Abstiegsangst statt Derbyfieber VfB zum Kellerduell in Freiburg
22.01.2010, 14:11 Uhr
Das 0:2 zum Rückrundenauftakt in Freiburg war das vierte sieglose Spiel in Folge für die Breisgauer.
(Foto: dpa)
Das Prestige-Derby als Kampf um den Klassenerhalt: Der wiedererstarkte VfB Stuttgart setzt beim angeschlagenen Aufsteiger SC Freiburg auf den "Gross-Effekt" und will einen weiteren Schritt aus der Gefahrenzone der Fußball-Bundesliga machen. Die Gastgeber stapeln tief, bleiben aber gelassen.
Noch vor vier Spieltagen wäre das baden-württembergischen Bundesliga-Duell zwischen dem SC Freiburg und dem VfB Stuttgart ein Duell "Überraschung" (Freiburg) gegen "Enttäuschung" (Stuttgart) gewesen. Seitdem aber hat der Aufsteiger kein Spiel mehr gewonnen und der Champions-League-Achtelfinalist keines verloren. Für Freiburgs Trainer Robin Dutt sind die Gäste aus Stuttgart deshalb ab 20.30 Uhr der klare Favorit: "Rein tabellarisch sind die Stuttgarter mit uns auf Augenhöhe. Aber eigentlich haben sie die ja schon seit einigen Spielen wieder verlassen."
Sieben von neun möglichen Punkten hat der VfB unter seinem Schweizer Coach Christian Gross geholt, in Freiburg soll diese Erfolgsserie ausgebaut werden – und dennoch warnt Gross seine Spieler davor, sich gedanklich schon aus dem Abstiegskampf zu verabschieden. "Wir stehen in der Tabelle nur zwei Punkte vor dem Relegationsplatz. Wir dürfen jetzt nicht denken, dass schon wieder alles in Ordnung ist. Das ist ein sehr delikates Spiel. Das ist Abstiegskampf pur", dämpfte der 55-Jährige die Euphorie nach dem 3:1 zum Rückrundenstart gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg. Auch Manager Horst Heldt betonte: "Wir sind noch nicht über den Berg. Mit einer Niederlage in Freiburg sind wir schnell wieder unten drin."
Fast alle VfBler fit
Trotzdem sprechen der sportliche Trend und die individuelle Klasse für den VfB. Das glaubt auch "Kicker"-Herausgeber Rainer Holzschuh, der sogar auf einen 4:1-Auswärtssieg des VfB Stuttgart tippt. Da Gross abgesehen von Jens Lehmanns Rotsperre und Cacaus Leistenproblemen keine Personalsorgen mehr hat, droht beim VfB sogar Nationalspielern wie Zdravko Kuzmanovic, Thomas Hitzlsperger oder Khalid Boulahrouz weiterhin die Bank. Der SC Freiburg könnte sich nicht einmal einen von ihnen für die Stammelf leisten. "Wir werden elf gute Einzelleistungen brauchen, um Stuttgart zu schlagen", sagte Dutt. Dass ihm Pavel Krmas (Wadenverletzung) sowie Hamed Namouchi (Muskelfaserriss) fehlen und der Einsatz von Tommy Bechmann (Probleme in der Fußsohle) fraglich ist, macht die Sache nicht leichter.
Für Dutt sowie seine Spieler Heiko Butscher, Julian Schuster, Oliver Barth, Michael Langer und Manuel Salz (fehlt wegen einer Rückenverletzung) ist dieses Derby etwas ganz Besonderes: Sie kommen aus Stuttgart oder haben schon einmal für den VfB oder einen anderen Stuttgarter Verein gespielt. "Natürlich ist mir der VfB und sein Umfeld besser bekannt als andere Bundesliga-Vereine", sagte Dutt. Von 2002 bis 2007 trainierte er die Stuttgarter Kickers.
Toprak vor Heimdebüt

Nach seinem Bundesliga-Debüt in Hamburg steht Ömer Toprak nun vor seinem Premierenspiel im eigenen Stadion.
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Trotz vier sieglosen Spielen in Folge und der prekären Situation auf Platz 15 bleibt Dutt aber gelassen. "Wir halten uns nun seit Monaten konstant über dem Strich, weil wir immer wieder wichtige Punkte erspielen. Für unsere Gegner ist es auch nicht immer einfach, gegen uns zu spielen", sagte Dutt. Allerdings haben die Breisgauer vor allem zu Hause bislang große Schwächen gezeigt und als schlechteste Heimmannschaft der Liga erst einmal gewonnen.
Hoffnungsträger ist U19-Europameister Ömer Toprak. Sieben Monate nach seinem schweren Kart-Unfall läuft der Innenverteidiger, der am vergangenen Wochenende beim 0:2 beim Hamburger SV nach seiner Einwechslung in der 65. Minute sein Erstligadebüt feierte, erstmals vor heimischen Fans auf.
Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
SC Freiburg: Pouplin - Mendy, Toprak, Butscher, Bastians - Banovic, Makiadi - Abdessadki, Caligiuri - Reisinger, Jäger. - Trainer: Dutt
VfB Stuttgart: Ulreich - Celozzi, Tasci, Niedermeier (Delpierre), Molinaro - Khedira - Hilbert, Hleb, Träsch - Marica, Pogrebnjak. - Trainer: Gross
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Quelle: ntv.de, sid/dpa