und Pellegrini drei Tage vor dem Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Mittwoch beim FC Barcelona (Hinspiel 0:2) auf die Palme. "Wir haben gespielt mit dem Aktionsradius einer Untertasse", fluchte der Chilene. Seine Mannschaft habe sich vermutlich nicht vorstellen können, zweimal nacheinander gegen Wigan zu verlieren. Seine Fußball-Millionäre hatten schon längst den Faden im Spiel verloren, als Samir Nasri (68.) der Anschlusstreffer gelang. Wigan rettete den Vorsprung mit Kampf und Leidenschaft ins Ziel.
Rösler ist zum großen Hoffnungsträger des Vereins in der Industriestadt im Nordwesten von England geworden - nicht nur im FA-Cup. Erst am 7. Dezember vergangenen Jahres war Rösler vom Drittligisten FC Brentford als Nachfolger von Owen Coyle zu den "Latics" gekommen. Unter dem Regiment des ehemaligen Bundesliga-Torjägers - unter anderem beim 1. FC Nürnberg und 1. FC Kaiserslautern - verlor Wigan nur zwei von 21 Pflichtspielen, viermal gab's ein Unentschieden. Derzeit belegt Wigan, das im vergangenen Jahr als erster FA-Cup-Gewinner und gleichzeitiger Absteiger aus der Erstklassigkeit in die Geschichte einging, in der First Division Rang sieben, mit besten Aussichten auf einen Relegationsplatz. Mit dem Schwung der Pokalsensation geht Wigan nunmehr in das Heimspiel am Mittwoch gegen Sheffield Wednesday. Einer der begehrtesten Interviewpartner im Vorfeld war natürlich Uwe Rösler.
Quelle: ntv.de, sid/dpa